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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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geholfen haben. Vergessen Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Gehen Sie mit Ihrer Frau in Ihr Zimmer; morgen wollen wir weiter darüber sprechen.«
    Als sie fort waren, sahen wir wieder aus dem Fenster. Sir Henry hatte es aufgestoßen, und der kalte Nachtwind schlug uns ins Gesicht. In der finsteren Ferne glomm noch immer das gelbe Lichtpünktchen.
    »Ich wundere mich, dass er das wagt!«, rief Sir Henry.
    »Vielleicht ist das Licht so aufgestellt, dass es nur von hier aus sichtbar ist.«
    »Höchstwahrscheinlich. Wie weit ist es Ihrer Meinung nach entfernt?«
    »Es scheint mir bei Clest Tor zu sein.«
    »Also nur eine oder zwei Meilen von hier?«
    »Kaum so weit!«
    »Jedenfalls kann es nicht sehr weit sein, da Barrymore die Lebensmittel hinauszubringen hatte. Und da draußen wartet der Schurke, neben seinem Licht! Zum Donnerwetter, Watson, ich will hinaus und den Kerl festnehmen!«
    Derselbe Gedanke war auch mir schon gekommen. Es konnte nicht davon die Rede sein, dass die Barrymores uns ins Vertrauen gezogen hatten. Ihr Geheimnis war ihnen mit Gewalt entrissen worden. Der Mann war eine Gefahr für die menschliche Gesellschaft, ein unbarmherziger Schurke, für den es kein Erbarmen und kein Mitleid gab. Wir taten nur unsere Pflicht, wenn wir ihn an den Ort zurückbrachten, wo er keinen Schaden anrichten konnte. Ließen wir diesen rohen, gewalttätigen Verbrecher aus den Händen, würden andere dafür büßen müssen. Jede Nacht waren zum Beispiel unsere Nachbarn, die Stapletons, durch einen Angriff von ihm bedroht; vielleicht war es dieser letztere Gedanke, der Sir Henry so besonders erpicht auf das Abenteuer machte.
    »Ich werde mitkommen«, sagte ich.
    »Dann holen Sie Ihren Revolver und ziehen Sie Ihre Stiefel an. Je eher wir uns auf den Weg machen, desto besser, sonst bläst der Kerl vielleicht sein Licht aus und macht sich davon.«
    Keine fünf Minuten später waren wir draußen. Schnell durchschritten wir den finsteren Baumgarten; der Nachtwind brauste eintönig, die fallenden Blätter raschelten. Die Nachtluft war drückend schwer von Nebel und Dunst. Ab und zu wurde der Mond für einen Augenblick sichtbar, aber der Himmel war dicht von eilenden Wolken überzogen, und gerade als wir auf das Moor hinaustraten, begann ein feiner Regen zu fallen. Das Licht brannte noch immer gerade vor uns auf demselben Fleck.
    »Sind Sie bewaffnet?«, fragte ich.
    »Ich habe einen Reitstock mit Bleiknopf.«
    »Wir müssen blitzschnell über ihn herfallen, denn er soll ein ganz verzweifelter Geselle sein. Wir werden ihn überraschen und ihn wehrlos machen, ehe er nur an Widerstand denken kann.«
    »Na, Watson«, sagte der Baronet, »was würde Holmes hierzu sagen? Wie war’s doch mit der Stunde der Finsternis, da die Macht des Bösen entfesselt ist?«
    Gleichsam als Antwort auf diese Frage erhob sich plötzlich aus der düsteren weiten Fläche des Moors jener seltsame Schrei, den ich schon einmal, am Rand des großen Grimpener Sumpfes, vernommen hatte. Der Wind trug ihn durch das nächtliche Schweigen zu uns heran – ein langes, tiefes Stöhnen, dann ein anschwellendes Heulen und dann das grausige Seufzen, worin es ausklang. Immer und immer wieder erhob sich der Laut, die ganze Luft schien von dem wilden, drohenden, durchdringenden Klang erfüllt zu sein. Der Baronet packte mich am Ärmel, und ich sah trotz der Finsternis, dass sein Gesicht leichenblass geworden war.
    »Um Gottes willen, was ist das, Watson?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist ein Laut, der dem Moor eigentümlich ist. Ich hörte ihn früher schon einmal.«
    Der Ton verstummte, und tiefstes Schweigen umhüllte uns. Wir lauschten mit Anspannung aller unserer Gehörnerven, aber es kam nichts mehr.
    »Watson«, sagte der Baronet, »es war das Geheul eines Hundes.«
    Mir erstarrte das Blut in den Adern, denn seine Stimme klang ganz gebrochen; offenbar hatte ihn ein plötzliches Entsetzen gepackt.
    »Wie nennt man diesen Laut?«, fragte er.
    »Wer?«
    »Nun, die Leute hier in der Gegend.«
    »Ach, das ist ja unwissendes Volk. Was kümmert es Sie, was die Leute darüber sagen?«
    »Sprechen Sie, Watson! Was sagen sie darüber?«
    Ich zauderte, aber ich konnte der Beantwortung der Frage nicht ausweichen.
    »Man sagt, es sei das Geheul des Baskerville-Hundes.«
    Er stöhnte und schwieg einige Augenblicke. Endlich sagte er:
    »Ein Hund war es; aber das Geheul schien aus weiter Ferne zu kommen; von dort drüben her, glaube ich.«
    »Es lässt sich schwer angeben, woher es

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