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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Geringste zu tun; sie hatte nämlich gegen seinen Willen geheiratet, und vielleicht hatte er auch sonst noch einige Gründe. Sie hat daher mit dem alten Sünder sowohl wie mit dem jungen einen ziemlich schweren Stand gehabt.«
    »Wovon lebt sie?«
    »Ich glaube, der alte Frankland hat ihr ’ne Kleinigkeit ausgesetzt; viel kann das jedenfalls nicht sein, denn mit seinen eigenen Verhältnissen steht es ziemlich faul. Mag sie nun auch an ihrem Unglück selber schuld sein, jedenfalls konnten wir nicht ruhig mit ansehen, dass sie hoffnungslos unter die Räder kam. Man beschäftigte sich mit ihrer Lage, und verschiedene von den Leuten hier in der Gegend sprangen ihr bei, um ihr einen anständigen Erwerb zu ermöglichen. Stapleton tat etwas und Sir Charles ebenfalls; ich steuerte auch eine Kleinigkeit bei. Sie schaffte sich eine Schreibmaschine an und lebt nun von der Anfertigung von Abschriften.«
    Er wollte wissen, warum ich fragte, doch gelang es mir, seine Neugier zu befriedigen, ohne ihm allzu viel zu sagen, denn wir haben durchaus keinen Anlass, jedermann ins Vertrauen zu ziehen. Morgen früh werde ich mich nach Coombe Tracey aufmachen, und wenn es mir gelingt, diese Mrs Laura Lyons von etwas zweifelhaftem Ruf zu sprechen, bringt uns dies der Aufklärung von einem der vielen geheimnisvollen Ereignisse um ein gutes Stück näher. Ich kann von mir sagen, dass ich heute klug wie eine Schlange gewesen bin, denn als Dr. Mortimer mit seinen Fragen ein bisschen gar zu unbequem wurde, fragte ich ihn so ganz nebenbei, zu welchem Typus eigentlich Franklands Schädel gehöre. Die Folge davon war, dass ich während des ganzen Restes unserer Fahrt nichts als Schädellehre zu hören bekam. Ja, ich habe nicht umsonst jahrelang mit Sherlock Holmes zusammen gelebt!
    Von dem heutigen trüben Regentag habe ich nur noch einen einzigen Vorfall zu verzeichnen. Ich hatte nämlich gerade eben eine Unterhaltung mit Barrymore und bekam dabei eine Trumpfkarte in die Hand, die sich gewiss als wertvoll erweisen wird, wenn der rechte Zeitpunkt da ist.
    Mortimer blieb bei uns zu Tisch, und nach dem Essen spielten der Baronet und er Ecarté. Ich ging ins Bibliothekszimmer und ließ mir dorthin von Barrymore meinen Kaffee bringen. Da die Gelegenheit günstig war, benutzte ich sie, ein paar Fragen an ihn zu richten.
    »Na?«, sagte ich. »Ist denn nun Ihr braver Verwandter fort oder haust er noch auf dem Moor?«
    »Ich weiß es nicht, Herr. Ich hoffe zu Gott, dass er fort ist, denn er hat uns nichts als Verlegenheiten bereitet. Ich habe nichts mehr von ihm gehört, seitdem ich ihm das letzte Mal Speisen brachte, und das war vor drei Tagen.«
    »Sahen Sie ihn denn damals?«
    »Nein; aber das Essen war verschwunden, als ich das nächste Mal nach jener Stelle ging.«
    »Dann muss er also ganz bestimmt dagewesen sein?«
    »Man sollte das annehmen; indessen wäre es auch möglich, dass der andere es genommen hätte.«
    Ich wollte gerade die Kaffeetasse an meine Lippen führen, hielt aber auf halbem Weg inne und starrte Barrymore an.
    »Der andere? Sie wissen also, dass noch ein anderer Mann da ist?«
    »Ja, Herr; es ist noch einer auf dem Moor.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein.«
    »Woher wissen Sie denn etwas von ihm?«
    »Selden erzählte mir von ihm; es mag etwa eine Woche her sein, vielleicht auch etwas länger. Er hält sich ebenfalls versteckt, ist aber kein entsprungener Sträfling, nach allem, was ich erfahren konnte. Es gefällt mir nicht, Herr Doktor – ich muss Ihnen aufrichtig sagen, die Sache gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Es lag plötzlich ein seltsam eindringlicher Ernst in dem Ton, womit Barrymore sprach.
    »Nun, Barrymore, hören Sie mal, was ich Ihnen sage! Ich verfolge bei dieser ganzen Angelegenheit kein Interesse als das Ihres Herrn. Ich bin nur zu dem Zweck hierhergekommen, ihm beizustehen. Sagen Sie mir also frei und offen: Was ist bei dieser Sache, das Ihnen nicht gefällt?«
    Barrymore zögerte einen Augenblick, als bedauerte er, dass er sich zu einem Gefühlsausbruch habe hinreißen lassen, oder als wüsste er nicht die rechten Worte zu finden. Endlich aber rief er, indem er mit der Hand nach dem aufs Moor hinausgehenden Fenster deutete, gegen dessen Scheiben der Regen peitschte:
    »Es sind alle diese Vorgänge, Herr! Irgendwo ist ein Verbrechen im Spiel, und es wird irgendein fürchterlicher Schurkenstreich ausgebrütet, darauf will ich schwören! Ich wäre wirklich von Herzen froh, wenn ich Sir Henry erst wieder auf

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