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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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der Rückreise nach London wüsste!«
    »Aber was ist es denn, das Sie beunruhigt?«
    »Nehmen Sie nur Sir Charles’ Tod! Die Umstände waren ja schlimm genug, nach allem, was der Vorsitzende bei der Leichenschau sagte! Dann die Töne nachts auf dem Moor! Kein Mensch hier in der Gegend würde wagen, nach Sonnenuntergang übers Moor zu gehen, und wenn er noch so viel dafür bezahlt bekäme. Dann dieser Fremde, der sich da draußen versteckt hält und überall herumschleicht und herumschnüffelt! Was sucht er? Was bedeutet das alles? Sicherlich nichts Gutes für jeden, der den Namen Baskerville trägt – und ich will mich aufrichtig freuen, wenn Sir Henrys neue Dienerschaft hier in Baskerville Hall einzieht und ich nichts mehr damit zu tun habe.«
    »Aber was ist’s denn mit diesem Fremden?«, fragte ich. »Können Sie mir irgendetwas über ihn sagen? Was sagte Selden Ihnen? Hatte er das Versteck des Mannes herausbekommen, oder wusste er, welche Zwecke dieser verfolgte?«
    »Er sah ihn ein- oder zweimal – aber er ist ein verschlossener Charakter und durchaus nicht mitteilsam. Zuerst dachte er, es wäre einer von der Polizei, doch merkte er bald, dass jener seine eigenen Absichten verfolgte. Worin diese aber beständen, das konnte er nicht entdecken, nur meinte er, es wäre wohl ein feiner Herr.«
    »Und wo hauste dieser Mann nach Seldens Angabe?«
    »In den alten Häusern am Hügel – in einer von den Steinhütten aus der Vorzeit.«
    »Aber wie verschaffte er sich sein Essen?«
    »Selden bemerkte, dass er einen Jungen hat, der ihm alles besorgt und ihn mit dem Notwendigsten versieht. Höchstwahrscheinlich holt er dieses aus Coombe Tracey.«
    »Schön, Barrymore. Wir können gelegentlich mal wieder darüber sprechen.«
    Nachdem der Diener gegangen war, trat ich an das schwarze Fenster und sah durch die vom Regenwasser trüben Scheiben nach den ziehenden Wolken und den Baumwipfeln, die sich vor dem Sturmwind bogen. Eine unbehagliche Nacht hier drinnen – und wie muss sie erst draußen sein auf dem Moor in einer Steinhütte! Welch ein leidenschaftlicher Hass muss den Mann beseelen, der sich in dieser Jahreszeit in solchen Verstecken verbirgt! Und welchen Zweck muss einer verfolgen, der sich solchen Strapazen unterzieht? Jedenfalls einen ernsten und wichtigen! Dort, in der Steinhütte auf dem Moor, liegt der wahre Mittelpunkt des Problems, das mich so fürchterlich gemartert hat. Und ich schwöre, es soll kein Tag mehr vergehen, und ich werde alles tun, was in Menschenkräften steht, um dem Geheimnis auf den Grund zu kommen.
E LFTES K APITEL
    Der Auszug aus meinem Tagebuch, den ich im letzten Kapitel mitgeteilt habe, reicht bis zum 18. Oktober. An diesem Tag begannen die seltsamen Ereignisse sich schnell zu ihrem entsetzlichen Ende zu entwickeln. Die Vorfälle der nächsten Tage haben sich unauslöschlich meinem Gedächtnis eingegraben, und ich brauche, um sie zu erzählen, nicht meine damaligen Aufzeichnungen zu Hilfe zu nehmen.
    Ich hatte, wie bereits berichtet, am 17. Oktober zwei Tatsachen von großer Bedeutung festgestellt: erstens, dass Mrs Laura Lyons in Coombe Tracey an Sir Charles Baskerville geschrieben und ihm ein Stelldichein gegeben hatte, und dass dieses Zusammentreffen genau an dem Ort und zu der Stunde seines jähen Todes hatte stattfinden sollen; zweitens, dass der Mann, der sich auf dem Moor versteckt hielt, in den Steinhäusern am Hügelabhang zu finden war. Da ich von diesen beiden Tatsachen Kenntnis hatte, musste ich unbedingt neues Licht in die noch dunklen Rätsel hineinbringen, falls nicht etwa meine Intelligenz oder mein Mut mich im Stich ließen – und das befürchtete ich nicht.
    Ich hatte keine Gelegenheit gefunden, den Baronet noch im Laufe des Abends von den neuen Mitteilungen betreffs Mrs Lyons in Kenntnis zu setzen, denn Doktor Mortimer blieb bis tief in die Nacht hinein mit ihm am Spieltisch sitzen. Beim Frühstück jedoch teilte ich ihm meine Entdeckung mit und fragte ihn, ob er Lust hätte, mich nach Coombe Tracey zu begleiten. Zuerst war er Feuer und Flamme für diesen Plan; nach reiflicherem Überlegen jedoch schien es uns beiden, ich würde vielleicht mehr ausrichten, wenn ich allein ginge. Es war sehr leicht möglich, dass wir umso weniger erfuhren, je förmlicher wir den Besuch machten. Ich ließ daher, wenngleich nicht ohne einige Gewissensbisse, Sir Henry allein zurück und machte mich auf meinen Weg.
    In Coombe Tracey angekommen, befahl ich Perkins, die Pferde

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