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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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einem Kind«, sagte ich, »oder einer kleinen Frau.«
    »Aber von der Größe einmal abgesehen: Ist da sonst etwas?«
    »Sie unterscheiden sich nicht viel von anderen Fußabdrücken.«
    »Aber doch. Schauen Sie her! Dies ist der Abdruck von einem rechten Fuß im Staub. Nun mache ich neben ihm einen Abdruck mit meinem Fuß. Was ist der Hauptunterschied?«
    »Ihre Zehen sind alle eng beisammen. Bei dem anderen Abdruck spreizen sich die Zehen, so daß jeder Zeh deutlich zu sehen ist.«
    »Ganz recht. Das ist der Punkt. Darum geht's. Es ist wichtig, daß Sie das im Gedächtnis behalten. Würden Sie nun so freundlich sein und zu diesem Klappfenster einmal hinübergehen? Schnüffeln Sie doch einmal an dem Holzrahmen! Ich bleibe hier drüben stehen, weil ich dieses Taschentuch in meiner Hand habe.«
    Ich tat, wie geheißen, und nahm augenblicklich einen starken Teergeruch wahr.
    »Das ist die Stelle, wo er beim Hinaussteigen seinen Fuß aufsetzte. Wenn Sie sogar seine Witterung aufnehmen können, wird Toby, sollte ich denken, keine Schwierigkeiten haben. Rennen Sie jetzt schnell hinunter, machen Sie den Hund los und sehen Sie sich nach Blondin um.«
    In dem Augenblick, als ich aus dem Haus trat, war Sherlock Holmes auf dem Dach, und ich konnte sehen, wie er den Dachfirst gleich einem riesigen Leuchtkäfer sehr langsam entlangkroch. Hinter einer
    Schornsteinreihe verlor ich ihn aus dem
    Auge, aber dann erschien er wieder und verschwand ebenso auf der gegenüberliegenden Seite. Als ich meinen Weg um das Haus herum gemacht hatte, hockte er hoch oben in der Dachrinne.
    »Sind Sie's, Watson?« schrie er.
    »Ja.«
    »Dies ist die Stelle. Was ist das für ein schwarzes Ding dort unten?«
    »Eine Regentonne.«
    »Deckel oben drauf?«
    »Ja.«
    »Nichts von einer Leiter zu sehen?«
    »Nein.«
    »Zum Teufel mit dem Kerl! 's ist ein Platz, um sich den Hals zu brechen. Ich sollte doch da auch hinunterkommen, wo er heraufklettern konnte. Die Regenröhre fühlt sich ziemlich fest an. Jedenfalls geht's jetzt los. Hier komme ich.«
    Ein Schlurfen von Füßen war zu hören, und die Laterne begann stetig die Hauswand herunterzukommen.
    Dann gelangte er mit einem leichten Sprung auf die Tonne und von da auf den Boden.
    »Es war leicht, ihm auf seinem Weg zu folgen«, sagte er und zog sich wieder seine Strümpfe und Schuhe an. »Überall, wo er entlanggekommen ist, waren Dachziegel lose, und in seiner Eile hat er auch dies verloren. Es bestätigt meine Diagnose, wie ihr Ärzte euch ausdrückt.«
    Der Gegenstand, den er mir entgegenhielt, war eine kleine Tasche oder Beutel, aus farbigem Bast geflochten und mit ein paar kitschigen Glasperlen bestickt, der in Form und Größe einem Zigarettenetui nicht unähnlich war. Darin waren ein halbes Dutzend dornenähnlicher Splitter aus dunklem Holz, scharf an einem Ende und am anderen abgerundet, gleich jenem, der Bartholomäus Sholto getroffen hatte.
    »Das sind höllische Dinger«, sagte er. »Passen Sie auf, daß Sie sich damit nicht stechen. Ich bin entzückt, sie zu haben, denn es könnte sein, daß das seine ganze Munition ist. Um so weniger besteht die Gefahr, daß Sie oder ich binnem kurzem einen inunserer Haut finden. Also, was mich betrifft, würde ich eine Gewehrkugel bevorzugen. Sind Sie bereit für einen Sechs-Meilen-Fußmarsch, Watson?«
    »Aber gewiß!« antwortete ich.
    »Ihr Bein wird das aushalten?«
    »Oh, ja!«
    »Komm her, mein Hündchen! Guter alter Toby! Schnüffel, Toby, riech mal daran!« Er hielt das Kreosot-Taschentuch dem Hund vor die Schnauze. Das zottelige Tier stand breitbeinig da und hielt seinen Kopf dabei auf eine äußerst komische Weise, etwa wie ein Weinkenner, der das Bouquet eines berühmten Jahrgangs zunächst mit der Nase genießt. Holmes warf dann das Taschentuch fort, befestigte einen starken Strick an des Köters Halsband und führte ihn zu der Regentonne. Das Tier brach sofort in ein hohes, aufgeregtes Kläffen aus und folgte der Spur, seine Nase dicht am Boden und seinen Schwanz hoch in der Luft, in solch einem Tempo, daß er an der Leine zog und zerrte und wir genötigt waren, ihm im Geschwindschritt zu folgen.
    Im Osten wurde es allmählich heller, und wir konnten in dem kalten, grauen Licht der beginnenden Morgendämmerung schon etwas weiter sehen. Das eckige, massive Haus mit seinen schwarzen, leeren Fenstern und seinen hohen, nackten Mauern türmte sich hinter uns auf, traurig und verlassen. Es ging quer über das Gartengelände, hinein in Gräben und

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