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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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war.
    »Nur wegen Mr. Sholto mache ich mir ernsthaft Sorgen«, sagte sie. »Alles andere ist belanglos. Er hat sich in der ganzen Angelegenheit, meine ich, äußerst liebenswürdig und ehrenhaft verhalten. Es ist unsere Pflicht, ihm beizustehen und diese schreckliche und unbegründete Anklage auszuräumen.«
    Es war Abend, bevor ich Camberwell verließ, und bis ich schließlich daheim anlangte, war es ganz dunkel geworden. Meines Freundes Buch und Pfeife lagen noch auf seinem Stuhl, aber er war
    verschwunden. In der Hoffnung, eine Nachricht vorzufinden, sah ich mich um, aber da war keine.
    »Ich nehme an, Mr. Sherlock Holmes ist ausgegangen«, sagte ich zu Mrs. Hudson, als sie heraufkam, um die Jalousien herunterzulassen.
    »Nein, Sir. Er ist auf sein Zimmer gegangen. Wissen Sie, Sir«, sagte sie, und ihre Stimme sank dabei zu einem eindrücklichen Flüstern herab, »manchmal habe ich Angst um seine Gesundheit.«
    »Aber weshalb denn, Mrs. Hudson?«
    »Nun, er benimmt sich so seltsam, Sir. Nachdem Sie fortgegangen waren, ging er und ging er, auf und ab und auf und ab, bis ich es satt kriegte, ständig seine Schritte zu hören. Dann hörte ich ihn mit sich selbst reden und murmeln, und jedesmal, wenn es klingelte, kam er zur Treppe und rief: >Was gibt's, Mrs. Hudson?< Und nun hat er die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zugeschlagen, aber ich kann hören, wie er hin und hergeht, genauso wie immer. Ich hoffe, er wird nicht krank werden, Sir. Ich wagte, ihm etwas von beruhigender Medizin zu sagen, aber er sah mich mit solch einem Blick an, daß ich nicht weiß, wie ich überhaupt aus dem Zimmer herausgekommen bin.«
    »Ich glaube, Sie brauchen seinetwegen nicht besorgt zu sein, Mrs. Hudson«, antwortete ich. »Ich habe ihn so schon manchmal erlebt. Da ist eine kleine Sache, die ihm auf der Seele liegt und die ihn ruhelos macht.«
    Unserer werten Wirtin gegenüber hatte ich zwar versucht, die Sache herunterzuspielen, aber ich war doch selbst etwas beunruhigt, als ich die lange Nacht hindurch immer und immer wieder den dumpfen Laut seines Schrittes hörte und dabei wußte, wie sich sein scharfer Geist an dieser unfreiwilligen Untätigkeit wundrieb.
    Zur Zeit des Frühstücks sah er müde und hohlwangig aus und hatte fiebrige Wangen.
    »Sie machen sich selbst fertig, mein Alter«, bemerkte ich. »Ich hörte Sie in der Nacht hin und hermarschieren.«
    »Ja, ich konnte nicht schlafen«, antwortete er. »Dieses verdammte Problem macht mich noch ganz krank.
    Da kann man doch wirklich zuviel kriegen, wenn ausgerechnet dann, nachdem man alles andere glücklich geschafft hat, einem solch ein kleines Hindernis in die Quere kommt. Ich kenne die Männer, die Barkasse, alles. Und doch warte ich vergeblich auf Nachricht. Ich habe andere Agenturen eingespannt und jedes Mittel benutzt, das mir zur Verfügung steht. Der ganze Fluß ist auf beiden Seiten abgesucht worden, aber weder kommt eine Meldung, noch hat Mrs. Smith von ihrem Ehemann etwas gehört. Ich werde bald zu der Schlußfolgerung kommen, daß sie das Fahrzeug versenkt haben. Aber es spricht vieles dagegen.«
    »Oder könnte es sein, daß Mrs. Smith uns auf eine falsche Fährte gesetzt hat?«
    »Nein, ich glaube, das kann man ausschließen. Ich habe mich erkundigt, es gibt eine Barkasse, auf die diese Beschreibung, die wir von ihr haben, paßt.«
    »Könnte sie vielleicht flußaufwärts gefahren sein?«
    »Ich habe auch diese Möglichkeit bedacht, und wir haben deshalb eine Suchgruppe gebildet, die bis nach Richmond alles absucht. Wenn heute keine Nachricht kommt, werde ich mich morgen selbst auf den Weg machen und mich dann besser nach den Männern umschauen, als nach dem Boot. Aber sicher, ganz
    bestimmt werden wir von den Suchkommandos noch etwas hören.«
    Wir hörten jedoch nichts. Nicht ein Wort kam weder von Wiggins, noch von den anderen Agenturen. In den meisten Zeitungen erschienen Artikel über die Norwood-Tragödie. Sie schienen alle gegen den unglücklichen Thaddeus Sholto ziemlich feindselig eingestellt zu sein. Jedoch konnte man in keiner von ihnen neue Einzelheiten finden, außer daß eine Untersuchung am folgenden Tag stattfinden sollte. Ich spazierte am Abend hinüber nach Camberwell, um den Damen unseren Mißerfolg zu berichten, und bei meiner Rückkehr fand ich Holmes niedergeschlagen und ziemlich mürrisch vor. Er wollte auf meine Fragen kaum Antwort geben und beschäftigte sich selbst den ganzen Abend mit einer schwer
    verständlichen chemischen Analyse,

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