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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Asthmatiker, während er sich auf einen dicken Eichenstock stützte. Ein farbiges Halstuch hatte er um sein Kinn geschlungen, so daß ich von seinem Gesicht wenig sehen konnte außer einem Paar scharfer dunkler Augen über buschigen weißen Brauen und einem langen, grauen Backenbart. Alles in allem machte er mir den Eindruck eines respektablen Obermaats, der in die Jahre gekommen und in Armut geraten war.
    »Na, guter Mann, was gibt es?« fragte ich.
    Er schaute um sich in der langsamen, bedächtigen Art alter Leute.
    »Ist Mr. Sherlock Holmes da?« fragte er.
    »Nein, aber ich vertrete ihn. Wenn Sie ihm etwas ausrichten wollen, können Sie es gerne mir sagen.«
    »Ich sollte es aber ihm persönlich ausrichten«, sagte er.
    »Aber ich sage Ihnen ja, daß ich ihn vertrete. Ist es wegen Mordecai Smiths Boot?«
    »Ja, ich weiß genau, wo es ist. Un' ich weiß auch, wo die Männer sind, hinter denen er her ist. Un' ich weiß, wo der Schatz ist. Ich weiß alles darüber.«
    »Dann sagen Sie es mir, und ich werde es ihn wissen lassen.«
    »Ich sollte es aber ihm persönlich sagen«, wiederholte er mit der reizbaren Halsstarrigkeit eines sehr alten Mannes.
    »Nun gut, dann müssen Sie eben hier auf ihn warten.«
    »Nein, nein. Ich werde doch nicht für nichts und wieder nichts einen ganzen Tag verlieren. Wenn Mr.
    Holmes nicht da ist, dann muß Mr. Holmes eben alles selbst herausfinden. Und wenn Sie beide mich auch noch so anschauen, von mir kriegen Sie kein Wort zu hören.«
    Er schlurfte in die Richtung der Tür, aber Athelney Jones vertrat ihm den Weg.
    »Nun warte mal ein bißchen, mein Freund«, sagte er. »Du hast eine wichtige Information, und darum kannst du jetzt nicht einfach losgehen. Wir werden dich hierbehalten, ob es dir gefällt oder nicht, bis unser Freund zurück ist.«
    Der alte Mann machte noch einen kleinen Fluchtversuch hin zur Tür, aber als Athelney Jones sich mit seinem breiten Rücken davorstellte, sah er ein, daß jeder Widerstand nutzlos war.
    »'ne schöne Art von Behandlung ist das hier!« schrie er und stampfte mit seinem Stock auf. »Ich komme her, um einen Gentleman zu besuchen, und ihr zwei, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, packt mich und behandelt mich in dieser Weise!«
    »Sie werden keinen Nachteil haben«, sagte ich. »Wir werden Sie für Ihren Zeitaufwand entschädigen.
    Setzen Sie sich da drüben auf das Sofa. Sie werden nicht mehr lange zu warten brauchen. «
    Er kam mürrisch genug wieder heran, setzte sich und stützte das Gesicht in die Hände. Jones und ich nahmen unsere Zigarren und unser Gespräch wieder auf. Plötzlich jedoch drang vernehmlich Holmes'
    Stimme an unser Ohr.
    »Ich denke, ihr könntet mir ruhig auch eine Zigarre anbieten«, sagte er.
    Wir beide fuhren von unseren Stühlen hoch. Holmes war da, saß ganz nahe bei uns, mit einem Ausdruck stillen Vergnügens in seinem Gesicht.
    »Holmes!« rief ich aus. »Sie hier! Aber wo ist der alte Mann!«
    »Hier ist der alte Mann«, sagte er und hielt uns einen Haufen weißer Haare hin. »Hier ist er — Perücke, Backenbart, Augenbrauen und alles andere. Ich hielt schon meine Verkleidung für ziemlich gut, aber ich habe kaum erwartet, daß sie diesen Test bestehen würde.«
    »Ach, Sie Schuft!« rief Jones, höchst amüsiert. »An Ihnen ist ein selten guter Schauspieler
    verlorengegangen. Sie hatten den richtigen Arbeitshaus-Husten, und Ihre zittrigen Beine sind zehn Pfund die Woche wert. Aber freilich kam mir doch das Glitzern Ihrer Augen bekannt vor. Sie sehen, so leicht entkommen Sie uns nicht.«
    »Ich habe in diesem Aufzug den ganzen Tag gearbeitet«, sagte er und zündete sich eine Zigarre an.
    »Wissen Sie, eine gute Menge von Kriminellen kennt mich inzwischen — besonders seit unser Freund hier es unternommen hat, einige meiner Fälle zu veröffentlichen — und so kann ich mich nur noch mit besonderer Kriegsbemalung und simpler Verkleidung wie dieser auf den Kriegspfad begeben. Sie haben mein Telegramm erhalten?«
    »Ja, das war's, was mich herbrachte.« »Wie sind Sie mit Ihrem Fall vorangekommen?«
    »Wir sind beim Nullpunkt angekommen. Ich habe zwei der Verhafteten entlassen müssen, und es gibt auch kein Beweismaterial gegen die anderen beiden.«
    »Macht nichts! Sie bekommen statt dessen von uns zwei andere. Aber Sie müssen schon mir die Führung überlassen. Sie sind uns in Ihrer vollen amtlichen Eigenschaft als Mitarbeiter willkommen, wenn Sie sich an die Richtlinien halten, die ich angebe. Sind

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