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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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sumpfigen Boden. Vergeblich mühte er sich ab. Er schrie laut in ohnmächtigem Zorn und trat wütend mit dem anderen Fuß in den Schlamm, aber seine Anstrengungen bohrten nur seinen Holzstumpf tiefer in den klebrigen Uferschlamm. Als wir unsere Barkasse längseits brachten, saß er so fest, daß wir ihn nur mit Hilfe eines Seiles, das wir ihm über die Schultern warfen, herausziehen konnten, worauf wir ihn wie einen bösen Raubfisch über unsere Bordwand hievten. Die beiden Smith, Vater und Sohn, saßen mürrisch in ihrer Barkasse, aber kamen auf Befehl kleinlaut genug zu uns herüber an Bord. Die >Aurora< nahmen wir ins Schlepptau. Dort stand auf dem Deck ein solider eisenbeschlagener Kasten von guter indischer Kunstschmiedearbeit, der ohne Frage den unheilvollen Schatz der Sholtos enthielt. Es war kein Schlüssel da, aber er war von beträchtlichem Gewicht, und so transportierten wir ihn vorsichtig zu unserer kleinen Kabine. Als wir langsam wieder stromaufwärts tuckerten, ließen wir unseren Suchscheinwerfer in jede Richtung leuchten, aber von dem Insulaner war keine Spur mehr zu entdecken. Irgendwo im Schlamm auf dem Boden der Themse liegen nun die Knochen jenes merkwürdigen fremden Besuchers unserer Küsten.
    »Sehen Sie einmal her«, sagte Holmes und zeigte auf die hölzerne Ladeluke. »Wir waren mit unseren Pistolen kaum schnell genug.« Genau hinter der Stelle, wo wir gestanden hatten, steckte einer jener mörderischen Pfeile, die wir so gut kannten. Er mußte in dem Augenblick, als wir losfeuerten, an uns vorbeigezischt sein. In seiner sorglosen Art lächelte Holmes darüber und zuckte die Achseln, aber ich gestehe, daß mir bei dem Gedanken an den schrecklichen Tod, dem wir in jener Nacht so knapp
    entronnen sind, übel wurde.
    11. KAPITEL
    Der große Agra-Schatz
    Unser Gefangener saß in der Kajüte, der eisernen Schatztruhe gegenüber, um die er so viel gewagt und unternommen hatte, um sie zu erlangen. Er war ein sonnenverbrannter Bursche mit Augen, die
    unbekümmert in die Welt sahen, und mit einem wahren Netzwerk von Furchen und Falten auf seinem
    Mahagonigesicht, das von einem harten Leben bei Wind und Wetter im Freienerzählte. Sein bärtiges Kinn trat auffallend hervor, was einen Mann kennzeichnete, der nicht leicht von seinem Ziel abzubringen war.
    Sein Alter mochte um die Fünfzig herum sein, denn sein schwarzes, lockiges Haar war dicht mit grauen Strähnen durchsetzt. Sein Gesicht war, wenn entspannt, nicht unangenehm, obgleich die dicken, schweren Brauen und das aggressive Kinn ihm, wie ich gerade vorhin gesehen hatte, ein schreckliches Aussehen gaben, wenn er in Zorn geriet. Er saß nun da, die gefesselten Hände im Schoß und mit gesenktem Kopf, und starrte mit scharfen, funkelnden Augen auf die Schatzkiste, die Ursache seiner Übeltaten. Es schien mir, als ob in seinem starren und beherrschten Gesicht mehr Sorge war als Zorn. Einmal schaute er zu mir auf, und es kam mir vor, als leuchte da der Schalk auf.
    »Nun, Jonathan Small«, sagte Holmes und zündete sich eine Zigarre an, »es tut mir leid, daß es dazu kommen mußte.«
    »Mir auch, Sir«, antwortete er geradeheraus. »Ich glaube nicht, daß ich wegen dieser Sache an den Galgen kommen kann. Ich gebe Ihnen mein Wort und schwöre auf die Bibel, daß ich nie die Hand gegen Mr. Sholto erhoben habe. Es war der kleine Höllenhund Tonga, der einen seiner verdammten Pfeile auf ihn schoß. Damit hatte ich nichts zu tun. Ich war deswegen so außer mir und so traurig, als ob es ein Blutsverwandter gewesen wäre. Ich habe ihn dafür mit dem Tauende verdroschen, aber geschehen ist geschehen, und ich konnte damit den Toten auch nicht wieder lebendig machen.«
    »Hier ist eine Zigarre«, sagte Holmes, »und nimm mal 'nen ordentlichen Schluck aus meiner Feldflasche, denn du bist ganz schön naß geworden. Wie konntest du eigentlich von so einem kleinen, schwachen Burschen wie diesem Schwarzen erwarten, daß er Mr. Sholto überwältigt und festhält, während du am Seil hinaufkletterst?«
    »Sie scheinen so viel darüber zu wissen, als wenn Sie dabeigewesen wären. Die Wahrheit ist, ich hoffte, die Luft wäre rein und der Raum leer. Ich kannte die Gewohnheiten des Hauses ziemlich gut, und es war die Zeit, zu der Mr. Sholto gewöhnlich hinunterging, um Abendbrot zu essen. Ich mache aus der Sache kein Geheimnis. Meine beste Verteidigung ist die schlichte, simple Wahrheit. Nun, wenn es der alte Major gewesen wäre, seinetwegen am Galgen zu baumeln hätte

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