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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Mutter des armen Menschen auf, erfuhren jedoch nichts von ihr; sie ist sehr alt und ganz kindisch.«
    »Und zu welchem Ergebnis kamen Sie bei Ihren Ermittlungen?«
    »Zu der Überzeugung, daß wir es mit einem eigenartigen Verbrechen zu tun haben. Vielleicht trägt unser jetziger Besuch dazu bei, das Dunkel zu lichten. – Nicht wahr, Herr Inspektor, Sie sind doch auch meiner Meinung, daß der abgerissene Zettel in des Ermordeten Hand, auf dem seine Todesstunde verzeichnet ist, die allergrößte Wichtigkeit hat?«
    »Mich dünkt, er sollte uns Aufschluß über die Tat geben können.«
    »Das tut er auch. Kein anderer Mensch hat ihn geschrieben, als der, welcher Wilhelm Kirwan zur Nachtzeit an den verhängnisvollen Ort bestellte. – Aber wo ist das fehlende Stück des Papiers hingekommen?«
    »Ich habe überall auf dem Erdboden gesucht, in der Hoffnung, es zu finden«, versetzte der Inspektor.
    »Jemand hat es dem Toten aus der Hand gerissen; es verdächtigte ihn, er mußte es haben. Dann hat er es wahrscheinlich in die Tasche gesteckt, ohne zu bemerken, daß die Leiche noch eine Ecke in der Hand behielt. Wenn wir uns das abgerissene Stück verschaffen könnten, wäre gewiß ein großer Schritt zur Lösung des Rätsels getan.«
    »Ja, aber wie kann man die Taschen des Verbrechers durchsuchen, bevor man seiner Person habhaft geworden ist?«
    »Nun, jedenfalls wird man gut tun, sich die Sache zu merken. Noch ein anderer Punkt liegt auf der Hand: Der Zettel ist Wilhelm zugeschickt worden. Wer ihn geschrieben hat, war nicht zugleich der Überbringer, sonst hätte er seine Botschaft wohl mündlich ausgerichtet. Durch wen ist er also abgegeben worden? Oder kam er vielleicht mit der Post?«
    »Ich habe mich danach erkundigt«, sagte Forcester; »Wilhelm hat gestern nachmittag einen Brief durch die Post erhalten. Der Umschlag ist aber nicht mehr vorhanden.«
    »Vortrefflich«, rief Holmes und schlug dem Polizisten auf die Schulter. »Sie haben auch schon mit dem Briefträger gesprochen. Mit Ihnen zu arbeiten, ist ein wahres Vergnügen. – Da sind wir ja an der Pförtnerwohnung; kommen Sie, Herr Oberst, ich zeige Ihnen den Schauplatz des Verbrechens.«
    Wir schritten an dem hübschen Häuschen vorbei, das der Ermordete bewohnt hatte, und durch eine breite Eichenallee bis zu dem stattlichen, alten Herrenhause. Nach der Landstraße zu war der Garten von einer grünen Hecke umgeben. Holmes und der Inspektor gingen voran; um die Ecke biegend gelangten wir an die Seitenpforte, wo ein Schutzmann Wache hielt.
    »Öffnen Sie, bitte, einmal die Tür«, redete ihn Holmes an. »Hier auf der Treppe also stand der junge Cunningham und sah die beiden Männer miteinander ringen, gerade an der Stelle, wo wir jetzt sind. Der alte Cunningham war oben am Fenster – am zweiten links – und sah den Kerl dort hinter dem Busch verschwinden. Sein Sohn ebenfalls. Beide wissen das ganz genau, sie haben sich den Busch gemerkt. Dann lief Herr Alec zu dem Verwundeten und kniete neben ihm. Der Boden ist sehr hart, man findet keine Spuren mehr, an die man sich halten kann.« Während Holmes noch sprach, kamen zwei Männer vom Gartenpfad her um die Hausecke, ein ältlicher Herr mit stark gefurchtem, ausdrucksvollem Gesicht und Augen, die tief in ihren Höhlen lagen, und ein junger Mensch, dessen modische Kleidung und heiteres, unbekümmertes Wesen zu dem traurigen Geschäft, das uns hergeführt hatte, schlecht zu passen schienen.

    »Noch immer auf der Suche?«, sagte er zu Holmes gewendet. »Ich glaubte, ihr Londoner kämet nie in Verlegenheit. So sehr schnell scheint ihr mir die Sache doch nicht abzumachen.«
    »Man muß uns nur etwas Zeit lassen«, erwiderte Holmes gutmütig.
    »Ja, die wird wohl vonnöten sein«, fuhr der junge Cunningham fort, »Mich dünkt, es ist auch nicht die geringste Spur vorhanden.«
    »Nur einen Faden haben wir«, fiel der Inspektor ein. »Wir glauben, daß wenn sich entdecken ließe – Aber ums Himmels willen, Herr Holmes – was fehlt Ihnen?«
    Die Züge meines armen Freundes hatten urplötzlich einen entsetzlichen Ausdruck der Qual angenommen, sie verzerrten sich krampfhaft, seine Augen rollten wild umher, und unter dumpfem Stöhnen sank er um, mit dem Gesicht auf den Boden. Zu Tode erschrocken über diesen unerwarteten, schweren Anfall, trugen wir Holmes in die Küche, wo er, in einen Armstuhl zurückgelehnt, mehrere Minuten lang mühsam Atem holte. Endlich erhob er sich wieder und stammelte eine verwirrte

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