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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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»Der alte Cunningham ist ein recht braver Mann und der angesehenste Gutsbesitzer von Reigate. Er wird sich die Sache schrecklich zu Herzen nehmen, denn der Kutscher ist seit Jahren in seinem Dienst und hat sich immer gut gehalten. Offenbar waren es dieselben Schurken, die bei Acton eingebrochen sind.«
    »Wo sie die merkwürdige Auswahl von Gegenständen gestohlen haben?«, sagte Holmes nachdenklich.
    »Jawohl.«
    »Hm! Möglich, daß es die einfachste Sache von der Welt ist – aber auf den ersten Blick scheint es doch sonderbar, meinen Sie nicht auch? – Diebe, die in Landhäusern einbrechen, pflegen sonst den Schauplatz ihrer Taten zu verändern und nicht innerhalb weniger Tage bei zwei Nachbarn einen Besuch abzustatten. Als Sie gestern abend von Vorsichtsmaßregeln sprachen, fuhr mir der Gedanke durch den Kopf, daß dieser Bezirk für den Augenblick wahrscheinlich so sicher vor den Räubern sei, wie kein anderer. Ein Beweis, daß ich noch immer viel zu lernen habe.«
    »Vermutlich ist der Dieb ein Ortsangehöriger«, sagte der Oberst. »Das erklärt auch, warum er sich gerade Acton und Cunningham ausgesucht hat, die beiden größten Grundbesitzer der Gegend.«
    »Auch die reichsten?«
    »Von Haus aus, ja; aber sie haben jahrelang miteinander im Prozeß gelegen und sind dabei tüchtig geschröpft worden. Der alte Acton erhebt Ansprüche auf Cunninghams halbes Gut, und die Advokaten haben mit beiden Händen zugegriffen.«
    »Wenn der Dieb von hier ist, wird man ihn ohne Schwierigkeit fangen können«, äußerte Holmes und gähnte dazu. »Ich weiß schon, was du sagen willst Watson; aber sei nur ruhig, ich mische mich nicht hinein.«
    In diesem Augenblick riß der Hausmeister die Tür auf: »Polizeiinspektor Forcester!«, meldete er.
    Der Beamte, ein junger Mann mit klugem, durchdringendem Blick, trat rasch ein. »Guten Morgen, Herr Oberst«, sagte er, »entschuldigen Sie, wenn ich störe. Mir wurde gesagt, Herr Holmes aus der Baker Street sei hier.«
    Der Oberst machte eine Handbewegung nach meinem Freunde hin, und Forcester verbeugte sich.
    »Wir glaubten, Sie würden es vielleicht der Mühe wert erachten, mit hinüber zu kommen.«
    »Das Schicksal erklärt sich gegen dich, Watson«, sagte Holmes lachend. »Wir sprachen gerade von der Angelegenheit, als Sie kamen, Herr Inspektor. Vielleicht berichten Sie uns noch einige Einzelheiten.«
    Die Art, wie er sich bei diesen Worten in den Stuhl zurücklehnte, war mir wohlbekannt. Ich sah ein, daß jeder Widerspruch nutzlos sein würde, und ich der Sache ihren Lauf lassen müsse.
    »Der Einbruch bei Acton ist ganz unaufgeklärt geblieben. Aber diesmal fehlt es uns nicht an Anhaltspunkten, und es handelt sich ohne Zweifel um den nämlichen Verbrecher. Der Mann ist gesehen worden.«
    »Wirklich!«
    »Ja, gewiß. Aber nachdem er den Schuß abgegeben hatte, der dem armen Wilhelm Kirwan das Leben kostete, ist er entflohen wie ein gehetztes Wild. Herr Cunningham sah ihn aus dem oberen Schlafstubenfenster und sein Sohn Alec vom Hausflur aus. Um dreiviertel auf zwölf ist der Lärm entstanden. Der alte Cunningham war gerade zu Bett gegangen, und Herr Alec saß im Schlafrock da und rauchte noch eine Pfeife. Beide hörten den Kutscher Wilhelm nach Hilfe rufen; Herr Alec lief hinunter, um zu sehen, was es gäbe. Die Hintertür stand offen, und als er am Fuß der Treppe war, sah er draußen zwei Männer die miteinander rangen. Da fiel ein Schuß, der eine Mann sank zu Boden, der Mörder aber stürzte durch den Garten und sprang über die Hecke. Cunningham sah noch vom Fenster aus, wie der Kerl die Landstraße erreichte, dann verlor er ihn aus dem Gesicht. Herr Alec blieb bei dem Sterbenden, um zu versuchen, ob noch Hilfe möglich sei, und so hatte der Bösewicht Zeit zu entkommen. Wir wissen nur, daß es ein mittelgroßer Mann war, der einen dunkeln Anzug trug. Von seinem Äußern ist sonst nichts bekannt; doch wird eifrig nach ihm gefahndet, und wenn er nach auswärts geflohen ist, werden wir ihn bald haben.«
    »Wie kam jener Wilhelm dorthin? Hat er vor seinem Tode nichts ausgesagt?«
    »Kein Wort. Er wohnte mit seiner Mutter im Pförtnerhäuschen und war dem Herrn treu ergeben; wir glauben, er habe noch einmal nachsehen wollen, ob alles im Hause auch sicher und wohlverwahrt sei. Seit dem Einbruch bei Acton war jedermann stets auf seiner Hut. Der Räuber muß gerade die Tür erbrochen haben – das Schloß war gesprengt – als Wilhelm hinzukam.«
    »Hat Wilhelm nichts zu seiner

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