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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Entschuldigung wegen seiner Schwäche.
    »Watson kann Ihnen sagen, daß ich soeben erst von schwerer Krankheit genesen bin«, fügte er als Erklärung hinzu. »Solche plötzlichen Nervenanfälle kommen bei mir bisweilen vor.«
    »Soll ich Sie im Wagen nach Hause schicken?«, fragte der alte Cunningham.
    »O nein, da ich einmal hier bin, möchte ich mir erst noch über einen Punkt Gewißheit verschaffen, der sich leicht ermitteln lassen wird.«
    »Und der wäre?«
    »Ich halte es für sehr möglich, daß Ihr armer Kutscher den Einbrecher schon in voller Tätigkeit fand. Sie scheinen es als feststehend zu betrachten, daß die Tür zwar erbrochen war, der Räuber aber das Haus nicht betreten hat.«
    »Das liegt meiner Ansicht nach auf der Hand«, versetzte Cunningham bedächtig. »Mein Sohn Alec war ja noch nicht zu Bett gegangen und hätte sicherlich jedes Geräusch im Hause gehört.«
    »Wo saßen Sie denn?«
    »Ich rauchte meine Pfeife im Ankleidezimmer.«
    »Welches Fenster ist das?«
    »Das letzte links, neben meines Vaters Schlafstube.«
    »Natürlich war in beiden noch Licht?«
    »Jawohl, versteht sich.«
    »Das ist doch wirklich sehr auffallend«, sagte Holmes. »Finden Sie es nicht auch höchst sonderbar, daß ein Dieb, der noch dazu kein Neuling ist, mit aller Ruhe in einem Hause einbricht, wo zur Zeit noch zwei Leute wach sind, wie er an den hellen Fenstern sehen kann?«
    »Es muß eben ein äußerst frecher Bursche sein.«
    »Ja, wissen Sie«, sagte Herr Alec, »wenn der Fall nicht absonderlich wäre, brauchten wir uns nicht an Sie um Aufklärung zu wenden. Die Annahme aber, daß der Räuber bereits ins Haus gedrungen war, ehe Wilhelm sich über ihn hermachte, scheint mir ganz verfehlt. Wir hätten doch sonst unsere Sachen in Unordnung gefunden und irgend etwas vermißt, das er gestohlen hat.«
    »Das kommt darauf an. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir es mit keinem gewöhnlichen Einbrecher zu tun haben. Er liebt es, auf besondere Art zu verfahren, wie man schon an der wunderlichen Auswahl sieht, die er bei Acton getroffen hat – was war es doch – eine Rolle Bindfaden, ein Briefbeschwerer und allerlei Krimskrams.«
    »Wir vertrauen uns Ihnen unbedingt an, Herr Holmes«, sagte der alte Cunningham; »was Sie oder der Inspektor vorschlagen, soll ohne Aufschub geschehen.«
    »Erstens möchte ich, daß sofort eine Belohnung ausgeschrieben würde – am besten von Ihnen selbst; wenn die Polizei erst anfängt, über die Höhe der Summe hin und her zu beraten, geht zu viel Zeit verloren. Ich habe bereits den Wortlaut aufgesetzt, es fehlt nur noch Ihre Unterschrift. Fünfzig Pfund halte ich für ausreichend.«
    »Fünfhundert wären mir nicht zu viel«, meinte der Friedensrichter, wahrend er Zettel und Bleistift nahm, welche Holmes ihm hinreichte.
    »Aber das ist nicht ganz richtig«, sagte er, das Blatt überfliegend.
    »Ich habe es in großer Eile geschrieben.«
    »Sehen Sie, hier steht: ›In der Nacht von Montag auf Dienstag um dreiviertel auf eins wurde ein Einbruchsversuch usw.‹ In Wirklichkeit hat sich die Sache um dreiviertel auf zwölf zugetragen.«
    Mir war dieser Irrtum sehr unangenehm und betrübend, denn ich wußte, wie schwer ihn Holmes empfinden würde. Eine Ungenauigkeit inbetreff der Tatsachen kam bei ihm sonst gar nicht vor. Das kleine Versehen war mir ein neuer Beweis, wie sehr die Krankheit ihn angegriffen hatte und daß er durchaus noch der Schonung bedurfte. Einen Augenblick geriet er in sichtliche Verlegenheit, der Inspektor zog die Augenbrauen in die Höhe, und Alec Cunningham lachte laut. Der alte Herr aber gab Holmes den Zettel zurück, nachdem er den Fehler verbessert hatte.
    »Lassen Sie die Anzeige so schnell wie möglich drucken«, sagte er; »Ihr Vorschlag scheint mir vortrefflich.«
    Holmes verwahrte das Papier sorgfältig in seinem Taschenbuch. »Und nun lassen Sie uns zusammen das Haus besichtigen, um uns zu überzeugen, ob der sonderbare Einbrecher nicht vielleicht doch irgend etwas mitgenommen hat.«
    Zuerst untersuchte mein Freund die erbrochene Tür. Offenbar hatte man das Schloß mit einem starken Messer oder einem Meißel aufgesprengt. Man sah noch die Spuren am Holz, wo das Werkzeug hineingetrieben worden war.
    »Legen Sie nachts keine Eisenstangen vor?«, fragte er.
    »Wir hielten es bisher für unnötig.«
    »Sie haben auch keinen Hund?«
    »Doch; aber er ist hinter dem Hause angekettet.«
    »Wann geht die Dienerschaft zu Bett?«
    »Gegen zehn Uhr.«
    »Nicht wahr,

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