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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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als man nach seinem Äußeren denken sollte. Er hat mit großem Verlust an der Börse gespielt, wie ich heute morgen von ihm erfuhr, und schreckte nun vor nichts zurück, um wieder zu Gelde zu kommen. Als sich ihm die Gelegenheit bot, machte der durch und durch selbstsüchtige Mensch sich kein Gewissen daraus, Ihren guten Namen zu zerstören und seiner Schwester Glück zu opfern.«
    Percy Phelps sank in den Stuhl zurück. »Ich bin wie betäubt«, sagte er, »es schwirrt mir alles im Kopfe herum.«
    »Die größte Schwierigkeit bei Ihrem Fall«, fuhr Holmes in seiner lehrhaften Art fort, »war der Überfluß an Beweismaterial. Alles ging durcheinander – Wichtiges und ganz Unerhebliches; wir mußten aus sämtlichen Tatsachen, die man uns vorlegte, erst das Brauchbare heraussuchen und zusammensetzen, um die merkwürdige Kette der Begebenheiten in ihrer ursprünglichen Reihenfolge wieder herzustellen. – Mein Verdacht war auf Josef gefallen, sobald ich erfuhr, daß Sie an jenem Abend mit ihm hatten nach Hause fahren wollen. Was war wohl natürlicher, als daß er auf seinem Wege nach dem Bahnhof im Ministerium – wo er gut Bescheid wußte – vorsprach, um Sie abzuholen? Als Sie mir dann von dem beabsichtigten Einbruch in Ihr Schlafzimmer erzählten, wo doch niemand etwas hatte verstecken können, außer Josef, der bei Ihrer plötzlichen Erkrankung ganz unerwartet ausquartiert worden war, um Ihnen Platz zu machen, da wurde mein Argwohn zur Gewißheit. Der saubere Herr hatte zu seinem Versuch die erste Nacht gewählt, als keine Wärterin im Krankenzimmer war; er wußte also genau, was im Hause vorging.«
    »O, ich war wie mit Blindheit geschlagen!«
    »Ich habe nun über den Gang der Ereignisse bis jetzt etwa folgendes festgestellt: Josef Harrison kam von der Charles Street her durch die Hintertür; er kannte den Weg nach Ihrem Arbeitszimmer und trat ein, als Sie es soeben verlassen hatten. Da niemand da war, ging er an den Klingelzug und läutete, wobei er zugleich das Schriftstück zu Gesicht bekam, welches auf dem Tische lag. Ein Blick überzeugte ihn, daß der Zufall ihm eine Staatsurkunde von größter Wichtigkeit in die Hand gespielt hatte; mit Blitzesschnelle steckte er sie in die Tasche und verschwand damit. Wie Sie wissen, vergingen einige Minuten, bis der schlaftrunkene Türhüter Ihre Aufmerksamkeit auf die Glocke lenkte, aber diese kurze Zeit genügte, um dem Dieb die Flucht zu ermöglichen.
    Er fuhr mit dem ersten Zug nach Woking, besichtigte seine Beute, erkannte, wie wertvoll sie sei, und verbarg sie an einem Platz, den er für ganz sicher hielt. Seine Absicht war wohl, das Dokument nach einigen Tagen wieder aus dem Versteck herauszunehmen und es der französischen oder russischen Gesandtschaft um hohen Preis zu verkaufen. Da brachte der Doktor Sie plötzlich nach Hause, und er wurde ohne alle Vorbereitung aus seinem Zimmer entfernt. Seitdem waren dort stets mindestens zwei Menschen anwesend, so daß er unmöglich seines Schatzes habhaft werden konnte. Es muß für ihn eine verzweifelte Lage gewesen sein. Als er endlich hoffte, die günstige Gelegenheit sei da, machte ihm Ihre Schlaflosigkeit einen Strich durch die Rechnung.«
    »Ich hatte an dem Abend meinen gewöhnlichen Schlaftrunk nicht genommen.«
    »Er mag wohl dafür gesorgt haben, den Trank recht wirksam zu machen, damit er sicher sein konnte, Sie würden nicht aufwachen. Daß er den Versuch so bald wie möglich wiederholen würde, war mir außer Zweifel. Ihre Fahrt nach London verschaffte ihm die Gelegenheit. Ich bat Fräulein Harrison, den Tag über im Zimmer zu bleiben, weil mir der Dieb sonst zuvor gekommen wäre. Als ich ihn in dem Glauben wußte, er habe nun freie Hand, hielt ich an Ort und Stelle Wache, wie Sie bereits wissen. Obwohl ich fest überzeugt war, der Vertrag müsse in dem Zimmer versteckt sein, wollte ich doch nicht erst alle Dielen aufbrechen und das Getäfel durchsuchen. Ich ließ ihn daher den Schatz selber heben und ersparte mir damit viel Mühe und Arbeit. – Ist nun noch ein Punkt vorhanden, über den ich Auskunft geben soll?«
    »Weshalb hat er denn bei dem ersten Versuch durchs Fenster steigen wollen, während er doch nur zur Tür hereinzugehen brauchte?«, erkundigte ich mich.
    »Um die Haustür zu erreichen, hätte er an sieben Schlafzimmern vorbei gemußt. Zum Fenster hinaus konnte er aber leicht auf den Grasplatz springen.«
    »Sie glauben aber doch nicht«, fragte Phelps, »daß er mörderische Absichten hatte?

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