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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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und zog sich das Jackett wieder an. „Sieht so aus, als müsste ich meinen Urlaub hier verbringen.“
    „Aber Holmes, Sie haben doch gar keinen Urlaub.“

Anke Bracht 
    war viele Jahre lang als Marketingberaterin tätig, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Die begeisterte Wahlhamburgerin arbeitet als freie Autorin für Magazine und Zeitschriften. Ihr erster Roman „Der Moritzfaktor“ erschien 2008, nun legt sie mit „Das Geheimnis von Carnington Hall“ ihre erste Kriminal-Kurzgeschichte vor.

SHERLOCK HOLMES UND DER GEIST VON CARNINGTON HALL
    Anke Bracht

    „Das ist nicht Ihr Ernst, Holmes!“
    Dr. Watson setzte eine bestürzte Miene auf, zu bestürzt, fand sein Freund und lächelte betont milde. Er schlug die Beine übereinander und nahm einen weiteren Schluck Punsch. Das Kaminfeuer prasselte vor sich hin, das Grammophon spielte einen langsamen Walzer. Holmes wartete ab. Er hatte es sich schon vor langer Zeit zur Maxime gemacht, die Dinge zu beobachten anstatt einzugreifen. Er neigte den Kopf und überlegte. Was ging jetzt in Watson vor? Er schien zwischen Fassung bewahren und Enttäuschung zeigen hin- und hergerissen zu sein. Holmes seufzte. Watsons Seelenzustand stand ihm auf der Stirn geschrieben; wenn er einmal die passende Frau kennenlernen würde, wäre er Wachs in ihren Händen. Mit einer galanten Bewegung erhob er sich und machte einen Schritt auf seinen Freund zu. Er schenkte ihm etwas Punsch nach. Watson wich seinem Blick aus, was Holmes irgendwie erheiterte, doch er bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen. 
    „Lady Durban wird es verschmerzen, wenn wir ihrer Soirée fernbleiben und uns stattdessen auf dem Land vergnügen, mein Bester. Im Allgemeinen spornt es die Damen an, wenn wir, sagen wir es mal so, nicht sofort bei ‚hopp’ auf der Stange sind. Oder?“
    Täuschte er sich oder legte sich eine tiefe Röte auf Watsons Wangen? Diskret wandte sich Holmes ab; seinen Freund zu necken, war das eine, aber er würde sich nie erlauben, ihn in Verlegenheit zu bringen. Er nahm einen tiefen Schluck des würzigen Heißgetränks und sah betont lange aus dem Fenster. Es war November, der schlimmste Monat im Jahr. Dunkel, kalt und durchtränkt von Hoffnungslosigkeit und Tod. Wieso suchten sich Verbrecher immer diesen Monat aus? Und war es in diesem Fall überhaupt ein Verbrechen? Doch unabhängig davon: Sie würden das Rätsel lösen, soviel war sicher. Er richtete die Manschetten unter seinem Hausmantel und drehte sich abrupt zu Watson um, der irgendwie dumpf in die Flammen starrte.
    „Es ist spät, mein Lieber. Sagen wir Abfahrt morgen um zehn?“
    Watson nickte kaum merklich und leerte sein Punschglas auf einen Zug. Die kleine Lady scheint ihm ganz schön zuzusetzen , dachte Holmes und verabschiedete sich mit einem Nicken. Morgen um die Mittagszeit würden sie bereits in Carnington Hall mit dem Earl of Carnington über jene Ereignisse sprechen, die es nötig machten, der Soirée von Lady Durban fernzubleiben. 

    „Ich kann Ihnen nicht viel erzählen, meine Herren, nur, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht.“
    Watson und Holmes tauschten Blicke; auf der Fahrt nach Carnington Hall hatte sich der Detektiv ausführlich mit seinem Freund beratschlagt und ihm die Wichtigkeit dieser Aufgabe klargemacht. Nun saßen sie im Salon von Robert William Earl of Carnington und tranken Whisky. Es war zwar erst früher Nachmittag, aber die Stimmung verlangte irgendwie nach Hochprozentigem. Das große Gesteck aus Lorbeer und Holzäpfeln, das neben der Tür stand, verstärkte die düstere Stimmung. Holmes fixierte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas, schwenkte es hin und her, atmete die Aromen ein. Watson räusperte sich. Ihm war das alles etwas viel an Selbstdarstellung. Holmes lächelte. Irgendwie war und blieb sein verehrter Watson ein Kleingeist. Er drehte sein Glas hin und her und richtete den Blick auf seinen Gastgeber. Hilflos, konstatierte sein Verstand, hilflos und unterdrückt in einer unglücklichen Ehe. Keine Kinder. Ein Haus, in dem kein rechtes Leben herrschte. Traurig. Und das im November. Er reichte sein Glas an den Butler, der wie eine Steinsäule neben dem Kamin ausharrte. 
    „Wie meinten Sie das, Sir ... eine weiße Frau?“ 
    Der Earl of Carnington atmete tief ein. Es schien, als wolle er alle verbliebenen Kräfte in sich sammeln, um sich seinen Gästen verständlich zu machen. Und das, was er zu berichten hatte, war wirklich abenteuerlich. Eine Frau – ganz in Weiß

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