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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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dass ich nicht sicher bin, ob man mich nicht mit einer Fälschung zum Besten gehalten hat. Meinen geschätzten Kollegen wäre es zuzutrauen, dass sie die Mühen auf sich nehmen, nur um mich der Lächerlichkeit preiszugeben. Da meine eigenen Fähigkeiten hier an ihre Grenzen stoßen, wende ich mich an den größten Detektiv unserer Zeit mit der Bitte das Grab zu inspizieren und mich wissen zu lassen, ob ich eine bahnbrechende Entdeckung gemacht habe oder betrogen wurde.
    Holmes, der schließlich auch nur ein Mensch war, war ebenso neugierig wie eitel, und es gab keine bessere Methode ihn in eine Falle zu locken, als diese beiden Eigenschaften anzusprechen. Natürlich war er so schlau, die Falle zu erkennen, und Millstone wusste das auch. Aber er hatte richtig kalkuliert: Holmes war auf dem Weg zu ihm.

    Es war später Vormittag, als wir unseren Bestimmungsort erreichten, einen winzigen Bahnhof inmitten einer freundlichen, aber etwas langweiligen grünen Hügellandschaft, und dort von dem Wagen des Professors abgeholt wurden. Der Fahrer teilte uns mit, wir würden auf der Stelle zum Ausgrabungsgelände fahren. Es sei dafür gesorgt, dass wir im nahe gelegenen Dorf zwei bequeme Zimmer im Gasthof beziehen könnten. Albus Millstone hatte vorausgesehen, dass es keinen Sinn haben würde uns unter sein Dach einzuladen. So tollkühn war Holmes nun auch wieder nicht, dass er sich im Haus seines mörderischen Feindes schlafen gelegt hätte. Denn ein Mörder war der angesehene Professor zweifellos: Mehrere seiner Konkurrenten sowie ein reicher Mäzen, der sein Vermögen der Altertumsforschung gestiftet hatte, waren auf verdächtige Weise zu Tode gekommen, als sie seine Ausgrabungen besichtigten.
    Wir erreichten das Dorf – so hübsch und langweilig wie die Hügel rundum – und deponierten unsere Koffer im Gasthof, ehe wir wieder den Wagen bestiegen und zum Ausgrabungsgelände fuhren. Dieses befand sich auf der Kuppe eines niedrigen, runden Hügels von der Art, auf denen die Pikten früher ihre Burgen errichtet hatten, und war rundum mit hohen Drahtgittern eingezäunt. Es sah harmlos genug aus, und dennoch überfiel mich, als wir uns näherten, ein unangenehmes Gefühl. Etwa so, als würde ein dichter, den Atem beklemmender Schleier langsam über mein Gesicht gezogen. Ob Holmes dasselbe empfand – was ich bei seiner feinfühligen Natur durchaus vermutete – brauchte ich ihn nicht zu fragen. Er würde es rundheraus ableugnen. Humbug, lautete sein summarisches Urteil über diese Vorahnung eines sich nahenden Unheils. Ich widersprach ihm nicht, wenn er solche Ansichten äußerte, wohl wissend, wie starrsinnig mein Freund darauf beharrte, dass ein scharfer Verstand und ein gut informierter Kopf jedes Rätsel zu lösen vermochten. Ich jedoch hatte es im Krieg in Afghanistan oft genug erlebt, wie sich eine scheinbar kindische Furcht als eine Vorahnung erwiesen hatte, die mir und anderen das Leben rettete. Wie oft hatte ich selbst einen schlechten, mühseligen Weg durch die Berge eingeschlagen, nur weil mir der bequeme Weg von einer seltsamen Dunkelheit überschattet schien, und praktisch immer hatte sich erwiesen, dass Wegelagerer dort lauerten oder wilde Tiere ihr Unwesen trieben.
    Als der Wagen durch das bewachte Tor fuhr, sahen wir sofort, dass irgendetwas Aufregendes, gut oder schlecht, geschehen sein musste, denn alle an der Ausgrabung Beteiligten drängten sich in einem wirren Knäuel zusammen, in dessen Mittelpunkt etwas oder jemand auf dem Boden lag.
    Wir waren kaum ausgestiegen, als sich Professor Millstone aus dem Knäuel löste und auf uns zustürzte. „Verzeihen Sie die Unordnung!“, rief er uns entgegen. „Aber es ist etwas geschehen ... etwas Schreckliches ... der unglückselige Narr, er war gewarnt!“
    Holmes musterte mit einem scharfen Blick die mächtige Gestalt und das runde, von einem kranzförmigen grauen Bart eingerahmte Gesicht des Professors, das die arabische Sonne ausgedörrt und zerknittert hatte. Er sprang vom Wagen und schaffte sich einen Weg zu der auf dem Boden liegenden Gestalt. Ich folgte ihm.
    Wir hatten beide schon vielerlei Grässliches gesehen, aber noch nie eine so schauderhaft zugerichtete und dabei so absonderlich aussehende Leiche wie diese, die hier am Rand einer tiefen Grube auf dem Rücken lag. Die Kleidung ließ erkennen, dass es sich um einen höherrangigen Arbeiter, wahrscheinlich einen Vormann, gehandelt hatte, aber das war auch schon alles. Der Körper sah aus, als sei er erst

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