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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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völlig ausgeblutet, dann mumifiziert und zuletzt wie von einer Dampfwalze zerquetscht worden, sodass wenig mehr als ein Durcheinander staubiger grauer Bruchstücke auf dem Gras übrig geblieben war. Alle diese Bruchstücke waren mit dem rötlichen Staub des Hügels und Spuren einer schleimigen Substanz bedeckt, die Säure sein musste, da sie sich durch die Kleider gefressen und brandige gelbe Flecken darauf hinterlassen hatte.
    Ich entdeckte den Konstabler des Dorfes zwischen den Leuten, aber keinen einzigen Menschen, der nach einem schaulustigen Dorfbewohner aussah. Alle Anwesenden waren offensichtlich auf der Ausgrabungsstätte beschäftigte Arbeiter. Die Menschen in dem kleinen Nest unten am Fuß des Hügels mussten scheußliche Angst vor Professor Millstone haben, wenn nicht einmal brennende Neugier sie in seine Nähe locken konnte. Und meiner Meinung nach taten sie gut daran, ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.
    Holmes stieß mit seinem Spazierstock nach den gedörrten Überresten, betrachtete dann die Spitze und stellte fest, dass die Säure immer noch aggressiv genug war, um augenblicklich den eisernen Dorn anzugreifen. Er fragte: „Wer war das?“
    „John Harris, der Vormann der Arbeiter.“ Professor Millstones Stimme zitterte. Er war zweifellos sehr erregt, aber ich glaubte nicht so recht, dass es Mitleid mit dem unglückseligen Harris war, was ihn bewegte. Mir schien eher, dass ein unterdrückter Triumph in seiner Stimme mitschwang. „So haben wir ihn heute Morgen gefunden. Dabei hatte er strikte Anweisung, auf keinen Fall nach Einbruch der Dunkelheit in das Grab hinunterzusteigen! Sie müssen wissen“, fügte er mit einem verzerrten Lächeln hinzu, „dass ich Grabflüche sehr ernst nehme.“
    „So so.“ Holmes, der keinen Pfifferling auf Flüche gab, nahm diese Worte mit undurchdringlicher Miene zur Kenntnis. „Und was für ein Fluch ist das?“
    Millstone förderte aus seiner Tasche ein Papier zu Tage. „Er ist an der Wand der Grabkammer eingemeißelt, in einem sehr altertümlichen Latein, wie es die römischen Legionäre in Brittania gebrauchten. Übersetzt lautet er: ‚Fliehe die nächtlichen Sauger, die Wächter dieser Grabstelle, schütze dich mit den Strahlen der Sonne. Blut schlürfen sie, Verderben speien sie, nur Asche hinterlassen sie.’“ 
    Er machte eine Gebärde hinüber zu dem etwa fünf mal fünf Meter großen Erdloch. „Ich habe meine Arbeiter von Anfang an strikt angewiesen, noch vor Sonnenuntergang die Grabungen zu beenden und sie keinesfalls wieder aufzunehmen, ehe die Sonne aufgegangen ist. Sie mögen darüber lachen, dass ich die Macht alter Flüche fürchte, aber sehen Sie selbst, ob Sie da nicht das Grausen bekommen!“
    Mit diesen Worten führte er uns an den Rand der Absperrung aus rohen Balken und richtete einen der daran montierten starken Scheinwerfer auf den Boden des Schachtes.
    Ich bin wahrhaftig kein Kenner von Grabstellen, und doch hatte ich sofort das Gefühl, dass an dieser Ausgrabung etwas nicht stimmte. Der Professor schien mir mit seinem Argwohn recht zu haben, er könne zum Opfer eines üblen Scherzes geworden sein. Seine Ausgrabung sah auf geradezu peinliche Weise wie die Kopie einer Ausgrabung aus, wie etwas schnell Verscharrtes, das nur darauf wartete wieder ans Licht zu kommen. Die beiden Grabwächter allerdings waren beklemmend scheußlich.
    Holmes schien dasselbe zu denken, nach dem spöttischen Kräuseln seiner Lippen zu schließen, aber er gab keinen Kommentar ab, sondern beugte sich nur schweigend über die Absperrung. 
    In etwa fünf Meter Tiefe befand sich ein Loch im Boden, das in eine tiefer gelegene Grabkammer zu führen schien, und links und rechts von diesem Loch hockten zwei aus dem roten Stein des Hügels gemeißelte Kreaturen, jede etwa eineinhalb Meter hoch, die zu beschreiben sich meine Feder sträubt. Ich könnte sie mit nichts vergleichen, das ich jemals gesehen habe. Auf gedrungenen Leibern mit Bäuchen wie Kesselpauken saßen zu Ellipsen breit gequetschte Schädel, deren untere Kinnbacke über die obere herausragte. Die glotzenden Froschaugen schienen viel eher außen am Kopf befestigt zu sein als in Höhlen zu liegen, und ich war mir nicht sicher, ob es nicht überhaupt Stielaugen waren. Aus den von Ohr zu Ohr reichenden Mäulern hingen mehrere röhrenförmige Protuberanzen heraus, die ähnlich wie der Rüssel eines Elefanten Nase und Zunge zugleich darstellen mochten. Anstelle von Armen und Händen hatten sie rund

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