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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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um den Oberkörper vier mächtige, gekerbte Hummerscheren, und vom Scheitel bis zum Steißbein hinunter wuchs ihnen ein Kamm aus sich windenden Schlangen. Zum Teil war diese widerliche Mähne halb unter kurzen, plumpen, mit fleischiger Haut bespannten Fledermausflügeln verborgen. Sie waren in ihrer ganzen Gestalt etwas Zusammengestückeltes, in sich selbst Widersprüchliches, in der Ausführung gleichzeitig roh behauen und beklemmend lebensecht in solchen Details wie den gewundenen Rüsseln, die ihnen über die Bäuche hinabhingen, und den vier flachen, wie mächtige Stempel gestalteten unteren Pratzen.
    „Ein höchst eigentümliches Grab“, bemerkte Holmes, womit er Millstone zu verstehen gab, dass er keinen Augenblick lang an dessen Echtheit glaubte. „Und ungewöhnliche Kunstwerke. Wirklich, ich habe diesen Stil noch nie zuvor gesehen. Und Sie meinen, diese beiden garstigen Kerlchen da unten hätten Ihren unglückseligen Vorarbeiter so zugerichtet?“
    „Spotten Sie nicht!“, rief Millstone, und das Murren der Zuschauer bewies, dass viele seiner Meinung waren. „Meinen Sie, ein gewöhnlicher Mörder könnte eine Leiche so verunstalten? – Aber wenn Sie glauben, Herr Skeptiker, mich eines Besseren belehren zu müssen“, fügte er dann tückisch hinzu, „so steht es Ihnen frei, heute Nacht hier Wache zu halten. Obwohl ich es Ihnen wahrhaftig nicht raten würde! Es wäre ein zu großer Verlust für England, seinen besten Detektiv zu verlieren!“
    Alle starrten Holmes an, ob er es wagen würde, den Fehdehandschuh aufzunehmen, vor dem sie alle zurückgescheut wären. Ein Gemurmel der Bewunderung, aber auch der Furcht erhob sich aus der Menge, als der Herausgeforderte gleichmütig antwortete: „Ach, machen Sie sich keine Sorgen um mich! Was Mr Harris zugestoßen ist, weiß ich zwar noch nicht. Aber ich habe nicht die geringste Angst, nachts in dieses Grab zu steigen. Im Gegenteil, ich bestehe darauf! Allerdings möchte ich nicht, dass sich ein Anderer in Gefahr begibt. Daher würde ich Sie bitten, Professor Millstone, alle Ihre Wächter abzuziehen.“
    „Nachts ist sowieso niemand hier“, erwiderte der Professor. „Das Gitter muss genügen, um Neugierige fernzuhalten. Hätte John Harris nicht einen Schlüssel besessen, so wäre auch er nicht hereingekommen. Aber so verfiel er der Verlockung des Goldes. Sie müssen wissen, dass sich in der eigentlichen Grabkammer, unterhalb der Einstiegsluke, mehrere Sarkophage befinden. Einen davon haben wir geöffnet und mit goldenem Schmuck und Gefäßen gefüllt vorgefunden.“
    Holmes nickte nur. Da er sich auf weitere Gespräche nicht einließ, wurde ausgemacht, dass das Grabungsgelände ab Sonnenuntergang zu seiner freien Verfügung stand. Am Morgen sollte er seine Erkenntnisse dann Professor Millstone mitteilen.
    Niemals werde ich das diabolische Lächeln vergessen, das über die Züge des Schurken huschte, als er sich mit diesen Worten von uns verabschiedete!

    2

    Sich noch länger mit der Leiche von John Harris zu befassen hatte niemand Lust, und alle folgten dem Vorschlag des Professors, ein eiliges Begräbnis an Ort und Stelle vorzunehmen und den Dorfbewohnern – Harris hatte keine Angehörigen gehabt – zu erzählen, er sei verschüttet worden und die Leiche könne nicht geborgen werden. Rasch gingen Schaufeln und Krampen ans Werk, ein Grab wurde ausgehoben, gefüllt und zugeschüttet. Die Arbeiter zerstreuten sich hastig in alle Richtungen. Ich war überzeugt, die Meisten würden sich am nächsten Tag zu Arbeitsbeginn nicht mehr blicken lassen. Aber das würde Professor Millstone nicht kümmern, diente seine ganze „Ausgrabung“ doch nur dazu, Holmes anzulocken – und zu vernichten!
    Ich hätte mit meinem Freund gerne über das Erlebnis gesprochen, aber er war wortkarg und in sich gekehrt wie immer, wenn er über einem rätselhaften Fall grübelte. 
    Ich war besorgt. Natürlich wusste der große Detektiv, dass irgendeine Teufelei in den beiden steinernen Grabwächtern steckte, denn nur sie konnten den unglücklichen John Harris so schrecklich verstümmelt haben. Aber sein Horizont, das muss ich leider sagen, war bei allem Scharfsinn und aller Kombinationsgabe begrenzt. Er rechnete mit einem mechanischen Apparat, den Millstone jeden Abend bei Sonnenuntergang aktivierte, und war entschlossen, diesen Apparat und seine Funktionsweise zu entdecken. Es wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass irgendeine raffinierte Vorrichtung unbelebte Gestalten dazu

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