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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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brachte, sich scheinbar selbstständig zu bewegen. Vielleicht hatte er ja recht, und in den klobigen Sockeln steckte eine verborgene Maschinerie? Aber nein, ich glaubte es nicht!
    So drehten sich meine Gedanken, von denen ich Holmes nichts zu sagen wagte, im Kreis. Ich dachte daran, dass Millstone sehr viel Geld und Mühe investiert hatte, um seine Falle aufzubauen, eine Falle, die des großen Detektivs würdig sein sollte – Harris war zweifellos nur sein Versuchskaninchen gewesen. Niemals würde sich der Professor mit etwas so Simplem wie verborgenen Sprungfedern oder Säure aus der Wand spritzenden Düsen begnügen, das wäre weit unter seiner Würde gewesen. Und außerdem hätte Holmes eine so primitive Falle schon bei der ersten Inspektion entdeckt. Nein, ich war überzeugt, dass diese beiden aus Stein gemeißelten Ungeheuer durch mentale Befehle gesteuert wurden. Dass das offenbar nur bei Nacht möglich war, bestärkte mich in meiner Ansicht über den dämonischen Charakter der Falle. 
    Ich war überzeugt, dass Millstone bei seiner Jahrzehnte langen Arbeit an uralten Gräbern auch einiges über die Fallen gelernt hatte, die man zur Abwehr von Plünderern dort einbaute. War es so fernliegend, dass die heidnischen Priester damals nicht nur ihr technisches Wissen eingesetzt hatten, sondern auch ihre Kunst der Beschwörung unaussprechlicher Entitäten? Hatte nicht Millstone selbst uns erklärt, dass er Grabflüche ernst nehme?
    Ich dachte an alles, was ich über solche Automaten wusste. Ich erinnerte mich an die antiken Tempelfiguren, die durch verborgene Sprachrohre, Hebel und Züge zu sprechen und sich zu bewegen schienen, und an Wolfgang von Kempelens berühmten „Schachtürken“. Diese angeblich zum Schachspiel fähige Automat war jedoch durch einen verborgenen Zwerg gesteuert worden, was ich mir bei den sicher eine Tonne schweren Steinfiguren nicht vorstellen konnte. Überhaupt hätte jede Maschinerie, die diese Kolosse bewegte, so gewaltig sein müssen, dass man sie kaum verbergen konnte. Das Wort „Koloss“ wiederum brachte mich auf den Golem, den der zauberkundige Rabbi Löw in Prag aus Lehm schuf, damit er die dortige Judengemeinde beschützte, und auf die Trolle der nordischen Mythologie, von denen es hieß, dass sie aus Stein geboren wurden. Sie waren nur bei Nacht lebendig, traf sie ein Strahl Sonnenlicht, so verwandelten sie sich zurück in den Stein, aus dem sie entstanden waren. Hatte Millstone es fertiggebracht solche Trolle zu schaffen? 
    Es hatte jedoch keinen Sinn, Holmes diese Ansichten zu unterbreiten. Ich wusste längst, dass er mich bei all seiner Zuneigung für einen einfältigen Menschen hielt, und es war ja auch tatsächlich oft so, dass ich seinen scharfsinnigen Kombinationen nicht auf Anhieb folgen konnte. Er würde mich – in der ihm eigenen stillen Weise – nur auslachen.

    Wir kehrten ins Dorf zurück, wo Holmes einige chiffrierte Telegramme aufgab, eines davon an Inspektor Lestrade bei Scotland Yard, ein zweites an Mrs Hudson. Immerhin beruhigte mich, dass er Vorkehrungen getroffen hatte, über die er mir freilich nicht einmal Andeutungen machte. 
    Dann aßen wir geruhsam zu Mittag und machten ein Schläfchen, denn die Nacht würde lang und aufregend werden. Ich konnte jedoch nicht anders: Ich sandte hinter Holmes' Rücken meinerseits ein Telegramm an Inspektor Lestrade, in dem es kurz hieß:
    Millstones Steinfiguren bewegen sich nur bei Nacht. Trolle? ALLE Möglichkeiten in Betracht ziehen. Holmes in Lebensgefahr. Watson.
    Lestrade war nicht gerade mit einer überschäumenden Fantasie gesegnet, aber er war ein sorgfältiger Beamter, der keinen Hinweis negierte, und er würde mein Telegramm ernst nehmen, denn Scotland Yard hatte sein eigenes Hühnchen mit dem Professor zu rupfen. Immerhin hatte er die Polizei mehrerer Länder blamiert. Obwohl sie wussten, dass er ein mehrfacher Mörder war, hatten sie ihn nicht überführen können. Lestrade würde alles in seiner Macht Stehende tun, den schlüpfrigen Schurken zu fassen.

    3

    Der Abend brach an, und wir machten uns auf den Weg zum Ausgrabungsgelände. Die Wirtsleute sahen uns nach, als hätten sie uns eine Henkersmahlzeit serviert, und die Frau machte einen scheuen Versuch, uns vor nächtlichen Spaziergängen in der Nähe des Druidengrabes zu warnen, wurde von ihrem Mann aber augenblicklich zum Schweigen gebracht. Viele verstohlene Blicke folgten uns, als wir die Hauptstraße hinabgingen. Ungesehen schlugen wir dann den

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