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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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gewundenen Pfad ein, der zur Hügelkuppe führte. Es war ein schöner Sommerabend, lau und windstill, sodass ich unter anderen Umständen den Spaziergang sehr genossen hätte. Aber wie die Dinge lagen, war mir das Herz schwer. Ich bangte um Holmes, der hier geradewegs in die Höhle des Löwen marschierte, und mir war bewusst, dass auch ich einiges zu fürchten hatte.
    In der milden, von Mondlicht erhellten Nacht brauchten wir kein Licht, um die Kuppe des Hügels zu erreichen. Dieser lag vollkommen verlassen da. Das Gittertor im Zaun stand halb offen und eine einzige schwache Lampe brannte, um uns den Weg zu weisen. Wir traten ein und folgten dem von den Arbeitern ausgetretenen Pfad bis zum Rand des Schachtes, der pechschwarz zu unseren Füßen gähnte. Holmes schaltete einen der Scheinwerfer ein, die das tiefe Loch ausleuchteten.
    Die beiden Grabwächter waren deutlich zu sehen, und in dem starken Licht gegen den Hintergrund der Nacht sahen sie noch um vieles scheußlicher aus als bei Tageslicht – und beklemmend lebendig. Wenn es tatsächlich Trolle waren, so machte ihnen das künstliche Licht nichts aus. Gewiss war es nur der Effekt des Scheinwerferlichts, aber mir wollte scheinen, dass sich ihre überhängenden Bäuche in verstohlenen Atemzügen hoben und senkten und die röhrenförmigen Zungen an der Spitze zitterten, als nähmen sie einen Geschmack in der stillen Sommernachtsluft auf.
    „Nun“, sagte Holmes unnötig laut, und ich begriff, dass er heimliche Lauscher vermutete, „dann wollen wir uns ans Werk machen. Sie halten hier heroben Wache, mein lieber Watson, während ich in den Schacht hinuntersteige und mir diese Gargylen aus der Nähe ansehe.“
    Ich erschrak, als plötzlich am Fuß des Hügels Scheinwerfer kurz aufleuchteten und das gedämpfte Brummen eines Automobils hörbar wurde. Hatte Millstone am Ende doch den Entschluss gefasst, uns kurzerhand auf alltägliche Weise, durch einen Schuss oder Messerstich, aus der Welt zu befördern? Aber Holmes stieß einen lauten, zufriedenen Seufzer aus, und ich hörte ihn flüstern: „Der gute Lestrade! Pünktlich und zuverlässig ist er, das muss man ihm lassen!“
    Tatsächlich, es war Lestrade, der das schwarze Auto, unsichtbar in der tiefen Nacht, vor dem Gittertor parkte und uns mit einer Geste bedeutete, zu ihm zu kommen. Holmes zog mich mit sich, als wir außerhalb des Scheinwerferlichts auf den Inspektor zuliefen, zu dem sich jetzt ein zweiter Beamter gesellt hatte.
    Lestrade flüsterte: „Alles ist da, wie Sie es bestellt haben, Mr Holmes!“ Dabei zog er eine auf dem Boden liegende Plache beiseite. Darunter kam ein Maschinengewehr zum Vorschein – und die lebensgroße Puppe, die Holmes schon mehrmals als sein Double gebraucht hatte.
    „Exzellent“, flüsterte mein Freund. „Jetzt hängen wir den Köder in die Falle. Bringen Sie“, das galt dem zweiten Polizisten, „inzwischen das Maschinengewehr in Stellung, nur für den Fall, dass der reizende Professor uns ein paar Mordgesellen auf den Hals schickt. Kommen Sie, Lestrade!“
    Seinem Befehl folgend krochen wir auf dem Bauch auf der vom Licht abgewandten Seite dem Schacht zu, wobei wir die Puppe hinter uns herschleiften. Dort angekommen, ließ Holmes sein selbst im Scheinwerferlicht höchst lebensecht wirkendes Double, das an unsichtbaren Angelschnüren befestigt war, so an der Leiter hinunter, dass es zu klettern schien. Mir bedeutete er, deutlich sichtbar auf der beleuchteten Seite Aufstellung zu nehmen. Er selbst rief, während die Puppe Sprosse um Sprosse hinunterglitt, mit weithin hörbar Stimme: „Nur keine Angst, mein lieber Watson! Mir geschieht schon nichts! Mit seinen beiden geflügelten Gartenzwergen kann er Kinder erschrecken, aber nicht Sherlock Holmes!“
    Ich starrte sehr unbehaglich in das hell erleuchtete Loch, obwohl ja nur eine Puppe den Weg hinunter nahm. Das Gefühl eines entsetzlich nahen Unheils ergriff mich wieder. Ein Grauen, so quälend stark, dass ich unter anderen Umständen sicher geflohen wäre, durchströmte mich. Meine Knie wurden weich, mein Herz sprang in der Brust. Meine Augen schmerzten, weil ich kaum zu blinzeln wagte.
    Und da! Eine der steinernen Kreaturen erschauerte, reckte sich, hob das missgebildete Ding, das ihre Hand darstellen sollte – die Scheren schnappten auf und zu – nun zitterte auch die andere, als durchliefen sie Stromstöße.
    Langsam und erschreckend lautlos erhoben sich die Scheusale von ihren Sockeln.
    Holmes, der zweifellos noch

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