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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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neben mir, bückte sich und legte die Hand auf Holmes’ Verwundung. In der Raummitte, wo sie eben noch angekettet war, lag jetzt nur noch der zerbrochene Eisenkragen und meine Handschuhe. Ich weiß nicht, wie sie es gemacht hatte, doch gleich darauf nahm sie die Hand wieder von Holmes’ Brust. Die Einschusswunde war verschwunden und auf ihrer geöffneten Handfläche lag die Kugel, die in den Körper meines Freundes eingedrungen war.   
    Holmes gab ein Röcheln von sich. Er lebte. Ich tastete seine Brust ab, wo ich eben noch den Einschuss gesehen hatte. Man fühlte nicht einmal eine Narbe.
    „Ich nehme an, Sie hatten einen guten Grund, dass Sie mein Hemd zerrissen haben.“ Holmes grinste mich an und mir fiel eine Zentnerlast vom Herzen. „Lassen Sie mir ein wenig Platz, Watson, damit ich mich aufsetzen kann.“
    Die von mir dargebotene Hand lehnte er ab, versuchte, aus eigener Kraft aufzustehen und es gelang ihm auch. In Richtung der Frau deutete er eine Verbeugung an.
    „Ich danke Ihnen. Sie haben mir das Leben gerettet.“
    „Nein, nein, ich danke Ihnen, Mr Holmes. Ohne Ihre Hilfe wäre ich immer noch diesen Perversen ausgeliefert.“
    Wie hatte ich nur übersehen können, wie groß und beeindruckend die Fremde war. Ihre Haltung, so aufrecht und selbstbewusst, hatte nichts mehr mit der bemitleidenswerten Angeketteten gemein, die wir noch vor wenigen Minuten gesehen hatten. Ihr Haar schien zu leuchten, bildete eine strahlende Krone auf ihrem königlichen Haupt. Alle Schrunden und Verletzungen, die ihren Körper überzogen hatten, waren verschwunden, ihre Haut samtig und makellos.
    Mein Blick traf sich mit dem ihren. So stolz und majestätisch. Sie war gewiss kein Mädchen, sie war eine erwachsene Frau, und ja, auf mich wirkte sie wie eine Göttin aus den Sagen und Legenden längst vergangener Zeiten. War ihr überhaupt bewusst, dass sie vollkommen nackt und mit wogendem Busen vor uns stand?
    Ich rühme mich, ein Gentleman zu sein, aber es gelang mir nicht, den Blick von ihr abzuwenden. Diese vollendeten Rundungen. Mir war, als spüre ich die Wärme, die von ihrem Körper ausging, als könne ich ihre Haut unter meinem Fingern spüren. Ich dachte an Pfirsiche, an die kleinen Härchen, diesen samtweichen Flaum.
    Mit meinem nächsten Atemzug überwältigte mich der aromatische Geruch von feuchter Erde und Wald nach einem Regenschauer. Wärmende Sonnenstrahlen erhellten mein Gesicht. Visionen von endlosen Wäldern, hellen Lichtungen, plätschernden Bächen voll klaren Wassers, alles gleichzeitig, ein Gefühl von pulsierendem Leben, Gesundheit, Freiheit und Sorglosigkeit.
    Noch nie hatte ich solches Verlangen gespürt. Ich wollte, ich musste ein Teil dieser Welt werden, musste sie umfassen, mich an sie schmiegen, fester und immer fester, mich schließlich auflösen und in ihr verströmen.
    „Watson, Mann, kommen Sie zu sich!“
    Holmes hatte mich bei den Schultern gepackt und schüttelte mich. Nur langsam nahm ich meine Umgebung wieder wahr. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich wollte vor Scham im Boden versinken und fühlte, wie mein Kopf heiß wurde. Bei einem Blick in den Spiegel hätte mir mein Gesicht feuerrot entgegengeleuchtet. Ich versuchte mich zu fassen, rang um Worte, doch ich war nur fähig, zusammenhanglos zu stammeln. 
    „Lassen Sie nur, lieber Doktor, es gibt nichts, dessen Sie sich schämen müssten. Was Sie erlebt haben, ist die normale Reaktion Ihrer Spezies auf ein Mitglied meiner Art.“
    Sie lächelte und ich spürte eine Brise am frühen Morgen, wenn der Tau noch auf den Blättern perlt. Wieder war es Holmes’ schmerzhafter Ruck an der Schulter, der mich zurückholte. Ich richtete meinen Blick zu Boden und hoffte so, ihrem Einfluss widerstehen zu können. 
    „Ähnliches haben wohl auch meine Peiniger gefühlt, doch anders als Sie, lieber Doktor, waren sie nicht damit zufrieden, einfach nur teilzuhaben, nein, sie wollten nehmen, wollten bezwingen und herrschen. Sie hatten von einer Legende gehört, die denjenigen, die ein Mitglied meines Volkes dienstbar machten, Glück und ein sehr langes Leben versprachen. Doch was auch immer sie sich einfallen ließen, es gelang ihnen nicht, mich zu unterwerfen. All ihre Grausamkeiten waren zwar lästig, konnten mich aber nicht wirklich verletzen. Menschen können jemandem meiner Art nicht dauerhaft schaden.“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie sehr leise fortfuhr. „Die beiden waren wütend, suchten etwas, um sich abzureagieren. Es ist komisch

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