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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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ich irgendwann aus den Augen verloren habe. Er war vor etwa dreißig Jahren Schüler an der Portora School.«
    »Da lebten wir schon hier. Es waren schöne Tage. Der neue Direktor brachte frischen Wind in die Schule. Er öffnete sie auch für Katholiken, und das schätzte mein Vater, der selbst katholisch war.«
    »Der Mann, ich meine der Direktor, ist sicherlich schon gestorben«, versuchte Holmes einen Schritt weiterzukommen.
    »Nein, er ist erst vor ein paar Jahren in Pension gegangen. Die Schule hat sich am Ende seiner Zeit wieder erholt, da sich der Nachfolger sehr darum bemüht hat.«
    »Das heißt, es gab Probleme«, stellte der Detektiv fest.
    »Dr. Steele war ein großartiger Mann, den das Schicksal hart getroffen hat.«
    Holmes horchte auf. »Inwiefern?«
    »Etwa zu der Zeit, die Sie erwähnten, Mr. Holmes, verlor er seinen Sohn bei einem Bootsunfall. Der Mann lebt seither in tiefer Melancholie. Ein Umstand, der auch auf seine Tätigkeit als Leiter der Schule abfärbte.«
    »Ich würde mich gern mit ihm unterhalten. Möglicherweise erinnert er sich noch an den Schüler, dessentwegen ich diese Reise unternommen habe.«
    »Ich werde mich erkundigen«, versprach die Pensionsbesitzerin, und Holmes begab sich in die Taverne zum Abendessen.
    Er genoss die vorzüglichen Speisen und das würzige Bier. Die Atmosphäre in dem rauchigen Lokal war entspannt. Die jungen Männer in der Schuluniform blieben an drei Tischen unter sich und benahmen sich angenehm zurückhaltend, die älteren Herren an der Theke und an den Speisetischen waren etwas lebhafter, aber auch ihr Verhalten entsprach einem Rahmen, in dem jeder der Gäste genügend Raum fand, sich wohlzufühlen.
    Der Detektiv, der allein an seinem Tisch saß, hatte sich entschlossen, den Abend der Erholung von der anstrengenden Reise zu widmen und für den Moment auf weitere Ermittlungen zu verzichten, als sich der Wirt mit einem halb vollen Glas Red Ale zu ihm setzte. Er, der den fremden Gast richtigerweise als Engländer einstufte, bemühte sich in seiner Rede um verständliches Englisch.
    »Sie haben einen Jungen in Portora«, stellte er fest.
    Der Detektiv verneinte und trank von seinem Bier. »Das Ziel meiner Reise hat nostalgische, oder besser gesagt, sentimentale Gründe. Ich bin auf der Spur eines ehemaligen Schülers von Portora, den ich sehr schätzte. Ich weiß nur, dass er vor etwa dreißig Jahren hier war.«
    »Vielleicht erinnert sich Vater noch an ihn. Wie, sagen Sie, hieß er?«
    »Wilde, William Wilde.«
    »Ich werde fragen.« Der Wirt leerte das Glas und ging zu einem Tisch, an dem ältere Männer Karten spielten. Ein überaus dicker Mann mit einer Zigarre im Mund beobachtete die anderen, beide Beine von sich gestreckt, die rechte Hand auf einen Gehstock gestützt. Als der Wirt einige Worte mit ihm sprach, nickte der Alte und blickte zu Sherlock Holmes. Der Wirt entfernte einen leeren Stuhl vom Nachbartisch und stellte ihn an die linke Seite seines Vaters, dann kam er zurück zu Holmes. »Mein Vater bittet Sie an seinen Tisch. Sie entschuldigen, dass er nicht selbst herüberkommt. Er ist schlecht auf den Beinen. Sein Gewicht. Auf dem linken Ohr hört er besser.«
    »Sie kennen also den Sohn des Doktors«, stellte der Alte fest, als Holmes Platz genommen hatte.
    »William Wilde. Er muss nun an die vierzig, fünfundvierzig Jahre alt sein.«
    Der Alte nickte und sinnierte mit der dumpf-rollenden Stimme der Übergewichtigen: »Ein aufgeweckter Junge. Sie kamen hierher, wenn der Vater die Söhne besuchte.«
    »Zu dritt. Vater Wilde, Sohn William und Sohn Oscar.«
    »Ja, der Kleine. Ich erinnere mich noch an ihn. Aber sie hat alles überstrahlt.«
    »Die Mutter der jungen Männer.«
    »Die Mutter des jungen Lehrers.«
    »Erzählen Sie«, bat Sherlock Holmes. Er wollte den Mann ungehindert reden lassen, in der Hoffnung, Sinn in seiner Erzählung zu finden.
    »Wir haben keine Frauen hier im Mulligan , vom Küchenpersonal abgesehen. Sie war fast ... nein, tatsächlich die einzige Frau, die hier je an einem Tisch gesessen hat. Schwarzes Haar, dunkle Augen, eine geschmeidige Figur. Auch ich war damals ein ganz hübscher Mann. Das kann man schwerlich glauben, wenn man meinen unförmigen Körper jetzt sieht, aber Sie würden staunen, wie es da drin aussieht.« Der Alte klopfte mehrmals gegen seine Brust, dort, wo das Herz saß. »Da drin sitzt noch der Draufgänger von damals. Da hat sich nichts verändert. Sie kamen immer zu fünft. Der Doktor ...«
    »Doktor

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