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Sherlock Holmes und die Theatermorde

Sherlock Holmes und die Theatermorde

Titel: Sherlock Holmes und die Theatermorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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imstande bin, nicht weniger als zwölf periodische Veröffentlichungen einwandfrei anhand ihres Schriftbildes zu identifizieren«, erwiderte er mit einem gekränkten Blick.
    »Also läßt der Brief selbst Sie nichts vermuten?«
    »Abgesehen von der Tatsache, daß der Autor anonym zu bleiben wünscht, sehr wenig.« Er zwinkerte. »Was für eine Vermutung haben Sie?«
    »Nun, sehen Sie sich doch nur die Quellen an, die er verwendet hat!« rief ich einigermaßen aufgeregt, »den Morning Courant und die Saturday Review . Führt uns das nicht auf meine Theorie von der erbitterten Rivalität zwischen den beiden Blättern zurück?«
    »Hören Sie, bringt es uns von dieser Ihrer Theorie nicht eher ab? Nur ein Narr würde in der Situation, in der Sie sich ihn denken, diese beiden Blätter für seinen Brief verwenden. Und außerdem, wie erklärt Ihre Theorie den Mord an der armen Miss Rutland?«
    »Sie erklärt ihn nicht«, gab ich kleinlaut zu, »nicht im Augenblick. Aber wie erklären Sie sich Shaws stürmischen Aufbruch im Restaurant? Wie fügt sich das in Ihr kostbares Dreieck ein?«
    »Wollen Sie damit unterstellen, daß es Shaw war, der draußen auf uns lauerte und die sonderbare Attacke ausführte?«
    »Er ist offensichtlich nicht stark genug. Außerdem können wir in keiner Weise feststellen, ob die Attacken etwas mit dieser Affäre zu tun haben.«
    Holmes warf seinen Mantel über. »Alles andere würde mich sehr überraschen und Sie ebenfalls; kommen Sie, geben Sie es nur zu. Nein, mein lieber Watson, ich glaube, daß unser Briefschreiber die nötigen Worte nahm, wie sie sich gerade fanden. Schließlich sind der Courant und die Review viel gelesene Blätter. Lassen Sie uns gehen.«
    Wir lasen unsere Morgenzeitungen auf dem Weg zum Lyzeum in der Droschke. Es fand sich eine kurze Meldung über Wildes Anzeige gegen den Marquis von Queensberry sowie ein recht ausführlicher Bericht (auf einer anderen Seite) über den Mord im South Crescent. Letzterer beruhte nachdrücklich auf den Ausführungen Inspector G. Lestrades, der ankündigte, er werde ›dem Täter in kürzester Zeit auf den Fersen sein‹, und der den Mörder für die Presse in einer geschickten Abwandlung von Holmes’ eigenen Worten beschrieb.
    Holmes lachte vor sich hin, während er den Bericht überflog. »Es gibt ein paar tröstliche Beispiele für Beständigkeit in dieser wirbelnden Welt, Watson«, sagte er, »und zu ihnen muß Lestrade gezählt werden. Der Mann ist sich in den vergangenen zwölf Jahren gleich geblieben bis aufs letzte Härchen.«
    »Miss Rutland wird in der Zeitung nirgendwo erwähnt«, stellte ich fest.
    »Das ist schon möglich. Ich glaube, die Times geht früh am Abend schlafen, aber wir werden zweifellos etwas in der Nachmittagsausgabe finden. Dem Mörder wird die zweifelhafte Befriedigung zuteil werden, sich zweimal an einem Tag gedruckt zu sehen.«
    »Sie sind also überzeugt, daß es sich um denselben Täter handelt?«
    »Meiner Meinung nach wäre alles andere übertriebener Zufallsglaube. Außerdem hat er denselben Stil – und dieselben Schuhe.«
    »Mir ist keine besondere Ähnlichkeit zwischen den Verbrechen aufgefallen. Im Gegenteil, das erste scheint spontan begangen worden zu sein, während das zweite Anzeichen einer überlegten Handlung aufweist.«
    »Das stimmt. Es stimmt aber auch, daß in beiden Fällen eine messerähnliche Waffe benutzt wurde – wie zutreffend, daß McCarthy ihn in seinem Notizbuch als Jack Point bezeichnet! –, und in beiden Fällen verfügte der Mann über mehr als elementare Kenntnisse in Anatomie. Man muß sagen, daß er seine Halsschlitzerei mit der Präzision eines Chirurgen ausführte und sein zweites Opfer mit humaner Geschwindigkeit ins Jenseits befördert haben muß.«
    »Human!«
    »Nun, vergleichsweise.«
    »Wie vereinbaren Sie das impulsive Verbrechen mit dem überlegten?«
    »Ich kann sie bisher nicht miteinander vereinbaren, aber ich will eine vorläufige Theorie aufstellen: Jack Point, unser verschmähter Liebhaber, erfährt im Gespräch mit Jonathan McCarthy aus uns unbekannten Gründen von der Liebesbeziehung des letzteren. Er verübt den Mord an dem Mann in spontaner, die Rache an seiner treulosen Geliebten in kalter Wut. Ah, hier ist das Lyzeum!«
    Wir verließen die Droschke und traten vor die imposanten Säulen dieses ehrfurchtgebietenden Gebäudes. Ich bewegte mich wie in Trance auf die dritte Säule von links zu.
    »Ist Ihnen auch wohl, Watson? Ich hatte

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