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Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph E. Vaughan
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erneut die Vormachtstellung erhalten und die weitere Evolution vorgeben sollte.«
    »Blasphemie«, murmelte Kent.
    »Die Reise mit meiner Maschine«, erzählte Maddoc weiter, »geht mit einer gewissen Verzögerung einher. Falls Sie die Zeit als Straße entlang einer sich fortwährend verändernden Landschaft betrachten, dann sehen Sie in meiner Maschine bitte nichts weiter als eine Kutsche. Sonne und Mond beschleunigen ihren Lauf über dem Glasdach meines Labors. Ich bewege mich so schnell durch die Zeit, dass ich die Wachstumszyklen der Pflanzen in meinem Garten beobachten kann und sehe, wie sie sich an den Mauern in die Höhe ranken. Denken Sie daran, Gentlemen, dass ich diese Erfahrung bereits zuvor gemacht hatte und nicht erwartete, eine andere Landschaft vorüberziehen zu sehen als diejenige, welche ich während meiner ersten Reise in die Zukunft wahrgenommen hatte. Deshalb merkte ich auch rasch, dass diesmal irgendetwas nicht stimmte. Ich sah Richmond in Flammen und mein Labor zerstört, wobei ich ebenfalls verbrannt wäre, hätte ich mich nicht mit solcher Geschwindigkeit bewegt.
    Ich sah Feuersbrünste in der Ferne und gewaltige Explosionen hinter dem Horizont, in deren Folge sich Rauchwolken bildeten, die wie Pilze aussahen. Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen einstweiligen Schub abbremsen und die Maschine schließlich zum Stillstand bringen konnte, fand ich mich im Jahre 1954 wieder. Zwar lebten noch Menschen in Richmond, allerdings als völlig heruntergekommene Lumpengestalten. Sie fürchteten sich vor der Dunkelheit und den mörderischen Morlocks.«
    »Aber Sie behaupteten doch, die Morlocks lebten in einer noch ferneren Zukunft«, warf Kent ein.
    »Ich konnte mir diese Gegebenheit nicht erklären und fand auch keine weiteren Hinweise in jenem Umfeld«, behauptete Maddoc. »Ich ging verwahrloste Bahngleise entlang, die ewig nicht befahren worden waren, und sah eine stille Themse, auf der es keinen Schiffsverkehr mehr gab. In der Nacht wäre ich zweimal beinahe von umherziehenden Patrouillen gestellt worden, und tagsüber entrann ich einer Gruppe Menschen nur knapp, nachdem ich einen Schuss mit dem Revolver abgegeben hatte. Sie schienen noch nie eine Feuerwaffe gesehen zu haben. Schlussendlich erreichte ich London, oder besser gesagt ein Zerrbild der Stadt, wie wir sie kennen. Gigantische Schlote spien immerzu schwefliges Leichengas, welches aus den Eingeweiden der Erde zu kommen schien, über die Ruinen der Stadt. Die geflügelten Sphinxen der Morlocks thronten über der schwelenden Asche der einst erhabenen Bauten. Die Themse war verdreckt und voller Wracks. Ihr Wasser quoll über von Chemikalien, welche die Fabriken der Morlocks bei Tag wie bei Nacht absonderten. Auf den früher so imposanten Brücken Londons, die noch intakt waren, wimmelte es von Menschen, die von den herrschenden Morlocks scharenweise in Schlachthäuser getrieben wurden. Im 20. Jahrhundert hatten die Menschen Krieg gegen sie geführt und verloren. Die Morlocks beherrschten London, und wie ich im Laufe mehrerer Wochen, während derer ich ständig fliehen und mich verstecken musste, in Erfahrung bringen konnte, war es in jeder anderen Großstadt auf der Welt das Gleiche. Gegen Ende des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts hatten die Morlocks die Weltherrschaft erlangt, und zu der Zeit, die ich mit der Maschine angepeilt hatte, schien ihre Vormachtstellung dauerhaft gefestigt. Die Zukunft, wie ich sie während meines ersten Abstechers erlebt hatte, existierte nicht mehr und war durch einen Sachverhalt verändert worden, den ich noch nicht gänzlich nachvollziehen konnte. Da ich mich machtlos wähnte und einsehen musste, dass die Eloi, denen ich eigentlich helfen wollte, es niemals zu etwas Gescheitem bringen würden, ließ ich den Albtraum, zu welchem London verkommen war, hinter mir. Ich schlug mich zurück nach Richmond durch, wo ich meine Maschine stillgelegt und versteckt hatte.«
    »Was geschah dann?«, fragte Kent. »Was haben Sie unternommen?«
    Maddoc sackte auf dem Sofa zusammen und starrte zu Boden.
    Kent packte ihn am Revers. »Was haben Sie unternommen?«
    »Beruhigen Sie sich, Inspektor«, beschwichtigte Holmes, indem er Kents Finger von Maddocs Jacke löste. »Es hilft uns nicht, wenn wir unseren Emotionen freien Lauf lassen. Wir müssen Vernunft bewahren.«
    »Ich weiß nicht, was daraufhin geschehen ist«, beteuerte Maddoc.
    »Das wissen Sie sehr wohl«, beharrte Holmes in gemessenem Tonfall. »Sie sind nicht umsonst ins

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