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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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vor, Ihnen sei unwohl und Sie wollten nichts mehr essen. Das ist wichtig!«
    »Aber ich werde Hungers sterben, Mr. Holmes!«
    »Ich hoffe nicht! Ich werde Mrs. Hudson – das ist die Dame, die Sie hereingeführt hat – beauftragen, einige Sandwiches zuzubereiten, mit denen Sie bis morgen auskommen können. Sie soll auch einen Krug Wasser und eine Flasche Hochheimer einpacken, damit Sie keinen Durst leiden. Sie dürfen nur die Sachen aus Mrs. Hudsons Korb verzehren. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja, natürlich, Mr. Holmes. Aber könnte Ihre Haushälterin nicht auch etwas Schweizer Schokolade besorgen? Ohne ein Stückchen Schokolade kann ich nicht einschlafen. Ich bin eine richtige kleine Naschkatze, wissen Sie?« Sie kicherte leise in sich hinein, wobei sich ihre kleine Nase auf entzückende Weise in Falten legte. Als junge Frau musste sie die Herzen ihrer Verehrer reihenweise gebrochen haben!
    »Ich werde gerne alles Notwendige veranlassen. Mrs. Thorndyke, Sie sind sicherlich in Ihrem eigenen Wagen gekommen. Um was für ein Modell handelt es sich, wenn die Frage gestattet ist?«
    »Um eine Victoria. Jennings sagt Bockchaise dazu, was ich furchtbar finde.«
    »Ob Bock oder nicht, sie wird Platz genug für uns bieten. Wenn Sie erlauben, werden wir Sie nach Henstiffle Bow Hall begleiten. Wir werden einige Untersuchungen und Befragungen vornehmen, Sie dann aber zum Schein unverrichteter Dinge wieder verlassen. Nur zum Schein, wohlgemerkt. Jeder soll glauben, wir seien in die Baker Street zurückgekehrt. In Wahrheit aber werden wir bei Ihnen bleiben. Gibt es eine Möglichkeit, wie wir vom Personal unbemerkt ins Haus gelangen können?«
    »Natürlich! Es gibt einen kleinen Seiteneingang für Lieferanten, der hat kein Schloss, sondern innen nur einen Riegel, den kann ich Ihnen öffnen. Jennings hat alle Schlüssel in seiner Obhut.«
    »Gut. Sobald es dunkel ist, werden wir zurückkommen. Und das nehmen Sie bitte zu Ihrer Sicherheit mit ins Bett! Aber lassen Sie es niemanden sehen!«
    Holmes hatte etwas aus der Schublade unter seinem Labortisch geholt und gab es unserer Klientin. Es war eine Pfeife aus Messing. Wenn man sie blies, gab sie einen fürchterlichen, durchdringenden Ton von sich, der uns notfalls sogar aus dem Schattenreich zurückgeholt hätte. Die alte Dame steckte die Pfeife in ihre Tasche.
    »Ich denke, bis morgen früh werden wir das Rätsel um die Weiße Frau gelöst haben! Wenn Sie mich nun bitte für einen Moment entschuldigen würden, Mrs. Thorndyke. Dr. Watson wird Ihnen solange Gesellschaft leisten. Danach wird es Zeit zum Aufbruch sein.«
    Angeregt plauderte ich mit unserer charmanten Klientin eine Weile über China und das Leben in England. Dann kam Holmes mit einem Paket zurück.
    »Das ist der Proviant für Mrs. Thorndyke. Am besten verstauen Sie ihn in Ihrer Arzttasche. Vergessen Sie Ihre ständige Begleiterin nicht!«
    Ich verstand sofort, verstaute den Proviant – Sandwiches, ein kaltes Brathuhn, eine Flasche Weißwein und die gewünschte Schweizer Schokolade – in meiner Arzttasche. Dann füllte ich aus der Brandy-Karaffe auf dem Rauchtisch meine silberne Taschenflasche auf und holte schließlich unauffällig meine Webley aus der Schreibtischschublade. Ich wollte die alte Dame nicht unnötig beunruhigen.
    »Das Spiel beginnt«, freute sich Holmes.
    Ich bot unserer Klientin den Arm, um sie die Treppe hinunterzugeleiten. Draußen wartete bereits ihre Equipage, die von einem eleganten Apfelschimmel gezogen wurde. Kutscher Jennings half seiner Herrin beim Einsteigen. Als auch wir eingestiegen waren, klappte er den Tritt hoch. Die Fahrt dauerte etwas mehr als eine Stunde. Unterwegs erklärte Holmes, dass er mit allen – bevorzugt mit Roger und Hsiao Lian – einmal sprechen wolle, um sich ein Bild zu machen.
    »Ich werde dafür sorgen, dass mein Neffe Sie empfängt, aber ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Ihnen diese Begegnung Freude bereiten wird.«
    »Nun, Mrs. Thorndyke«, erwidert Sherlock Holmes charmant, »wir begleiten Sie ja wahrlich nicht zu unserem Vergnügen!«
    In dieser Art verlief die Unterhaltung, bis wir vor Henstiffle Bow Hall vorfuhren. Das Anwesen, das im warmen Sonnenschein vor uns lag, sah gar nicht so aus, als würde es darin spuken. Es war ein kleiner, zweiflügeliger Herrensitz im Tudorstil, aus Backsteinen errichtet und inmitten eines gepflegten, stillen Parks gelegen. Dieser war rundherum von einer brusthohen Mauer umgeben, die von einem verrosteten schmiedeeisernen

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