Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
Vom Netzwerk:
es auch gesehen?«
    »Ich? Nein! Und wissen Sie, warum? Weil es gar kein Gespenst gibt! Meine Tante bildet sich vieles ein, was gar nicht da ist. Wahrscheinlich leidet sie unter Verfolgungswahn oder beginnender Senilität. Fisch beginnt eben vom Kopfe her zu stinken.«
    »Was ist mit den Gegenständen, die verschwinden und wieder auftauchen?«
    »Mr. Detektiv! Haben Sie noch nie davon gehört, dass alte Menschen Dinge verräumen und Stein und Bein schwören, sie seien vom Personal bestohlen worden? Doch wenn dann genügend Tränen geflossen sind und das Personal entlassen ist, finden sich die vermissten Dinge in der Teekanne oder im Nachtgeschirr. Sie haben sie selber hineingelegt, weil sie die Teekanne oder das Nachtgeschirr für einen todsicheren Ort hielten.«
    Ich war als Arzt und als Mensch empört. »Mr. Thorndyke! Der Geist Ihrer Tante wirkt frisch und klar. Sie macht in keiner Weise den Eindruck einer senilen Frau!«
    »Senile sind schlau! Sie wollen sich in ihrer Senilität nicht erwischen lassen! Lassen Sie sich das gesagt sein, Doktor!«
    »Aber Ihre Tante erklärte, sie habe das Gespenst mit einem Buch beworfen, und das Gespenst habe daraufhin einen Schreckens-oder Schmerzensschrei von sich gegeben.«
    »Das hat sie sich eingebildet. So, wie sie sich das Gespenst und das ganze Brimborium überhaupt einbildet. Meine Tante gehört, wenn Sie mich fragen, längst in eine Anstalt. Aber wahrscheinlich fragen Sie mich nicht. Meine Tante hat Sie um den Finger gewickelt. Sie glauben ihr alles. Sie kann so verdammt charmant sein, wenn sie will!«
    »Ich verbitte mir ...«, begann ich.
    »Lassen Sie, Watson«, beruhigte mich Holmes. »Wir danken Ihnen für das Gespräch, Mr. Thorndyke. Wenn wir nun Ihre Frau sprechen könnten ...«
    »Sie ist in der Bibliothek. Da ist sie den ganzen Tag und liest. Jede Woche bringt der Buchhändler riesige Pakete voller Bücher. Fragen Sie nicht, was ich dafür bezahle! Oder sie singt. Tagein, tagaus dieses chinesische Gewimmer. Gehen Sie nur hinein! Sie weiß, dass Sie kommen. Ich für meinen Teil muss mich jetzt um das Wild kümmern.«
    Damit verließ er uns. Weil uns niemand zu Hsiao Lian begleitete, klopften wir an.
    »Ja, bitte!«, rief eine weibliche Stimme hinter der Tür.
    Wir traten in eine Bibliothek von einer Größe ein, die man in englischen Privathäusern nur selten findet. Sie bestand ganz offensichtlich aus zwei zusammengelegten Räumen. Dort, wo sich die trennende Wand befunden hatte, hatte man einen eleganten hölzernen Bogen eingezogen. Die Wände verschwanden hinter eingebauten Regalen mit Türen aus geschliffenem Glas, hinter denen dichte Reihen von Büchern standen. Sofas, Tische, Leselampen und Etageren sorgten für eine gemütliche Atmosphäre, die durch ein flackerndes Kaminfeuer noch verstärkt wurde. In einem Ohrensessel saß eine wunderschöne Chinesin, vielleicht die schönste Frau, die ich in meinem bisherigen Leben gesehen hatte. Sie trug ein bodenlanges gelbes Gewand, das prächtig mit ihren schwarzen Haaren harmonierte, die auf kunstvolle Weise um den Kopf gewunden waren. Ihre Augen hatten nicht die Form enger Schlitze, sondern waren mandelförmig, und ihre Lippen waren voll, aber nicht aufgeworfen oder gar wulstig. Ich war hingerissen.
    Als wir eintraten, erhob sich eine junge rothaarige Engländerin, die Hsiao Lian gegenübergesessen hatte. Als sie an uns vorüberging, knickste sie artig, ohne ein Wort zu sagen. Hinter uns schloss sie die Tür.
    Hsiao Lian nickte uns mit einem bezaubernden Lächeln zu. »Ich begrüße Sie, Mr. Holmes, und auch Sie, Doktor Watson. Es ist eine große Ehre für mich, Sie kennenzulernen. Nehmen Sie bitte Platz und verzeihen Sie bitte meine mangelhaften Kenntnisse Ihrer Sprache!«
    Wir ließen uns auf den beiden Sesseln nieder, die sie uns gewiesen hatte.
    »Sie sprechen hervorragend Englisch, Madame!«, versuchte ich Konversation zu machen.
    »Ich danke Ihnen. In China hatte ich einen Hauslehrer, einen jungen Engländer. Allerdings nur wenige Jahre. Und ich muss zugeben, dass ich nicht immer fleißig lernte. Ich mache noch immer viele Fehler, obwohl ich mit meinem Mann und dem Personal nur Englisch spreche. Ich habe aber alle Ihre Berichte gelesen, Dr. Watson. Deshalb ist Ihr Besuch eine große Ehre für mich. Verzeihen Sie mir, Mr. Holmes, ich dachte immer, Sie wären eine Erfindung von Doktor Watson! Ich bin wirklich gar zu unwissend.«
    »Aber ich bitte Sie«, lachte Holmes. »Für eine Erfindung gehalten zu werden,

Weitere Kostenlose Bücher