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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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weiterhelfen.«
     
    Am nächsten Morgen fuhren wir ins East End nach Lisson Grove, woher Eliza Doolittle stammen und wo ihr Vater immer noch wohnen sollte. Es war eine Gegend, in der es keine Hausnummern gab. Als mein Freund einen Constable nach Alfred Doolittle fragte, zeigte der Beamte nur stumm mit ausgestrecktem Arm in eine enge Straße mit zweistöckigen Backsteinhäusern, die von ärmlich gekleideten, unausgesetzt schreienden Menschen nur so wimmelte. Lastkarren aller Art vergrößerten das allgemeine Chaos. Die Luft war schlecht, grauer Staub verdunkelte den Himmel, und obwohl es noch früh am Tage war, hätte man sich schon wieder das Licht der Gaslaternen herbeigewünscht.
    »Unten, Gentlemen«, sagte der Constable. »Ganz unten.«
    Wir nickten dankend. Bald darauf standen wir in dem niedrigen Souterrain-Zimmer, das Doolittle bewohnen sollte. Holmes nahm seine Kopfbedeckung ab, ich tat es ihm nach. Weniger aus Höflichkeit, sondern weil beim Eintreten unsere Hüte an die niedrige Decke gestoßen wären.
    Mrs. Doolittle war eine einfache kleine Frau und genauso schmutzig wie das Zimmer, in dem sie lebte. Unausgesetzt wischte sie sich die Hände an ihrer Schürze ab. Ein aussichtsloses Unterfangen. Die Behausung hatte keine Tapeten. Ein Blumenmuster war mit einem Farbroller einfach auf den Putz gerollt worden. Was das für Blumen gewesen sein mochten – ich vermag es nicht zu sagen, denn sie waren unter einer fettigen Rußschicht verschwunden. Über einem kleinen löcherigen Ofen hing ein Bild, das offenbar einmal ein Seestück gewesen war, auf dem Details aber ebenfalls kaum mehr auszumachen waren. Vielleicht war der Hausherr einmal zur See gefahren. Eine kleine, stinkende Öllampe versuchte vergeblich, die finstere Behausung zu erhellen, in der es säuerlich nach allen möglichen Körperflüssigkeiten roch. Frische Luft hatte man hier seit mindestens hundert Jahren nicht hereingelassen. Die Scheiben des einzigen Fensters waren mit Zeitungspapier verklebt, damit kein Passant von der Straße aus hineinsehen konnte.
    Mrs. Doolittle sprach mit einem Akzent, den ich kaum verstand. Sie sagte etwas wie: »Mein Alta is' krank. Seit 'ner Woche. Erst denk' ick, er hätt' wieder eenen über den Durst jezwitschert, aber dann seh' ick den Schweiß uff seiner Stirn und et schüttelt ihn. Er hält sich den Koppe und schwankt wie im Suff. Dann isser uffs Bett jefallen. Mit 'nem kleen' biskjen Glück kommick wieda hoch , hatter noch jesacht und is seitdem nich' wieda uffjestanden. Immerzu kotzt er hier rum! War heute schon wieda'n janzer Eimer voll.«
    Als sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erblickte ich ein Bett mit einem Mann darin im Hintergrund des Zimmers, und als Mrs. Doolittle für einen Moment verstummte, hörte ich auch ein leises Ächzen.
    »Mein Freund hier ist Arzt«, erklärte Holmes. »Keine Angst, Mrs. Doolittle, es kostet Sie nichts. Watson!«
    Ich nickte, nahm die klebrige Öllampe und trat an das Lager. Die Wanzen liefen vor dem Lichtschein nach allen Seiten davon. Der Patient, er mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, sah aber aus wie ein Greis von mindestens siebzig, war offenbar genauso lichtempfindlich wie das Getier. Er drehte das Gesicht vom Licht weg und stöhnte laut auf, eine Hand auf die Stirn gelegt. Dann wimmerte er wieder leise vor sich hin. Die Lichtempfindlichkeit und verkrampfte Körperhaltung ersparten mir jede weitere Untersuchung. Doolittles Rücken war durchgebogen und der Kopf rückwärts in das Kissen gebohrt. Die Nackenmuskeln befanden sich im Zustand dauernder Kontraktion. Der Puls, den ich am Hals zu fühlen versuchte, war schwach. Hier war jede Hoffnung verloren.
    Meine Diagnose fiel eindeutig aus. »Meningitis«, flüsterte ich. »Hirnhautentzündung.«
    »Aber der Alte wird doch wieda?«, fragte Mrs. Doolittle.
    »Ich fürchte nein, gute Frau. Die Krankheit befindet sich bereits in ihrem Endstadium. Es kann sich nur noch um Stunden handeln. Selbst wenn wir früher ... Nicht einmal Blutegel oder Sturzbäder würden jetzt noch ... Ich kann nichts mehr für Ihren Gatten tun. Die Krankheit ist bei Männern seines Berufsstandes gar nicht so selten. Die Arbeit in durchnässter Kleidung, dann wieder bei starker Sonneneinstrahlung, ohne Kopfbedeckung, und ich fürchte, wenn der Alkoholkonsum ...«
    »Der alte Arsch macht immer nur Schererei'n«, schimpfte sie. »Aber eines sa' ick Ihnen, Chef, jesoffen hatta nich'. Nur ab und zu wat jetrunken.«
    »Davon bin ich

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