Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)
fahren. »Zu der Frau«, ergänzte er mit einem zweideutigen Augenzwinkern.
Weil ich mir die Finger schmutzig gemacht hatte, fragte ich, wo ich sie waschen könne.
»Tim wird Ihnen Wasser aus dem Brunnen holen. Wir haben einen eigenen Brunnen. Im Hof. Mehr als dreißig Meter tief, und unerschöpflich viel Wasser. Unter dem Grundstück ist ein kleiner See.«
Tim holte Wasser aus einem Ziehbrunnen und ich konnte meine Hände reinigen. Da ich auf der Fahrt hierher so viel Staub geschluckt hatte, ließ ich mir auch ein Glas von dem Wasser einschenken und trank es durstig aus. Es schmeckte merkwürdig salzig, fast wie Meerwasser. Während ich trank, sah ich mich unauffällig im Hof um. Zwei offenbar beschädigte Motorwagen verrosteten unter freiem Himmel. Über einem war ebenfalls irgendein merkwürdiger alter Stoff voller Löcher gehängt, der Holmes sicherlich nicht interessieren würde.
Während ich mein Wasser trank, reparierte Master die defekte Ölleitung. Tim gab ich für seine Mühe einen Penny. Seinem Arbeitgeber musste ich dagegen mehr für die Arbeit bezahlen, als der ganze Wagen vermutlich wert war, aber dafür startete Tim auch den Motor mit der Kurbel, und ich fuhr davon. Ich fuhr langsam, weil mein kleiner Fahnenschwenker mir einiges mitzuteilen hatte. Er sprach immer zwischen zwei Atemstößen.
»Haben Sie gesehen, Dr. Watson«, sagte er, »in der Werkstatt lag eine Menge Zeug herum, was dort hingehört, aber auch ein Haufen Salzziegel, jeder so groß.« Er zeigte mit den Händen die Größe an.
»Am Staub auf dem Boden konnte ich erkennen, dass fünf davon fehlten. Ich habe heimlich ein kleines Bruchstück aufgehoben und mitgenommen. Und im Hof, über dem einen Motorwagen, war ein Netz mit gläsernen Kugeln gehängt. Was das wohl zu bedeuten hat?«
»Das hat nur zu bedeuten, dass Master allen möglichen Krempel sammelt und nichts wegschmeißen kann. Und jetzt spar dir deine Puste.«
Wohlbehalten in der Baker Street angekommen, erstattete ich Bericht. Den Unsinn, den Billy beobachtet haben wollte, verschwieg ich natürlich. Trotzdem ließ Billy es sich nicht nehmen, Holmes von seinen Beobachtungen zu erzählen und ihm auch noch den Stein zu überreichen, den er für Salz hielt.
»Auf eines kann man sich wirklich verlassen«, begann mein Freund, als Billy zur Tür hinausgegangen war, »das Wesentlichste übersehen Sie garantiert!«
»Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass Billys Beobachtungen von Wichtigkeit gewesen wären?«
»Genau das will ich sagen! Sie haben vor der Lösung des Problems gestanden und rein gar nichts gesehen. Nichts! Tut mir leid, alter Junge. Alle Gegenstände, die Sie schilderten, gehören in eine Schmiedewerkstatt. Mit Ausnahme von Fischernetzen und Salzbriketts. Was haben diese Dinge mit Autos zu tun? Nichts! Wenn ich mir jetzt vielleicht einmal Ihr Goldfischglas für einen kleinen Test ausleihen dürfte? Danke!« Mit diesen Worten warf er Billys Salz in das Glas und rührte kräftig darin herum. Dazu schrieb er etwas auf ein Blatt Papier. Ich schenkte mir derweil aus dem Siphon ein großes Glas Wasser ein. Ich hatte schon bei Master etwas Brunnenwasser getrunken, aber das hatte den Durst eher verschlimmert als gelindert. Als ich das erste Glas geleert hatte, nahm ich rasch noch ein zweites. Holmes sah mich an, sagte aber nichts.
Am nächsten Tag war der Salzstein aufgelöst und mein Goldfisch tot. »Goldfische brauchen Süßwasser. Ganz einfach, lieber Holmes!«
Der ließ keinerlei Protest gelten und rechnete irgendetwas auf seinem Blatt Papier aus. »Übermorgen«, murmelte er. Dann sprach er lauter. »Morgen muss mir mein Bruder einen kleinen Gefallen tun, und übermorgen werden wir Mr. Master einen Besuch abstatten. Lestrade wird uns mit einigen Männern begleiten. Was halten Sie in der Zwischenzeit von einem Besuch bei Mr. Jones, Watson? Die Geisha ist immer noch ein überaus hörens-und sehenswertes Stück!«
Zwei Tage später traf gleich nach dem Frühstück Lestrade bei uns ein. »Was zum Teufel hat das zu bedeuten, Mr. Holmes? Sie wollen uns die Diamanten von Mr. Dings, diesem Polen, wiederbeschaffen?«
Holmes lächelte nur. »Fahren wir zu William Master!«
Master war in seiner Werkstatt, wollte uns aber nicht hineinlassen. »Ah, Doktor«, begrüßte er mich. »Wagen fährt gut?«
»Ich kann nicht klagen.«
Lestrade wurde gleich amtlich. »Mein Name ist Inspector Lestrade von Scotland Yard. Ich verlange Zutritt zu Ihrer Werkstatt!«
»Gern«, meinte
Weitere Kostenlose Bücher