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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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einen Rubel bekommen hätte, er hätte längst auf dem Land das Leben eines
reichen Lords geführt.
    Bisher hatte er jedes dieser
Angebote ausgeschlagen, in aller Regel taktvoll und höflich, oder auch durch
List und Tücke, wenn es nicht anders ging. Ein Mann von Ehre erklärte nicht
der einen Frau seine Liebe, während er gleichzeitig eine Horde anderer in sein
Bett holte.
    Das war zwar nicht immer einfach,
jedoch durchaus zu bewerkstelligen. Es wurde leichter, wenn man sich ablenkte
und nicht gelangweilt herumsaß. Und natürlich dadurch, dass er es weder aus
religiösen noch ethischen Gründen ablehnte, gewisse Probleme selbst in die Hand
zu nehmen. Ferner vertiefte er sich zur Ablenkung in sein persönliches
Wissensgebiet – thermodynamische Gleichungen und die komplizierte
Differentialrechnung ließen einen Brüste und Hüften schnell vergessen.
    Doch jetzt versagten all diese
Taktiken. Dabei war er von morgens bis abends beschäftigt, während er sich um
die Verwaltung der riesigen Ländereien von Twelve Pillars kümmerte. Trotzdem
waren die Gedanken an Miss Rowland allgegenwärtig, lenkten ihn unerbittlich von
seinen neuen Verantwortlichkeiten ab. Und was immer er auch trieb, wenn er in
seinem Schlafzimmer allein war, so schien das seine Fantasien über sie am
nächsten Tag nur noch schlimmer zu machen. Die Erinnerung an ihre sinnlichen
Rundungen und das wunderbare Haar ließen ihn stundenlang über binomischen
Formeln und Integralrechnung brüten, unfähig, sich zu konzentrieren.
    Wenn der Grund dafür wenigstens pure
Lust gewesen wäre. Das wäre wahrlich verständlich gewesen bei einem jungen Mann
mit normalen Bedürfnissen, der sich der eigenen Entjungferung bisher verweigert
hatte. Doch es ging ihm nicht nur darum, sie anzufassen und zu berühren. Er
wollte sie auch kennenlernen.
    Im Vergleich mit Mrs. Rowland,
Hohepriesterin aller ehrgeizigen Mütter, war selbst die rücksichtslose Frau
Mama von Theodora eine blutige Anfängerin. Wenigstens hatte die verarmte Gräfin
von Schweppenburg eine gute Ausrede, denn sie brauchte unbedingt eine reich
verheiratete Tochter. Mrs. Rowland hingegen wurde allein von ihren eigenen
unerfüllten Träumen getrieben, was sie jeden passablen Heiratskandidaten für
ihre Tochter ehrgeiziger verfolgen ließ als der Teufel eine arme Seele.
    Dennoch hatte Miss Rowland überhaupt
keine Angst vor ihrer Mutter. Ganz im Gegenteil schien es eher umgekehrt zu
sein. Mrs. Rowland bewunderte, mit welcher Entschlossenheit ihre Tochter den
eigenen sozialen Aufstieg verfolgte und dabei die halbe feine Gesellschaft
Londons aufscheuchte.
    Zwei Tage nachdem Camden den Damen
zum ersten Mal begegnet war, stattete er mit seinen Eltern und Geschwistern,
Claudia und Christopher, Miss Rowland und ihrer Mutter noch einmal einen
offiziellen Besuch ab. Der griechische Marmor, die französischen Möbel und die
Renaissancegemälde beeindruckten Claudia tief, und sie bat, sich das ganze
Haus ansehen zu dürfen.
    Während seine Eltern sich mit Mrs.
Rowland unterhielten, zeigte Miss Rowland den drei jüngeren Gästen die Salons,
die Bibliothek und das Sonnenzimmer von Briarmeadow. Der vierzehnjährige Christopher
langweilte sich dabei schrecklich, und in der Galerie – vor einer Miniatur
seines Cousins Carrington – vergaß er schließlich seine gute Erziehung. Es
platzte aus ihm heraus: »Mama hat immer gesagt, dass Carrington ein schlechtes
Vorbild ist. Bestimmt würden Sie jeden Esel heiraten, solange er nur den Titel
eines Dukes trägt.«
    Miss Rowland zuckte mit keiner
Wimper. »Mein lieber Christopher, angesichts der finanziellen Lage Ihrer Familie und Ihres beeindruckenden
Charmes wage ich vorauszusagen, dass Sie irgendeine reiche Erbin heiraten werden,
die es auf Sie abgesehen hat. Ob die dann zahnlos ist oder bis drei zählen
kann, dürfte für Sie keine Rolle spielen. Sie werden schon sehen.«
    Camdens Gesicht schmerzte, weil er
sich so angestrengt das Lachen verbeißen musste. Sein Bruder wirkte völlig
verblüfft. Christopher mochte wohl ein kleiner Dummkopf sein, aber er war
dennoch der Sohn eines englischen Dukes und Enkel eines bayerischen Prinzen.
Manch andere junge Frau hätte sich seine Beleidigung deshalb wortlos gefallen
lassen oder höchstens ein wenig verlegen gelacht. Nicht so Miss Rowland: Die
hatte Christopher eine verbale Ohrfeige erteilt und ihn hübsch aufs rechte Maß
zurückgestutzt.
    Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die
Briarmeadow mit erlesenen Kunstwerken und edlem Mobiliar

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