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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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alles vergessen lassen, was gut und
richtig ist?«
    Sie zuckte zusammen. Damit richtete
er ihr Liebesgeständnis gegen sie.
    Langsam kam er näher. Zum ersten Mal
im Leben wich sie vor einem anderen Menschen zurück. Schließlich aber fasste
sie sich und verstellte ihm weiter den Weg. Er sollte nicht einfach für immer
verschwinden. Wütend packte er sie bei den Oberarmen. »Ich wünschte, Sie hätten
wenigstens nichts von Liebe gesagt, Lady Tremaine.« Seine Stimme war
kaum lauter als ein Flüstern und dabei kalt wie ausgebrannte Asche. »Jetzt bin
ich kurz davor, dich gegen die Wand zu schleudern. Wieder und immer
wieder.«
    Sie wimmerte vor Angst.
    »Du wirst es nicht glauben,
Teuerste, aber ich weiß das eine oder andere über unerwiderte Liebe – tatsächlich
hatte ich ziemlich lange Liebeskummer. Trotzdem habe ich Theodora nicht
verführt, damit sie mich heiraten muss, habe ihr nicht vorgelogen, ich wäre
reich. Habe keinen Brief gefälscht, in dem geschrieben stand, dass mein Cousin
plötzlich verstorben wäre und ich somit den Titel erben würde. Und was habe ich
ihr wohl geantwortet, als sie mir schrieb, dass ihre Mutter ihr Vorwürfe macht,
weil sie sich so ungeschickt anstellt bei möglichen Heiratskandidaten? Dass
sie den Männern von ihrer Angst vor dem Kinderkriegen und dem Führen eines
großen Hauses erzählen soll?«
    Einen Moment hielt er inne, und Gigi
wollte gerade etwas sagen, irgendetwas, damit er nicht mehr so voller Hass war,
da fuhr er fort: »Nein. Ich schrieb, dass sie ja versuchen kann, die Nase ihres
Gesprächspartners zu fixieren, falls sie sich nicht traut, den Herren in die
Augen zu sehen. Den Unterschied würden sie bestimmt nicht merken. Dass es fast
so verführerisch wirkt, mit gesenktem Kopf zu lächeln wie offen und gerade
heraus. Kannst du dir vorstellen, warum ich ihr Ratschläge gab, die meine
eigenen Wünsche zunichtemachen konnten?«
    Niedergeschlagen schüttelte sie den
Kopf und wünschte nur, die Zeit möge sich zurückdrehen, damit sie alles wiedergutmachen
konnte. Sie wollte nichts mehr von Theodora hören oder darüber, wie anständig
er gewesen war, während sie selbst Intrigen um ihn gesponnen hatte.
    Doch er war nicht mehr aufzuhalten.
»Weil sie mir vertraut und ich sie nie enttäuscht hätte, nur um meine Chancen bei ihr zu erhöhen. Weil
verliebt zu sein niemandem das Recht gibt, Ehre und Gewissen zu vergessen, Lady
Tremaine.«
    Damit ließ er sie schwer atmend los.
»Du denkst vielleicht, du wärst verliebt, Gigi, aber ich bezweifle schwer,
dass du überhaupt weißt, was Liebe ist. Dein ganzes Leben lang ging es immer
nur um dich, um deine Wünsche, um deine Bedürfnisse, was du brauchst und was du
nicht brauchst.«
    Er trat ein paar Schritte zurück. Zu
spät fiel Gigi wieder ein, dass ihr Schlafzimmer ja zwei Türen besaß.
    Ohne ein weiteres Wort öffnete er
die zweite und ging. Ihr blieb nichts weiter übrig, als zuzusehen, wie er aus
ihrem Blick und ihrem Leben verschwand.

Kapitel 17
    23. Mai 1893
    In Anbetracht ihres verflixten Negligés hatte er sich gar
nicht so übel geschlagen. Seine Leidenschaft war heftig gewesen, Wut nahezu
ausgeblieben.
    Ich werde wohl milde auf meine alten
Tage, dachte Camden. Früher war er jedes Mal in gerechten Zorn ausgebrochen,
wenn seine Frau in seiner kleinen vollgestellten Pariser Wohnung erschienen
war und den Mantel fallen ließ. Darunter kam stets ein aufreizender Hauch von
Nichts zum Vorschein, bei dessen Anblick selbst der Marquis de Sade offenen
Mundes die Peitsche hätte sinken lassen.
    Diese ungeheuerliche Dreistigkeit!
Offenbar glaubte sie wirklich, dass er sich von seinem Verlangen regieren ließ
und sie ihn nur wieder ins Bett bekommen musste, damit er ihr alles verzieh. Es
hatte ihm beinahe Spaß gemacht, sie ins Treppenhaus zu schubsen und ihr die Tür
vor der Nase zuzuknallen. Doch die Stimmung hielt selten lang. Schon kurze Zeit
später spitzte er die Ohren, um trotz seines heftig schlagenden Herzens und
schweren Atems, Gigis leise Schritte zu hören, wenn sie sich einsam davonschlich.
    Anschließend spähte er aus dem
Fenster seines winzigen Salle de Sejour und beobachtete, wie sie das Haus
verließ. Wütend und verwirrt schaute sie herauf zu seiner Mansarde. Im Schein
der Laterne wirkte sie dabei sehr klein. Der Anblick schmerzte ihn immer
wieder.
    Am schlimmsten war der Abend
gewesen, an dem er Mademoiselle Flandin bestellt und bezahlt hatte. Was hatte
er zu Gigi gesagt, bevor er ihr die Tür vor der Nase

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