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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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innere Ruhe einfach nicht einstellen.
    Hatte Camden etwa recht? Bewunderte
Freddie sie, weil er sich eine völlig falsche Vorstellung von ihr machte? Sie
schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall wollte sie jetzt an ihren Gemahl denken,
wenn sie gerade mit ihrem Geliebten zusammen war.
    »Lord Tremaine hat mich gestern so
freundlich behandelt«, seufzte Freddie und machte damit ihre guten Vorsätze
sofort wieder zunichte. »Dabei hätte er mich auch beleidigen und bloßstellen
können, und ich wäre gezwungen gewesen, mir alles gefallen zu lassen.«
    Nun seufzte auch Gigi. Seit Camden
wieder in England weilte, war man überall, wo er hinkam, stets begeistert von
ihm. Man sagte, er vereinte die angemessen aristokratische Kühle und Eleganz
mit den geschliffenen Manieren eines Höflings der Renaissance. Und sein Aussehen
tat noch ein Übriges. Sollte er noch länger in England bleiben, war Felix
Wrenworth in Gefahr, seinen Titel des perfekten Gentlemans an Camden zu
verlieren.
    Es wäre eigentlich angebracht
gewesen, Freddie vor Camden zu warnen. Aber was hätte sie ihm sagen sollen?
Laut der offiziellen Version – die Freddie arglos glaubte hatten Camden und
sie von Anfang an getrennt gelebt. Sie konnte also kein böses Wort über ihren
Gemahl verlieren, ohne sich selbst zu verraten.
    »Das war wirklich sehr anständig von
ihm«, erklärte sie leise. Und anschließend ist er zu mir nach Hause
gekommen, hat mich gegen den Bettpfosten gelehnt und es mit mir gemacht, mein
lieber Freddie.
    »Bist du dir ganz sicher, dass er
einer Scheidung zustimmen wird?«, fragte Freddie mit dem Erstaunen eines
Kindes, das zum ersten Mal hört, dass die Welt keine Scheibe ist.
    Gigi verkrampfte sich. »Natürlich.
Er hat es mir doch selbst gesagt!«
    »Na ja, nur weil ...« Freddie
zögerte. »Ach, vergiss es besser, ich bin wohl lediglich ein wenig nervös und
durcheinander ... «
    Gigi schob ihn von sich, damit sie
ihn ansehen konnte. »Hat er gestern irgendetwas Seltsames gesagt oder getan? Lass dich nur nicht von ihm
einschüchtern.«
    »Nein, nein, nichts dergleichen. Er
hat sich benommen wie ein vollendeter Gentleman. Allerdings hat er mir eine
Menge Fragen gestellt. Als ... wollte er mich auf die Probe stellen, weißt du?
Und ich, hm, nun, mir ist nicht recht klar, worauf er damit hinauswollte. Dann
dachte ich mir – nicht, dass ich mit meinen Einschätzungen immer richtig liegen
würde –, er scheint nicht unbedingt glücklich darüber zu sein, dich aufgeben
zu müssen.«
    Gigi schüttelte den Kopf, denn sie
wusste ja, dass die Realität ganz anders aussah. »Selbstverständlich ist eine
Scheidung für die Beteiligten nie ein Anlass zu großer Freude, trotzdem grämt
er sich nicht wegen der Trennung von mir. Bestimmt ist er einfach nur
beleidigt, weil ich unser bequemes Arrangement unbedingt beenden muss und mich
in meiner Anmaßung dazu aufschwinge, wegen meines privaten Glücks sein
wohlgeordnetes Leben auf den Kopf zu stellen. Aber wie dem auch sei, er hat mir
bereits seine Zustimmung erteilt. Ein Jahr Wartezeit, und danach kann ich tun,
was mir beliebt.«
    Das Jahr hatte in der Nacht zuvor
begonnen. Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr noch immer ganz heiß.
    »Amen! «, rief Freddie. »Du
hast sicherlich recht. Du hast ja immer recht.«
    Wenn er dich anschaut, ist er geblendet
vom Heiligenschein, mit dem er dich im Geiste gekrönt hat.
    »Ich gehe besser zurück in den
Ballsaal«, sagte sie plötzlich. »Sonst fangen die Leute noch an zu reden.
Das müssen wir vermeiden.«
    Freddie nickte zustimmend. »Ja, ja,
auf jeden Fall.«
    Wenn er sie jetzt doch einmal bei
den Schultern gepackt und geküsst hätte, als stünde die ganze Welt in Flammen.
Zum Teufel mit den Leuten! Ach, an allem war nur Camden schuld! Vor seiner
Rückkehr hatte sie an Freddie nie etwas auszusetzen gehabt.
    Schnell erhob sie sich, küsste
Freddie zart die Stirn und wandte sich dann zum Gehen. »Es wäre übrigens gut,
wenn du auf Miss Carlisle hören würdest. Arbeite an Nachmittag im Park weiter.
Das hätte ich gern zum Geburtstag.«
    Die Gartenparty war auf ihrem
Höhepunkt. In einem Meer aus roten Tulpen und gelben Narzissen spazierten
Frauen in hellen Kleidern auf und ab, die Farben ihrer Röcke liefen ineinander
wie alte Erinnerungen. Und inmitten dieses Farbrauschs war eine Oase der Ruhe.
An einem Tisch saß ganz allein ein Mann, den Kopf in die Hand gestützt, den
Blick auf jemanden gerichtet, der gerade außerhalb der Szene des Gemäldes
stehen

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