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Sheylah und die Zwillingsschluessel

Sheylah und die Zwillingsschluessel

Titel: Sheylah und die Zwillingsschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lolaca Manhisse
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den Rücken Marces zugewandt und zog weitere Wurfmesser. Morthon feuerte einen weiteren Pfeil ab, der sie in die rechte Schulter traf und Marces ließ seine Axt auf ihren Rücken niedersausen. Das Stechen, das Morthons Pfeil verursachte, war nichts im Vergleich zu der Axt, die ihr Rückgrat traf. Der Schmerz, wenn ein so triviales Wort überhaupt genügte, um zu beschreiben, was sie empfand, zog sich bis zu ihrem Hals hinauf. Ihr Rücken stand in Flammen und Blut quoll aus ihrem Mund. Sie versuchte, den Blutschwall aufzuhalten, um nicht daran zu ersticken, schaffte es aber nicht. Ihr Blickfeld färbte sich rot und in ihren Ohren begann es zu rauschen. Wenn sie ohnmächtig wurde, würden sie ihr ganz gemütlich den Kopf abschlagen und Tarem entwenden. Die Ränder ihres Blickfeldes wurden immer schwärzer, bis sie nichts mehr sah. Doch hören konnte sie noch und sie klammerte sich daran: Da war Tumult um sie herum. Irgendjemand hob sie auf die Beine und sie fand sich angelehnt an der Steinwand wieder. Der Schmerz in ihrem Rücken ließ allmählich nach und das Blut aus ihrem Mund versiegte. Von Sekunde zu Sekunde wurde auch ihr Sichtfeld klarer. Jemand umschloss ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie. Andrey! „Lauf nie wieder davon“, sagte er. Dann drückte er sie stürmisch an sich. Die Wunde an ihrem Rücken war noch nicht ganz verheilt und Sheylah zog scharf die Luft ein.
„Entschuldigung“, sagte er und ließ von ihr ab. Sheylah wollte ihm so vieles sagen. Zum Beispiel, dass sie nie geglaubt hatte, ihn noch einmal zu sehen, dass sie ihn über die Maßen liebte und im Moment der glücklichste Mensch der Welt war. Aber ihr Liebesgeständnis musste bis später warten. Zuerst hatten sie noch etwas zu erledigen. Sheylah wandte den Blick ab und schaute sich um. Der Raum wirkte plötzlich so beengt, was daran lag, dass er hoffnungslos überfüllt war.
    Doch was sie sah, ließ sie strahlen. Alle ihre Freunde hatten überlebt: Neela, Djego und Berger hielten Marces in Schach, Raqui bewachte die Tür und Morthon wurde von mehreren Harpyien attackiert. Harpyien? Jemand tippte ihr auf die Schulter und Sheylah traf fast der Schlag, als sie Sou erkannte. „Du lebst!“, rief sie und fiel ihm um den Hals. Etwas unbeholfen erwiderte er die Geste. „Aber ich habe gesehen, wie dir der Kopf abgeschlagen wurde“, sagte sie fassungslos und betastete seinen Hals. „Ich sagte doch, ich bin unsterblich“, erwiderte er in gewohnt herablassendem Ton. „Aber nun müssen wir gehen, lange können ihn meine Harpyien nicht aufhalten“, fügte er hinzu. Sheylah schaute zu Morthon. Er hatte noch seine Armbrust in der Hand, konnte damit aber nicht viel ausrichten, außer um sich zu schlagen. Die Harpyien kratzten, bissen und schlugen ihn, aber sie provozierten ihn mehr, als dass sie ihm schadeten. „Dann los“, sagte Sheylah und steckte ihr Schwert weg. Sie hetzten den ersten Tunnel entlang, als ein Brüllen ertönte, das Wände erzittern ließ. „Schneller!“, rief Andrey und sie legten noch einmal an Tempo zu. Als sie in der versunkenen Stadt mit ihren hunderten von Höhlengängen landeten, blieben sie schlagartig stehen. Der Höhlenkomplex war nicht mehr leer und irgendwie hatte es Sheylah geahnt. Der Weg wurde von sonderbaren Kreaturen versperrt, die etwas kleiner als Menschen waren und eine nashornartige Haut besaßen. Sie hatten zwei winzige Augen und einen kleinen Mund, der traurig nach unten hing. Wenn Sheylah es nicht besser gewusst hätte, hätte sie diese Wesen zum Knuddeln gefunden, aber sie befanden sich hier in Guanell, hier war nichts zum Knuddeln. Sheylah zog ihr Schwert und sah sich um. Die Wesen, die ihnen den Weg versperrten, blieben nicht die Einzigen. Aus sämtlichen Höhlengängen strömten sie heraus, sogar aus den Löchern am Boden, doch sie griffen nicht an. „Worauf warten sie?“, fragte Neela und zielte mit ihrem Pfeil immer wieder auf ein anderes Geschöpf. „Auf meinen Befehl“, erklang Morthons Stimme hinter ihnen und die Freunde fuhren erschrocken herum. Raqui fauchte und peitschte gereizt mit dem Schwanz hin und her, Morthon lächelte.
    „Und nun fresst, meine Kinder!“, rief er und der Tumult brach los. Die Augen der niedlichen Wesen verwandelten sich in rote Schlitze und ihre harmlosen Münder gingen plötzlich so weit auf, dass ein ganzes Schwein hineingepasst hätte. Sheylah wusste, dass es zu viele waren und griff in Lisas Säckchen. „Macht die Augen zu“, rief sie, dann

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