Sheylah und die Zwillingsschluessel
Sheylah fühlte sich ganz benommen. Ihr Herz flatterte aufgeregt in der Brust und ein leichter Schwindel breitete sich in ihrem Kopf aus. Langsam hob Andrey sie hoch, so dass sie sich gegenübersaßen, dann umschloss er ihr Gesicht mit den Händen. Ihr fiel auf, dass er sie nur im Gesicht berührte und nirgendwo sonst. Sie dagegen konnte ihre Hände nicht länger bei sich halten. Sie musste ihn anfassen. Zuerst fuhren ihre Hände zaghaft seine Schultern entlang, dann zeichnete sie die Konturen seiner Brust und des Bauches nach. Sie befreite sich aus seinem Griff und fuhr mit dem Mund an seinen Hals. Als sie ihn dort küsste, schauderte er und packte sie kurzerhand an den Schultern. „Das reicht, Sheylah.“ Doch sie ignorierte seinen Protest. Sie wollte nicht nachdenken, wollte nicht vernünftig sein. Sie stemmte sich gegen ihn, bis sie der Länge nach an seinen Körper gepresst war und schlang ihre Arme um seine Mitte. Sie machte sich schwer, so dass er auf dem Rücken landete und sie auf ihm drauf. „Du hast gesagt, du willst mit mir zusammen sein“, sagte sie, während sie ihn küsste. „Das ist richtig. Aber das ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort dafür.“ Eh sie reagieren konnte, hatte er sie gepackt und herumgeschleudert. Sie lag mit dem Gesicht im Gras und hörte ein platschendes Geräusch aus dem Wasser. Völlig perplex wandte sie sich zum See und beobachtete, wie er sich Wasser ins Gesicht scheffelte. „Wollen wir schwimmen?“, fragte er und spritzte kleine Tropfen in ihre Richtung. Sheylah war immer noch verblüfft, dass er da so schnell hingekommen war. Aber eine kleine Erfrischung tat ihr jetzt vielleicht ganz gut. Sie schaute an ihren Kleidern hinab und zögerte. Sie hatte keine Badesachen dabei, nur ihre Unterwäsche. Und sie glaubte auch nicht, dass es hier so etwas wie Badeanzüge gab. Andrey sah ihr Zögern und tauchte ab - ein echter Gentleman. Bevor er wieder auftauchte, zog sie sich eilig das Kleid über den Kopf und lief zum Wasser. Das Höschen und der BH waren ihre einzigen Accessoires, die sie noch aus ihrer Welt besaß. Nun war sie froh, sie nicht weggeschmissen, sondern waschen gelassen zu haben. Denn andernfalls hätte sie mit dem Unterkleid schwimmen gehen müssen. Sie watete langsam ins Wasser, als Andrey auftauchte und erstarrte. Sein Blick wanderte über ihren Körper und ihre, in seinen Augen wohl fremdartige Unterwäsche. Er schluckte, betrachtete sie noch einen Moment und tauchte dann wieder ab. Sheylah musste grinsen, denn er tauchte erst wieder auf, als sie bis zum Hals im Wasser stand - warf ihr aber immer wieder verstohlene Blicke zu. „Was hast du da an?“, wollte er wissen. „In meiner Welt trägt man das als Unterwäsche.“ „Hmhm … sehr aufreizend“, bemerkte er. Sheylah lachte. „Wir benutzen es sogar, um schwimmen zu gehen“, erklärte sie. „Und eure Herrscher billigen das?“ „Sie tun es doch selbst.“ „Hier solltest du dich nicht so zeigen, ich könnte dich vor den Männern nie und nimmer beschützen“, sagte er. „So schlimm?“ Er sah sie nur an. „Lass uns lieber schwimmen, bevor ich noch auf andere Gedanken komme.“ Sie schwammen um die Wette, veranstalteten mehrere Wetttauchen und jagten sich im Wasser hinterher. Andrey gewann jedes Mal. Als sie aus dem Wasser kamen, war Sheylah erschöpft, aber auch glücklich. Noch nie war sie mit Andrey so lange allein gewesen und selten hatten sie solchen Spaß miteinander gehabt. Auch konnte sie sich nicht erinnern, ihn jemals so oft lachen gesehen zu haben. Sie legten sich ins Gras und warteten, bis die Sonne sie trocknete. Dann zogen sie sich an, sattelten die Pferde und schwangen sich auf deren Rücken. Zehn Minuten später betraten sie den Hof und Djego kam ihnen entgegen. „Wo wart ihr bloß so lange? Ich dachte schon, die Skintii hätten euch entführt. Nun, dich, Sheylah hätten sie ruhig mitnehmen können, aber Andrey würde ich gern noch behalten.“
Sheylah schüttelte den Kopf und stieg von ihrem Pferd ab. „Siehst du, er lacht wenigstens über meine Scherze“, fügte er hinzu. Dann musterte er Andrey und Sheylah eingehend. „Warum sind deine Haare so zerzaust, Sheylah? Und dein Hemd ist nicht richtig zugeknöpft“, sagte er an Andrey gewandt. Djego klopfte ihm auf die Schulter und sagte etwas in einer fremden Sprache. Beide lachten und sahen Sheylah an. „Bitte? Es war bestimmt nicht das, wonach es aussieht!“, sagte sie und sah Andrey verärgert an, weil er sie
Weitere Kostenlose Bücher