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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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sich Hana. »Soll ich die Schiebetüren schließen?«
    »Lass eine offen, damit wir den Garten sehen können.«
    Hana lächelte. Nikolai und sein Garten … Wie ein Vater mit einem zarten, jedoch eigensinnigen Kind! Der Garten war ihm das kostbarste seiner Besitztümer, und oft kam er unangekündigt von einer Reise zurück, zog sich schnell um und arbeitete stundenlang im Garten, bevor jemand erfuhr, dass er überhaupt zu Hause war. Für ihn war der Garten mit seinen subtilen Gliederungen eine Verwirklichung von shibumi, und die Tatsache, dass er seine höchste Vollendung vielleicht nicht mehr erleben würde, trug eine herbstliche Note von Wahrheit und Trauer zugleich in sich.
    Sie ließ ihren Kimono fallen. »Wollen wir eine Wette abschließen?«
    Er lachte. »Na schön. Der Gewinner bekommt … Lass sehen … Wie wär’s mit einer halben Stunde ›Wonne des Rasiermessers‹?«
    »Wunderbar! Ich werde sie sehr genießen.«
    »Bist du deiner so sicher?«
    »Mein lieber Freund, du warst drei Tage lang in den Bergen. Dein Körper hat Liebe akkumuliert, aber kein Ventil dafür gefunden. Du bist bei dieser Wette ziemlich im Nachteil.«
    »Das werden wir sehen.«
    Bei Hana und Nikolai war das Vorspiel ebenso sehr geistiger wie physischer Natur. Sie waren beide Liebeskundige der Stufe IV – sie durch ihre exzellente Ausbildung, er aufgrund der Selbstdisziplin, die er schon als Jugendlicher gelernt hatte, und dank seines Proximitätssinns, der es ihm ermöglichte, die Empfindungen seiner Partnerin zu belauschen und genau zu erkennen, wie stark ihre Klimaxkontraktionen gerade waren. Bei diesem Spiel ging es darum, den Partner zuerst zum Höhepunkt zu bringen, und es wurde ohne verbotene Techniken und Regeln gespielt. Der Sieger gewann die »Wonne des Rasiermessers«, eine intensiv entspannende und erregende Massage, bei der die Haut von Armen, Beinen, Brust, Rücken, Bauch und Schambein mit einem scharf geschliffenen Rasiermesser gestreichelt wird. Diese prickelnde Wonne und die im Hintergrund lauernde Gefahr eines Ausrutschers erfordern es, dass der Körper dessen, der die Massage erhält, völlig gelockert ist, weil sonst die Spannung und Lust nicht auszuhalten wären. Bezeichnenderweise beginnt die »Wonne des Rasiermessers« bei den Extremitäten, und wenn die Klinge sich den erogenen Zonen nähert, die vor Lust und dem drohenden Schatten der Angst allmählich in Glut geraten, fluten Wogen angenehmen Schauders über den Körper. Diese Technik involviert im Bereich der erogenen Zonen feine Nuancen, die zu beschreiben allzu gefährlich wäre.
    Die »Wonne des Rasiermessers« gipfelt in einem schnellen oralen Liebesakt.
    Wer von beiden die Wette gewann, indem er den anderen zuerst zum Höhepunkt brachte, wurde mit der »Wonne des Rasiermessers« belohnt, doch ihre Art, das Spiel zu betreiben, war von ganz besonderer Natur. Sie kannten einander so genau, dass sie sich gegenseitig sehr schnell bis zur Schwelle des Orgasmus bringen konnten, und so wurde der eigentliche Kampf dort ausgetragen, auf dem schmalen Grat zwischen Hingabe an die Lust und absoluter Selbstbeherrschung.
    Erst nachdem er aus dem Sugamo-Gefängnis entlassen wurde und sein Leben im Westen begann, nahm Hels sexuelles Erleben allmählich Gestalt und Ausdruck an. Bis dahin hatte er nichts weiter als Amateurspielereien betrieben. Sein Verhältnis zu Mariko war im Grunde nicht körperlich, sondern vielmehr eine jugendliche Liebelei gewesen, und ihre ungeschickten sexuellen Experimente waren nichts als eine Fußnote zu dieser sanften und unsicher tastenden Zuneigung.
    Mit den Tanaka-Schwestern erreichte Hel dann Stufe I der Liebeskunst, jenes gesunde, primitive Stadium sexueller Neugier, in dem kräftige junge Tiere, überschäumend in ihrem Drang, die Art zu erhalten, sich gegenseitig an ihren Körpern üben. Die Stufe I ist, obwohl plebejisch und monoton, äußerst lehrreich und aufrichtig, und Hel genoss die Zeit, die er in diesem Stadium verbrachte, sehr, bedauerte jedoch, dass die Instinkte so vieler Menschen durch die Zivilisation verkrüppelt werden, so dass sie die starke, schweißtreibende Liebeskunst der Stufe I nur ertragen können, wenn sie sich als Romanze, Liebe, Zuneigung oder auch nur als Selbstverwirklichung tarnt. In ihrer Verwirrung bauen sie Verbindungen auf den Treibsand der Leidenschaft. Hel hielt es für sehr bedauerlich, dass die ungebildete Masse Einblick in die romantische Literatur bekommen hatte, denn dadurch wurden Erwartungen

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