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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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von Drogen verwirrten Mannes erstreckt; und am Ende werden Sie sich entschließen, nicht einzugreifen. Einer der Gründe für diese Entscheidung wird sein, dass Sie es für unter Ihrer Würde halten, eine leere Geste der Tapferkeit zu machen, nur um mich, einen Mann, den Sie verabscheuen, zu beeindrucken. Ich erwarte keineswegs, dass Sie mir auf der Stelle eine Verzichtserklärung geben. Das wäre demütigend, zu schmerzlich für Ihr kostbares Gefühl für Würde. Aber schließlich werden Sie es doch tun. Um ehrlich zu sein, ich wünschte fast, Sie würden stur bleiben. Es wäre ein Jammer, wenn all die Strafen, die ich mir für Sie ausgedacht habe, nicht verwirklicht würden. Aber zum Glück für Sie besteht der Aufsichtsratsvorsitzende der Muttergesellschaft darauf, dass die Septembristen nicht behindert werden. Wir arrangieren nämlich gerade die sogenannten Friedensgespräche von Camp David, in deren Verlauf Israel gezwungen werden wird, die Truppen von seinen südlichen und östlichen Grenzen abzuziehen. Als Abfallprodukt dieser Gespräche wird die PLO aus dem Machtspiel im Nahen Osten hinausgedrängt werden. Die Leute haben ihren Zweck als Störfaktor erfüllt. Aber der Vorsitzende will, dass wir die Palästinenser so lange in Sicherheit wiegen, bis dieser Coup stattfinden kann. Wie Sie sehen, Mr. Hel, schwimmen Sie in tiefen Gewässern und haben es mit Mächten zu tun, die jenseits der Dimensionen von Schrotpistolen und hübschen Gärtchen liegen.«
    Hel musterte Diamond einen Moment schweigend. Dann wandte er sich dem Garten zu. »Dieses Gespräch ist beendet«, erklärte er ruhig.
    »Ich verstehe.« Diamond zog eine Visitenkarte aus der Tasche. »Sie können mich unter dieser Nummer erreichen. Ich werde in etwa zehn Stunden wieder in meinem Büro sein. Sobald Sie mir mitteilen, dass Sie sich entschlossen haben, sich nicht in diese Angelegenheit einzumischen, werde ich sofort die Freigabe Ihres Schweizer Bankkontos veranlassen.«
    Da Hel seine Anwesenheit nicht mehr zu bemerken schien, legte Diamond die Visitenkarte auf den Tisch. »Für diesmal gibt es zwischen uns nichts mehr zu besprechen, also werde ich jetzt aufbrechen.«
    »Was? Ach ja. Sie finden sicher allein hinaus, Diamond. Hana wird Ihnen Kaffee servieren, bevor sie Sie und Ihre Lakaien ins Dorf zurückbringen lässt. Pierre hat sich während der letzten Stunden zweifellos so gut mit Wein gestärkt, dass er sich in der richtigen Verfassung befindet, um Ihnen eine unvergessliche Fahrt zu bescheren.«
    »Na schön. Aber zuerst … Da war noch diese Frage, die ich Ihnen stellen wollte.«
    »Ja, ich höre?«
    »Der Rosé, den es zum Essen gab. Was war das?«
    »Ein Tavel natürlich.«
    »Habe ich es doch gewusst!«
    »Nein, das haben Sie nicht. Sie haben es nur fast gewusst.«
    Der Teil des Gartens, der sich bis zu dem japanischen Häuschen erstreckte, war eigens angelegt worden, um auf den Regen lauschen zu können. In jeder Regenzeit arbeitete Hel wochenlang barfuß und nur mit durchnässten Shorts bekleidet am Einstimmen dieses Gartenstücks. Die Wasserrinnen und -röhren wurden gebohrt und geformt, Pflanzen um- und abermals umgesetzt, Kies verteilt und Klangsteine im Wasserlauf arrangiert, bis das Zusammenspiel des sopranhohen Zischens des Regens auf dem Kies, des basstiefen Tropfens auf breitblättrigen Pflanzen, der flötendünnen Resonanz zitternder Bambusblätter und des Kontrapunktes im gurgelnden Bachlauf so ausgeglichen war, dass, wenn man in der Mitte des mit tatamis ausgelegten Zimmers saß, kein Laut den anderen übertönte. Der konzentrierte Zuhörer konnte eine Schwingung aus dem Hintergrund hervorholen oder, wenn er seine Aufmerksamkeit auf eine andere richtete, die erste zurücksinken lassen, so wie ein an Schlaflosigkeit Leidender sich auf das Ticken einer Uhr einstimmen kann, wann immer er will. Die Konzentration, die erforderlich ist, um das Instrument eines gut gestimmten Gartens zu beherrschen, genügt, um die alltäglichen Sorgen und Ängste vergessen zu lassen, doch diese schmerzstillende Eigenschaft ist nicht das Hauptziel des Gärtners, dem das Anlegen eines Gartens wichtiger sein muss als der Genuss daran.
    Hel saß im Waffenraum und hörte den Regen, aber ihm fehlte die innere Ruhe, ihm zu lauschen. Es lag ein negatives aji in dieser Affäre. Sie war nicht aus einem Guss, und sie war auf gefährliche Weise … persönlich. Es war Hels Taktik, gegen das Muster der Steine auf dem Spielbrett zu kämpfen, nicht aber gegen

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