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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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geholfen, sie zu beschaffen?«
    Nikolai schwieg.
    Der Major nickte lächelnd. »Ich verstehe. Sie wollen keinen Freund belasten. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Ihre Mutter war Russin, nicht wahr?«
    »Der Staatsangehörigkeit nach, ja. Aber sie hatte kein slawisches Blut.«
    Der Zivilist mischte sich wieder ein. »Du gibst also zu, dass deine Mutter Kommunistin war?«
    Nikolai musste über die bittere Ironie der Vorstellung von Alexandra Iwanowna als Kommunistin lächeln. »Major, soweit meine Mutter sich überhaupt für Politik interessierte – und das tat sie so gut wie gar nicht –, stand sie rechts von Attila.« Er wiederholte das Wort »Attila«, wobei er es fälschlicherweise auf der zweiten Silbe betonte, damit die Amerikaner es auch verstanden.
    »Natürlich«, entgegnete der Zivilist. »Und du willst wohl auch abstreiten, dass dein Vater Nazi war.«
    »Mag sein, dass er einer war. Nach allem, was ich von ihm gehört habe, mag er dumm genug dafür gewesen sein. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt.«
    Diamond nickte. »Sie geben also im Grunde zu, Nikolai, dass der Großteil unserer Anschuldigungen richtig ist?«
    Nikolai schüttelte seufzend den Kopf. Er hatte nun seit zwei Jahren ständigen Kontakt mit der amerikanischen Militärmentalität, aber er konnte immer noch nicht diese hartnäckige Tendenz begreifen, Tatsachen in das bequeme Schema vorgefasster Meinungen zu zwingen. »Wenn ich Sie recht verstehe, Major – und offen gestanden, es ist mir gleichgültig, ob ich Sie verstehe oder nicht –, dann beschuldigen Sie mich, Kommunist und Nazi zugleich zu sein, ein enger Freund General Kishikawas und gleichzeitig sein gedungener Mörder, ein japanischer Militarist und gleichzeitig ein sowjetischer Spion. Außerdem scheinen Sie zu glauben, die Russen hätten den Auftrag erteilt, einen Mann zu ermorden, den sie der Würdelosigkeit der Kriegsverbrecherprozesse zu unterwerfen gedachten, damit auch für sie ein bisschen vom Propagandaruhm abfällt. Und all dies beleidigt nicht Ihren Sinn für Logik und Plausibilität?«
    »Wir geben nicht vor, jeden einzelnen Winkelzug zu verstehen«, gestand der Major.
    »Nein, wirklich? Sehr angemessen, diese Bescheidenheit.«
    Der Griff des Zivilisten auf seiner Schulter wurde schmerzhaft. »Wir dulden keine Unverschämtheiten von dir! Du steckst bis über beide Ohren in der Scheiße, mein Junge. Dieses Land steht unter militärischer Besatzung, und du bist staatenlos, mein Lieber! Wir können mit dir machen, was wir wollen, ohne dass sich Konsulate oder Botschaften einmischen.«
    Major Diamond schüttelte den Kopf; der Zivilist löste seinen Griff und trat zurück. »Ich glaube kaum, dass uns dieser Ton weiterbringt.« Er lächelte ein wenig zögerlich, dann fuhr er fort: »Aber was mein Kollege sagt, ist richtig. Sie haben ein Kapitalverbrechen begangen, das mit dem Tode bestraft wird. Aber es gibt Wege, auf denen Sie uns beim Kampf gegen den internationalen Kommunismus helfen können. Ein kleines bisschen Mitarbeit Ihrerseits, und wir könnten etwas zu Ihren Gunsten arrangieren.«
    Nikolai erkannte den Schacherton des feilschenden Händlers. Wie alle Amerikaner war dieser Major im Innersten ein Kaufmann; alles hatte seinen Preis, und der beste Mann war der, der am geschicktesten zu handeln verstand.
    »Sie verstehen mich?«, fragte Diamond.
    »Ich höre Sie«, berichtigte Nikolai.
    »Na und? Werden Sie mitarbeiten?«
    »Sie meinen, indem ich Ihr Geständnis unterschreibe?«
    »Das und noch mehr. Das Geständnis bezichtigt die Russen der Anstiftung zum Mord. Überdies wollen wir etwas über die Leute hören, die Ihnen geholfen haben, sich in die Sphinx/ FE einzuschleichen. Und über die russischen Agenten hier vor Ort und über ihre Kontakte mit nicht erfassten japanischen Militaristen.«
    »Major. Die Russen haben mit meiner Tat nichts zu tun. Glauben Sie mir, die Politik dieser Leute ist mir vollkommen gleichgültig, genauso gleichgültig wie die Ihre. Sie und die Russen sind doch nur zwei etwas unterschiedliche Varianten ein und derselben Sache: der Tyrannei der Mittelmäßigkeit. Ich habe keinen Grund, die Russen zu decken.«
    »Dann unterschreiben Sie das Geständnis also?«
    »Nein.«
    »Aber Sie sagten doch gerade …«
    »Ich sagte, dass ich die Russen weder decken noch ihnen helfen werde. Doch ebenso wenig beabsichtige ich, Ihnen zu helfen. Wenn Sie mich hinrichten lassen wollen – mit oder ohne die Komödie einer Militärgerichtsverhandlung –,

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