Shibumi: Thriller (German Edition)
glaube, ich möchte lieber nichts unterschreiben.«
Diamond presste verärgert die Lippen zusammen. »Sie leugnen den Mord an General Kishikawa?«
»Ich leugne gar nichts. Ich habe meinem Freund zur Flucht aus diesem …« Nikolai unterbrach sich. Es war zwecklos, dem Mann etwas erklären zu wollen, das er mit seiner merkantilen Einstellung unmöglich verstehen konnte. »Major, ich halte es für sinnlos, dieses Gespräch fortzusetzen.«
Major Diamond warf dem stämmigen Zivilisten hinter Nikolai einen Blick zu; dieser beugte sich ein wenig vor und sagte: »Hör mal zu, Bürschchen. Du solltest lieber unterschreiben. Wir wissen alles über deine Arbeit für die Roten.«
Nikolai machte sich nicht die Mühe, den Mann anzusehen.
»Du willst doch wohl nicht abstreiten, dass du dich mit einem gewissen Oberst Gorbatow in Verbindung gesetzt hast!«, bohrte der Zivilist weiter.
Nikolai holte tief Luft und antwortete nicht. Das zu erklären war zu kompliziert, und außerdem spielte es keine Rolle, ob sie es verstanden oder nicht.
Der Zivilist packte Nikolai an der Schulter. »Du sitzt ganz schön in der Tinte, mein Junge! Also unterschreib jetzt dieses Geständnis, sonst …«
Major Diamond runzelte die Stirn und schüttelte einmal kurz den Kopf; der Zivilist lockerte seinen Griff. Der Major stützte die Hände auf die Knie, beugte sich vor und sah Nikolai voll besorgten Mitgefühls in die Augen. »Ich will versuchen, es Ihnen auseinanderzusetzen. Sie sind im Augenblick noch verwirrt, und das ist durchaus begreiflich. Wir sind darüber informiert, dass die Russen hinter dem Mord an General Kishikawa stecken. Wie ich gestehen muss, wissen wir leider nicht, warum. Das ist eine der Fragen, die zu klären Sie uns helfen sollen. Ich will ganz offen mit Ihnen sein. Wir wissen, dass Sie seit geraumer Zeit für die Russen arbeiten. Wir wissen, dass Sie sich mit gefälschten Papieren in eine streng geheime Abteilung der Sphinx/ FE eingeschlichen haben. Man hat bei Ihnen einen russischen und einen amerikanischen Ausweis gefunden. Überdies wissen wir, dass Ihre Mutter Kommunistin und Ihr Vater Nazi war; dass Sie sich während des Krieges in Japan aufhielten und dass zu Ihren Kontakten unter anderem militaristische Elemente der japanischen Regierung gehörten. Einer dieser Kontakte war General Kishikawa.« Major Diamond schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder zurück. »Sie sehen also, wir wissen eine ganze Menge über Sie. Und ich fürchte, es spricht alles gegen Sie. Das meinte mein Kollege hier, als er sagte, dass Sie in der Tinte sitzen. Möglicherweise kann ich Ihnen jedoch helfen … falls Sie zur Zusammenarbeit mit uns bereit sind. Also, wie ist es?«
Nikolai stand der Irrelevanz all dieses Geredes hilflos gegenüber. Kishikawa-san war tot; er selbst hatte getan, was er als Freund tun musste; er war bereit, die Strafe dafür auf sich zu nehmen; alles andere war unwichtig.
»Wollen Sie abstreiten, was ich gerade gesagt habe?«, fragte Major Diamond.
»Sie haben da eine Handvoll Fakten, Major, aus denen Sie lächerliche Schlüsse ziehen.«
Diamond presste die Lippen zusammen. »Wir haben unsere Informationen von Oberst Gorbatow persönlich.«
»Aha.« Gorbatow wollte ihn also dafür bestrafen, dass er ihm sein Propaganda-Prunkstück genommen hatte, indem er diesen Amerikanern Halbwahrheiten zukommen und die Schmutzarbeit von ihnen erledigen ließ. Eine typisch sowjetische Hinterhältigkeit, diese verdrehte Unredlichkeit!
»Gewiss«, fuhr Diamond fort, »wir nehmen nicht alles, was uns die Russen mitteilen, für bare Münze. Deswegen wollen wir Ihnen Gelegenheit geben, uns Ihre Version der Geschichte zu erzählen.«
»Es gibt keine Geschichte.«
Der Zivilist berührte wieder seine Schulter. »Willst du abstreiten, dass du General Kishikawa während des Krieges kanntest?«
»Nein.«
»Willst du abstreiten, dass er zur japanischen Militär- und Industriemaschinerie gehörte?«
»Er war Soldat.« Es wäre zutreffender gewesen, wenn er gesagt hätte, Kishikawa-san sei ein Krieger gewesen, doch dieser Unterschied hätte für die Amerikaner mit ihrer Kaufmannsmentalität keine Bedeutung gehabt.
»Willst du abstreiten, dass du ihm nahestandest?«, fragte der Zivilist weiter.
»Nein.«
Jetzt übernahm Major Diamond wieder das Verhör; sein Ton und Ausdruck sollten andeuten, er sei unparteiisch und gebe sich Mühe, Nikolai zu verstehen. »Ihre Papiere waren gefälscht, nicht wahr?«
»Ja.«
»Wer hat Ihnen
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