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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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von Leuten aufgespürt und befragt. Ich mache das schon das ganze Jahr, hat sie gesagt. Das war kein Witz.
    Er lässt sich schwer auf den bemalten Stuhl sinken und blättert durch die Seiten.
     
    Ich habe sie nicht verloren. Meine Hausschlüssel kann ich vielleicht verlieren. Aber sie wurde mir genommen.
     
    Ich denke jeden Tag darüber nach, wie ich reagieren werde, wenn er geschnappt wird. Das ändert sich nämlich, wissen Sie? Manchmal denke ich, dass ich ihn zu Tode foltern würde. Dann wieder, dass ich ihm verzeihen würde. Weil das nämlich noch schlimmer wäre.
     
    Sie haben mir meine Zukunftsinvestition gestohlen. Klingt das merkwürdig für Sie?
     
    Im Kino sieht so was immer spannend aus.
     
    Es ist wirklich schrecklich, aber in einer gewissen Hinsicht war es auch eine Erleichterung. Wenn man nämlich nur ein Kind hat, weiß man wenigstens, dass man nie mehr so einen Anruf bekommen wird.

Harper
    13 . Juni 1993
    Schwarze Wut schwappt durch Harpers Kopf. Er hätte diesen Inder bei der Zeitung umbringen sollen. Hätte ihn zu einem Fenster zerren und auf die Straße werfen sollen. Er hat ihm den Schüchternen vorgespielt. Er hat ihn
bei Laune
gehalten. Als wäre er einer von den schwachsinnigen Idioten aus dem Manteno State Hospital, die sich das Kinn besabbern und in die Hosen scheißen.
    Er hat jedes bisschen Selbstkontrolle aktivieren müssen, um vernünftige Fragen zu stellen. Nicht etwa: Wieso lebt sie noch, verdammt, und wo ist die Fotze? Sondern: Ist sie im Büro? Ich würde gern mit ihr über die
Sportler des Jahres
sprechen. Dafür interessiert er sich sehr. Könnte er bitte mit ihr sprechen? Ist sie hier?
    Er hat es übertrieben. Er hat gesehen, wie aus der gelangweilten Geringschätzung des Inders misstrauische Aufmerksamkeit wurde. «Ich rufe den Sicherheitsdienst an, die holen sie her», hat er gesagt, und Harper hat ihn bestens verstanden.
    «Nicht nötig. Sagen Sie ihr einfach, dass ich hier war, okay? Ich komme wieder.» Sofort ist ihm klar, was für einen schweren Fehler er mit dieser Ankündigung gemacht hat. So schwer, dass er eine White-Sox-Baseball-Mütze kauft, als er wieder draußen ist, und den Schirm tief ins Gesicht zieht, weil er beinahe damit rechnet, dass der gottverdammte Inder die Polizei ruft. Er geht direkt zur Hochbahn. Er muss zurück zum Haus, um über die Situation nachzudenken.
    Sie wird schwerer zu finden sein, wenn sie Angst hat, aber er kann seinen Zorn nicht beherrschen. Er will, dass sie es weiß.
Soll
sie doch wegrennen.
Soll
sie sich doch verstecken. Er wird sie ausgraben, wie er es früher mit Hasen gemacht hat, er wird sie am Nacken aus ihrem Loch zerren, da kann sie schreien und um sich schlagen, so viel sie will, und dann wird er ihr die Kehle durchschneiden.
    Während er auf die Stadt schaut, die draußen vor dem Fenster vorüberzieht, berührt er sich durch die Hose mit dem Handrücken. Aber seine Verwirrung ist zu stark. Sie überwältigt ihn. Alles entgleitet ihm. Daran ist
sie
schuld. Er hätte sie sich nehmen sollen, als sie ohne den Hund unterwegs war. Es hätte genügend Gelegenheiten gegeben.
    Er fühlt sich schrecklich allein. Ihm ist danach, irgendwem sein Messer ins Gesicht zu rammen, um den Druck loszuwerden, der sich hinter seinen Augen aufstaut. Er muss zurück zum Haus. Er muss das in Ordnung bringen. Er wird zurückgehen und versuchen herauszufinden, wo er den Fehler gemacht hat. Die Sterne müssen sich wieder richtig ausrichten.
    Er bemerkt Kirby nicht. Nicht einmal, als er aus der Bahn steigt.

Kirby
    13 . Juni 1993
    Sie sollte weggehen und die Polizei rufen. Irgendwo im Hinterkopf weiß sie das. Sie hat ihn gefunden. Sie weiß, wo er ist. Aber was ist,
wenn
. Dieser Gedanke nagt an ihr. Was ist, wenn es ein Trick ist. Das Haus ist anscheinend eine aufgegebene Ruine. Eins von mehreren in diesem Straßenzug. Er könnte in das Haus gegangen sein, weil er mitbekommen hat, dass sie ihm folgt. Sie wirkt nicht gerade unauffällig in dieser Umgebung. Was bedeutet, dass er ihr auflauern könnte.
    Ihre Hände sind taub. Ruf einfach die Bullen, du Idiotin. Sollen die sich darum kümmern. Du bist auf dem Weg hierher an zwei Telefonzellen vorbeigekommen. Klar, denkt sie. Und beide waren kaputt. Die Scheiben eingeschlagen und die Hörer abgerissen. Sie klemmt sich die Hände unter die Achseln, fühlt sich elend und zittrig. Steht unter einem Baum, von denen es in Englewood, anders als auf der West Side, noch ziemlich viele gibt. Sie ist sich

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