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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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Einzelheiten ihres Falls vertraut zu machen. Auf das getippte Transkript des Interviews mit der Mutter, Rachel, hatte er geschrieben:
Schöne Frau! Verwirrt (verwirrend). Hat immer wieder nach dem Hund gefragt. Ihre Art, den Schmerz zu verarbeiten?
    Sein Lieblingszitat aus dem Interview mit ihr lautete: «Wir tun uns das selbst an. Die Gesellschaft ist ein giftiges Hamsterrad.» Das war beim Gegenlesen in der Redaktion natürlich schon bei der ersten Durchsicht herausgekürzt worden.
    «Ich habe eine Wohnung in Wicker Park», sagt Kirby. «Ist ziemlich laut dort mit den ganzen Bands und Drogensüchtigen in der Gegend, aber es gefällt mir, Leute um mich zu haben.»
    «In der Gruppe ist man sicher, klar. Warum hast du das dann gesagt? ‹Schön, eine Wohnung zu haben›?»
    «Um Konversation zu machen, schätze ich. Weil manche Leute keine haben.»
    «Wohnst du allein?»
    «Ich komme mit anderen in der Wohnung nicht so gut klar. Und ich habe Albträume.»
    «Kann ich mir vorstellen.»
    «Nein, kannst du nicht.»
    Dan stimmt schulterzuckend zu. Das ist nicht zu bestreiten. «Und was hast du von unseren Freunden im Zeitungsarchiv bekommen?»
    «Einen Haufen Zeugs.» Sie nimmt sich ein Bier, bevor sie ihm die anderen beiden reicht. Sie setzt sich und nimmt die Bierflasche unter den Arm, sodass sie ihre schweren, schwarzen Stiefel ausziehen kann. Sie zieht die Füße in Socken unter sich auf die Couch, was Dan irgendwie unheimlich frühreif erscheint.
    Sie schiebt den Wust auf seinem Couchtisch zur Seite – Rechnungen, noch mehr Rechnungen, eine
Reader’s-Digest
-Gewinnspiel-Ankündigung mit einem Goldfolien-Rubbelaufkleber (Sie haben gewonnen!) und – Dan windet sich – ein
Hustler
, den er gekauft hat, als er sich einsam und geil fühlte – diese Wahl war ihm noch als die am wenigstens peinliche erschienen,
damals
. Aber sie scheint das Heft nicht zu bemerken. Oder ist zu höflich, um einen Kommentar abzugeben. Oder er tut ihr leid. Oh Gott.
    Sie zieht einen Hefter aus ihrer Tasche und fängt an, Zeitungsausschnitte auf dem Couchtisch auszulegen. Originale, wie Dan feststellt, und er fragt sich automatisch, wie zum Teufel sie das an Harrison vorbeigeschmuggelt hat. Er setzt seine Brille auf, um sich die Artikel genauer anzusehen. Massenhaft grauenvolle Messermorde. All dieses deprimierende Zeug, über das er früher geschrieben hat. Der Anblick macht ihn müde.
    «Also, was meinst du?», will Kirby wissen.
    «
Ay bendito
, Kleine», sagt er und nimmt ein paar Ausschnitte in die Hand. «Sieh dir mal das Profil der Opfer an. Das ist alles querbeet. Von einer schwarzen Prostituierten, die auf einem Spielplatz abgeladen wurde, bis zu einer Hausfrau, die man in ihrer Garageneinfahrt erstochen hat, wobei es offensichtlich um einen Autodiebstahl ging. Und der hier. 1957 ? Meinst du das ernst? Das ist ja nicht mal der gleiche Modus Operandi. Ihr Kopf wurde in einem Fass gefunden. Außerdem steht in deiner Aussage, dein Angreifer wäre Anfang dreißig gewesen. Das hier bringt dir gar nichts.»
    «Noch nicht.» Sie zuckt unbeeindruckt mit den Schultern. «Auf breiter Basis anfangen, dann den Fokus verengen. Serienmörder stehen auf einen bestimmten Typ. Ich versuche herauszufinden, was sein Typ ist. Ted Bundy stand auf Collegestudentinnen. Lange Haare, Mittelscheitel, und sie mussten Hosen tragen.»
    «Ich glaube, Bundy können wir ausschließen», sagt Dan und bekommt erst mit, wie krass sich das anhört, als er es schon ausgesprochen hat.
    «Bzzzzt», imitiert Kirby mit Pokerface den elektrischen Stuhl, sodass es die unpassende Komik noch weiter steigert. Es haut ihn um. Wie einfach sie über all das reden und dumme Witze reißen können. Nicht, dass er und die Cops sich nicht mit Galgenhumor bei Laune gehalten hätten, als er alle paar Wochen über genau diese Sorte grauenvoller Verbrechen berichtete. Sie waren wie Frösche in einem Topf mit Wasser, das langsam zum Kochen gebracht wurde. Man gewöhnt sich an alles. Aber damals war niemand von ihnen persönlich betroffen gewesen.
    «Okay, okay, das war wahnsinnig komisch. Gehen wir also mal davon aus, dass es dein Typ nicht auf die üblichen Opfergruppen unter Prostituierten, Junkies, Ausreißern oder obdachlosen Männern abgesehen hat. Wer hat dann noch etwas mit dir gemeinsam?»
    «Julia Madrigal. Gleiche Altersgruppe, Anfang zwanzig. Studentin. Abgelegenes Waldstück.»
    «Der Fall ist gelöst. Ihre Mörder verrotten in Cook County. Die Nächste?»
    «Oh bitte, das

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