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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Grill gescheuert, wobei sie den Wert des Dollars und guten Jazz zu schätzen lernten. Ein aus zwei Türen improvisierterTisch in dem an die Küche angrenzenden Hinterzimmer diente als Schreibtisch, an dem die Kinder unter dem Summen und dem grellen Licht von Neonröhren ihre Hausaufgaben erledigen mussten. Sie waren umgeben von Regalen voller Gurkengläser, Dosen mit Tomatenmark, Säcken mit Zwiebeln, Knoblauch und Peperoni.
    Jetzt schaltete Gina die Alarmanlage ein, klemmte sich den Schirm unter den Arm, kramte den Schlüsselring aus ihrer Handtasche, schloss den Reißverschluss und stieß, beladen mit Aktenkoffer und Handtasche, mit der Schulter die Tür auf. Die Nacht draußen wirkte feindselig. Wasser floss durch die dunklen Straßen, gelegentlich fuhr mit laut dröhnender Musik ein Auto vorüber und ließ das Wasser aufspritzen.
    Die Düfte der Stadt stiegen ihr in die Nase, der Geruch des Mississippi war allgegenwärtig. Trotz allen Elends liebte Gina diese Stadt.
    Kein Fremder lungerte in den Schatten neben der Straßenlaterne herum.
    Sie sah noch einmal genau hin.
    Dann schloss sie die Tür hinter sich ab und dachte an das Restaurant, in dem ihre Mutter, die auf die achtzig zuging, immer noch die besten Scampi von ganz Louisiana servierte. Ihre Eltern hatten allen Kindern beigebracht, stark zu sein, fleißig zu arbeiten und Gott den Herrn zu lieben. Ganz gleich, wie knapp das Geld zu der Zeit war, als Gina heranwuchs, Franklin und Esmeralda Brown waren immer ihrer Kirche treu geblieben, hatten im Chor gesungen, für die Kinder in armen Ländern gespendet und ihre eigenen Kinder in diesem Sinne erzogen.
    Niemals war ein zu Besuch kommender Nachbar ohne eine Mahlzeit nach Hause gegangen. Wenn ein Weihnachtsfest ohne große Geschenke gefeiert werden musste, dann war eseben so, und als die Busgesellschaft Franklin kündigte, verdingte er sich als Hilfsarbeiter, bis er eine neue Anstellung fand. Und in all der Zeit, in guten und in schlechten Tagen, schwankten die Eltern niemals in ihrem felsenfesten Glauben.
    Nicht einmal, als der jüngste Sohn Martin geboren wurde. Er bereitete von Anfang an Schwierigkeiten. Esmeralda, die sechs rosige gesunde Babys auf die Welt gebracht hatte, war bei der siebten Geburt beinahe gestorben. Ein Kaiserschnitt in der Notfallaufnahme und eine darauf folgende Bluttransfusion hatten ihr das Leben gerettet, doch das untergewichtige Baby hatte schon im Mutterleib gelitten und wurde während seines ersten Lebensjahrs von Unruhe und Koliken geplagt. Wer konnte sagen, ob sein brutaler Eintritt in die Welt Ursache für seine spätere Neigung zu Gewalt und Jähzorn war? Ganz gleich, welchen Grund es gab, Martin war von Anfang an anders.
    Er wurde im Laufe seiner dreiunddreißig Lebensjahre immer wieder zunächst in Erziehungsanstalten, dann psychiatrische Einrichtungen und später in Gefängnisse gesteckt. Martin war zweiundzwanzig Jahre jünger als seine älteste Schwester Gina und verschaffte ihr einen ersten Einblick in die Nöte von Menschen mit psychischen Problemen. Tests ergaben zwar, dass sich Martin geistig normal entwickelte, den Standardtests zufolge war er sogar recht intelligent, aber irgendetwas stimmte nicht. So viele Psychiater Martin auch aufsuchte – einschließlich Dr. Simon Heller im Krankenhaus Our Lady of Virtues, als dieses noch in Betrieb war –, er hatte sich nie in die Gesellschaft eingefügt.
    Menschen wie Martin brauchten dieses Center, und zwar dringend!
    Handtasche, Aktenkoffer und Schirm unter einen Arm geklemmt,zog Gina das Scherengitter vor die Tür, sperrte es ebenfalls ab und rüttelte noch einmal daran, um sich zu vergewissern, dass es wirklich verschlossen war.
    Gina spannte ihren Schirm auf und hastete wie jede Nacht über den Kiesweg zu ihrem Auto. Der Buick Regal, ihr ganzer Stolz, stand wie immer auf dem rückwärtigen Teil des Parkplatzes mit dem schadhaften Asphalt. Der Wind fing sich in Ginas Schirm, der Regen peitschte gegen ihre Beine, und wieder hatte sie dieses merkwürdige Gefühl, das sie den ganzen Tag über nicht hatte abschütteln können. Sie blickte über die Schulter zurück, konnte jedoch niemanden entdecken. Die Straße lag verlassen da, der Verkehr war inzwischen spärlich und ruhig.
    Woher kam dann diese Unruhe?
    Hier draußen ist niemand, Gina, sagte sie sich. Lass dich nicht so gehen! Niemand hat dich je belästigt. Du bist nur mit den Nerven am Ende, weil das Center geschlossen wird, wenn du keine Möglichkeit findest, das

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