Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
Schachtel im Schrank. Sie öffnete die Schublade.
Aber der Revolver war nicht da.
Sie blinzelte verdutzt. Ausgeschlossen! Der Revolver von Lukes Vater konnte nicht verschwunden sein. Sie hatte ihn doch vor wenigen Tagen noch hier gesehen!
Zutiefst aufgewühlt ließ sich Abby aufs Bett fallen, zog in Erwägung, Montoyas Nummer zu wählen, entschied sich jedoch dagegen. Sie sah noch einmal im Nachttisch nach und wälzte sich dann quer übers Bett zum anderen Nachttisch. Aufgeregt öffnete sie die Schublade und betete stumm, dass sie die .38er dort finden würde, einfach nur vergessen hatte, wo die Waffe zuletzt gelegen hatte.
Doch umsonst.
Der Revolver war fort.
Und das Fenster hatte offen gestanden.
Jemand war bei ihr eingestiegen und hatte Lukes Waffe gestohlen.
»Das ist grotesk«, flüsterte sie. Und es machte ihr verdammt Angst. Damit sie nicht vollends in Panik geriet, verbrachte sie die nächste halbe Stunde damit, erst das Schlafzimmer und dann das gesamte Haus auf den Kopf zu stellen, in der vergeblichen Hoffnung, dass sie den verdammten Revolver nur verlegt hatte. Sie fand jedoch keine Spur von der Waffe. Wer hatte sie gestohlen?
Und was hatte derjenige damit vor?
16.
D er alte Mann wartete garantiert darauf, dass etwas geschah.
Soll mir recht sein, dachte er, während er durch die Dunkelheit schlich und über den Zaun stieg. Seinen Pickup hatte er hinter dem Schuppen der alten Sägemühle abgestellt, und er beschloss, zum letzten Mal das Risiko eingegangen zu sein, so nahe am Grundstück der Pomeroys zu parken.
Adrenalin fuhr durch seinen Körper, und er fühlte sich lebendiger denn je seit seinem Mord an Gierman und der Jungfrau. Die Bedrohung hatte jetzt, da die Bullen wussten, dass Pomeroy verschwunden war, eine viel stärkere Wirkung. Das FBI würde eingeschaltet werden, und sie würden das Herrenhaus der Pomeroys verkabeln und auf eine Lösegeldforderung warten – die niemals erfolgen würde.
Ein tückisches Lächeln trat auf seine Lippen.
Sie hatten keine Ahnung, was los war. Noch nicht.
Aber morgen würden sie es wissen … Dafür wollte er sorgen. Er wusste bereits, wie er mit ihnen in Kontakt treten konnte und durch wen.
Sosehr er es genoss zu sehen, wie sich die Ermittler am Kopf kratzten und sich im Kreise drehten, sie erschwerten ihm doch seine Arbeit. Angesichts so vieler Einsatzkräfte, die indiesem Landesteil ausschwärmten, musste er vorsichtig sein. Sehr vorsichtig. Deshalb hatte er auch schon heute den Revolver gestohlen, als Abby in ihrem Atelier arbeitete. Über eine Stunde lang hatte er sie beobachtet, hatte erkannt, dass sie wahrscheinlich den Großteil des Tages an ihrem Arbeitsplatz verbringen würde, und die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Er wusste, dass sich alles schwieriger gestalten würde, insbesondere, weil er die Sache ein wenig beschleunigen, schneller arbeiten wollte. Deshalb hatte er es riskiert, in ihr Haus einzusteigen und die .38er aus ihrem Versteck im Schlafzimmer zu holen.
Doch er hatte sich auch etwas gegönnt.
Obwohl es gefährlich war, hatte er sich die Zeit genommen, sich auf ihr Bett zu legen, ihren Duft einzuatmen, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn er ihren Körper unter sich spüren würde.
Wie sie sich wand.
Schwitzte.
Ihn begehrte.
Faiths Tochter.
Das Blut floss ihm heiß durch die Adern, als er an den Duft ihres Bettes dachte. Vor seinem inneren Auge sah er ihre wilden Locken auf dem Kissen, ihre Lippen, geöffnet und bebend, und ihren Körper, der sich ihm entgegenwölbte, während er in sie hineinstieß. Hart. Schnell. So dass es ihr den Atem nahm, bis zu dem perfekten Augenblick, wenn er sie tötete …
Oh, wie gern hätte er sie heute überrascht. Er zitterte vor Vorfreude, seine Hände lagen schweißfeucht auf dem Lenkrad.
Hab Geduld.
Ihre Stunde ist bald gekommen.
Jetzt öffnete er das Tor, fuhr seinen Pickup hindurch und sicherte dann die Kette wieder. Der Regen, der fast den ganzen Tag über vom Himmel gefallen war, ließ ein wenig nach, und er atmete die nasse Nachtluft tief in seine Lungen. Dann fuhr er auf den Highway und schaltete schließlich die Scheinwerfer ein. Es war Zeit zu handeln, unter den stets wachsamen Augen der Polizei.
Beinahe vierundzwanzig Stunden lang hatte er den alten Mann über sein Leben nachdenken lassen. Das reichte.
Jetzt war es an der Zeit, ein Ende zu machen.
»Verdammt!« Gina Bellinda Jefferson schleuderte ihren Bleistift quer durch den kleinen Raum. Er traf die Wand genau
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