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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lady of Virtues zu tun hatte …
    Sie warf einen Blick in die dunkle Nacht hinaus und kämpfte das Gefühl nieder, von jemandem beobachtet zu werden, von verborgenen Augen tief in dem Dickicht aus Eichen, Sumpfbeere und Kreuzdorn, Augen, die in ihr Haus spähten und jede ihrer Bewegungen verfolgten. »Hör auf«, ermahnte sie sich. Trotzdem stand sie auf, ging barfuß durchs Haus und schloss sämtliche Jalousien. Jetzt würde kein Mensch mehr etwas von ihr sehen, außer ihrer Silhouette hinter den Jalousien.
    Der Hund schlief ausnahmsweise einmal an seinem Lieblingsplätzchen, auf einem Teppich vor dem kalten, verrußten Kamin. Ansel lag zusammengerollt auf der Rückenlehne des Sofas. Der Kater hatte die Augen geschlossen und schnurrte leise, spürte nichts von dem Aufruhr in Abbys Innerem, der sich nicht beschwichtigen ließ. Sie zappte durchs Fernsehprogramm und sah immer wieder die gleichen Szenen: eine vom Hubschrauber aus geschossene Luftaufnahme des Jagdhauses kurz vor Einbruch der Dunkelheit, wieder einmal ein Bild der alten Hütte, in der Luke und Courtney LaBelle gefunden worden waren. Fotos von sämtlichen Opfern, lebendig und lächelnd. Die Biografien der Opfer wurden kurz vorgestellt, einschließlich der Tatsache, dass Gina Jefferson Pomeroy Industries und Pomeroy persönlich öffentlich angegriffen hatte, weil er ihrer Meinung nach nicht genug für die Bedürftigen, besonders für solche mit psychischen Problemen, spendete.
    Die beiden hatten sich laut Medienberichten häufig deswegen in den Haaren gelegen.
    Vanessa Pomeroy, eine zierliche, kesse Frau mit tadellos sitzender Frisur und ohne eine einzige Träne im Auge, plauderte unbefangen über »die Tragödie«, den Tod ihres Mannes. Im Gegensatz zu ihr wirkte Walter Jefferson so gebrochen und kummervoll, dass ein Angehöriger ihn stützen musste.
    »Der arme Mann«, flüsterte Abby und schaltete auf einen anderen Kanal um, auf dem Reverend Billy Zachary Furlough gerade inmitten einer Menschenmenge auf den Stufen seiner Kirche stand. In dem Bericht herrschte noch Tageslicht, also musste diese Szene vor einigen Stunden aufgenommen worden sein. Abby sah, in der Sofaecke zusammengerollt, fasziniert zu, wie der charismatische Prediger das Grauen des Tages in seine eigene persönliche Wiedergeburtsfeier verwandelte. Er raste und tobte, gestikulierte wild und betete mit einem frommen Ernst, der selbst das Herz des starrsinnigsten Atheisten zum Schmelzen gebracht hätte. Reverend Furlough, ein Naturtalent als Redner, hatte wirklich seine Berufung gefunden.
    »Warum geschieht all das?«, fragte er rein rhetorisch und blickte direkt in die Kamera. »Warum reißt Gott einige unserer großartigsten Mitbürger aus dem Leben?«
    Der große, gut aussehende Mann mit den breiten Schultern und dem kräftigen Gesicht war, wie Abby schätzte, etwa Ende dreißig. Sein Charisma war nahezu mit Händen zu greifen. Er besaß einen klaren Teint, braune Augen, glänzendes glattes schwarzes Haar und weiße Zähne, die entwaffnend blitzten, wenn die Kamera auf ihn gerichtet war. Seinen Priesterkragen trug er eher mit Stolz als mit Demut, und er hatte etwas an sich, das Abby irgendwie vertraut vorkam,etwas, das sie nicht benennen konnte, etwas, das bewirkte, dass sich die feinen Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten.
    »Vielleicht sollten wir Gottes Weisheit nicht infrage stellen. Wir wollen nicht vergessen, dass Gott jenen hilft, die sich selbst helfen, und in unserer Stunde des Schmerzes, dieser Zeit der Tragödie, wollen wir den Herrn anrufen und ihm sagen: ›Ja, Vater im Himmel, ich will auf dich vertrauen.‹«
    Abby wechselte den Kanal, verärgert über den Auftritt. Es war beinahe so, als würde der Prediger Kapital aus den Tragödien schlagen, als würde er hoffen, dadurch noch mehr Menschen in seine Gemeinde zu locken und noch mehr Dollars in die Säckel seiner Kirche zu scheffeln.
    Lass das, Abby. Steht dir ein Urteil zu?
    Hershey hob den Kopf. Sie bellte kurz, und Abby hörte das Motorengeräusch eines sich nähernden Wagens. Sie ging barfuß zu den vorderen Fenstern, hob eine Lamelle der Jalousie an und spähte hinaus.
    Montoyas schwarzer Mustang kam vor ihrer Garage zum Stehen.
    Wie schön, dachte sie erleichtert, als er aus dem Wagen stieg und die Tür zuschlug. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Sein schwarzes Haar war zerzaust, und er schob es sich aus dem Gesicht, während er die zwei Stufen zur beleuchteten Veranda emporstieg.
    Als er klingelte, wurde

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