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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Freunde wusste von den Schmerzen, die er nach jedem Spiel ausstand. Sein rechter Fuß, der Knöchel und die Wade fühlten sich an, als würden sie im Höllenfeuer geröstet. Er fand Linderung nicht nur im Gebet, sondern auch durch alle möglichen rezeptpflichtigen Schmerzmittel.
    Es war einfach gewesen, einen Arzt zu finden, der ihn verehrte, einen ehemaligen Schüler des College, der ihm die nötigen Rezepte ausstellte … Und er missbrauchte diese Mittel nie, setzte sie nur ein, um die Schmerzen und den sie begleitenden brennenden Zorn abzustellen.
    Er erwog kurz, in Europa Basketball zu spielen, doch ihm war klar, dass er in Übersee vor denselben Problemen stehen würde wie in den Staaten. Und dann gab es da all die Karten und Briefe, die er aufbewahrt hatte, von Menschen, die sich ihm zugewandt hatten, die ihn um Fotos mit seinem Autogramm baten oder um seine alten Trikots und Basketballschuhe. Fans, die ihm huldigten. Die ihn liebten. Menschen, die an ihn glaubten.
    Er hatte das Ausbleiben eines Profivertrags als Zeichen von Gott aufgefasst, als Aufforderung, in »Jesu Mannschaft zu spielen«. Billy Zachary war nicht dumm und erkannte, dass er in dieser Mannschaft bis an sein Lebensende spielen, vielleicht sogar genauso viel Geld wie in der NBA verdienen, dabei aber bedeutend länger am Ball bleiben konnte.
    Auch so würde er ein Star werden.
    Und so geschah es.
    Der gleiche Zorn, die gleiche Hingabe, die ihn auf dem Basketballfeld angetrieben hatten, halfen ihm, eine Gemeindezu gründen, die bald Tausende von Mitgliedern zählte. Niemand wusste, woher dieser Zorn kam, auf welchen Lügen sein ganzes Leben gründete. Niemand wusste, wie verraten er sich gefühlt hatte, als er erfuhr, dass seine Eltern – zwei arbeitsame, liebevolle Menschen – ihn von Anfang an belogen hatten.
    Sie hatten ihm nie gesagt, dass er ein Adoptivkind, dass er nicht von ihrem Blut war. Das hatte er erst in einer ganz normalen Biologiestunde in der Schule entdeckt, als er vierzehn war. Ein blauäugiges Paar mit blauäugigen Eltern konnte keine Kinder mit braunen Augen bekommen … das war eine schlichte biologische Tatsache. Also hatte sich seine Mutter entweder der Sünde des Ehebruchs schuldig gemacht oder er war adoptiert worden.
    Nicht schwer, das herauszufinden. Und er fand es heraus.
    Jetzt tippte er mit seinem Stift auf die Schreibtischplatte und runzelte die Stirn angesichts dieses Verrats. Wie oft hatte er versucht, diesen armen, bescheidenen Leuten zu vergeben, und wie oft war es ihm nicht gelungen?
    »Gib mir Kraft«, flüsterte er.
    Dunkelheit hüllte diesen Teil seines Anwesens ein, ein Anwesen, das kritische Journalisten als »sein Lager« bezeichneten. Sollten sie doch sagen, was sie wollten. Wen störte es? Solange die Reporter über ihn schrieben, hörten die Menschen seinen Namen, und nur das war wichtig.
    Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er war müde und tat besser daran, zu Bett zu gehen. Hier in seinem Arbeitsbereich verfügte er über ein geräumiges Schlafzimmer – mit großem Doppelbett, riesigem Flachbildschirm-Fernseher und sogar einem gasbefeuerten Kamin, den er per Fernbedienung einschalten konnte. Hier verbrachte er seine Nächte lieber als in dem großen Haus im Vorkriegsstil, das seineFrau im Laufe der Jahre immer wieder hatte verändern lassen.
    Pflichtschuldigst blieb er jeden Samstag im Haupthaus, schlief im Ehebett und liebte seine Frau, als würde sie ihm noch etwas bedeuten. Am nächsten Morgen frühstückten sie dann gemeinsam in diesem monströsen Speisezimmer, kleideten sich für den Kirchgang an und brachen in getrennten Wagen – sie mit den Kindern, er allein – zur Kirche auf.
    Früher war ihre Beziehung leidenschaftlich gewesen. Aber das lag nun schon ein paar Jahre zurück. Bevor sie so kalt geworden war. Bevor sie sich so sehr auf das Leben der Kinder konzentrierte, dass ihr keine Zeit für Billy Zachary mehr blieb. Bevor sie den Sex auf ein Mal pro Woche reduzierte und sich dabei kaum regte, eine Statue, die sich aufgrund ihres Eherings von ihm bespringen ließ.
    Er hasste es.
    Er hatte erwogen, sich mit einer jüngeren, lebhafteren,
lebendigeren
Frau als Aldora einzulassen. Er hatte sogar mit der neuen Sekretärin geflirtet, einer frisch geschiedenen Mutter von zwei Kindern, die hohe Absätze und enge Röcke trug und dazu neigte, ihn anzulächeln und ihm zuzuzwinkern, wenn sie mit ihm sprach.
    Bisher hatte er diesen Schritt über die Grenze jedoch noch nicht getan.
    Noch

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