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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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war so entsetzlich, dass ich es verdrängen musste?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ihre Schwester. »Es ist nur so, dass du dich nicht richtig an den Tag erinnerst.« Die Serviererin füllte ihre Teegläser nach, und Zoey wartete, bis sie wieder unter sich waren. »Du und ich – wir haben damals darüber gestritten, wer Mom das Geschenk überreichen durfte. Beim Münzenwerfen hatte ich gewonnen. Dad war ziemlich sauer über unsere Zankerei, schließlich hatte MomGeburtstag und so weiter … Und du natürlich auch. Wie auch immer, als wir vor dem Krankenhaus anhielten, bist du aus dem Wagen gesprungen, noch bevor Dad den Zündschlüssel abgezogen hatte. Du bist die Stufen zum Eingang hinaufgerast und drinnen verschwunden, bevor Dad und ich auch nur ausgestiegen waren.«
    Abby blinzelte. »Ich war nicht mehr draußen, als Mom …?«
    »Nein. Als Mom aus dem Fenster stürzte, warst du bereits in ihrem Zimmer.«
    Der dumpfe Hall in Abbys Kopf wurde lauter. Die Kronleuchter im Restaurant schienen zu schwanken. Die Lichter vor den Fenstern blinkten, wurden zu Sternen. Vage entsann sich Abby plötzlich, ins Krankenhaus gerannt zu sein, in das düstere Gebäude, vorbei an einem Jungen im Rollstuhl, der ihr verdutzt nachblickte, und um eine Krankenschwester herum, die einen Wagen mit Medikamenten den Flur entlangschob. Sie war an der alten Standuhr vorbeigestürmt, die gerade die volle Stunde schlug, und dann die Treppe hinauf.
    »Ich erinnere mich«, flüsterte sie erstaunt. »Tatsächlich.«
    Zoey wirkte verunsichert. »Wirklich?«
    »Ja …«
    Sie hatte die Treppe hinauf immer zwei Stufen auf einmal genommen und wäre fast mit einer Nonne zusammengestoßen. Sie musste sich beeilen. Sie wollte die Erste sein, die Faith zum Geburtstag gratulierte. Es war ihr gemeinsamer besonderer Tag.
    Ihre Schuhsohlen polterten über die Stufen, vorbei an dem Buntglasfenster mit der Jungfrau Maria auf dem Treppenabsatz, dann noch die letzten Stufen bis zum zweiten Stock. Der Flur war menschenleer und spärlich beleuchtet.
    Schwer atmend klopfte Abby an die Tür zum Zimmer 207und stürzte hinein. »Herzlichen Glückwunsch, Mom«, begann sie. »Mom, weißt du was?« Aber ihre Worte blieben ihr im Halse stecken. Faith stand in der Nähe des Fensters, nicht weit entfernt von ihrem zerwühlten Bett. Halb bekleidet, die Bluse offen, so dass eine dunkle Brustspitze sichtbar war, und sie war nicht allein. Ein Arzt im weißen Kittel, das Stethoskop um den Hals, das Haar zerzaust, versuchte, sie zu packen.
    Als die Tür gegen die Wand schlug, fuhr er herum. Sein Gesicht war gerötet, eine Ader pochte an seiner Schläfe, und er fixierte Abby wütend. »Weißt du nicht, dass das hier ein Privatzimmer ist? Du solltest anklopfen und nicht so mir nichts, dir nichts ins Zimmer stürmen!«
    »Aber …« Abby sah an dem Arzt vorbei zu ihrer Mutter hinüber.
    Faith bedeckte sich hastig. Ihre Finger nestelten an ihren Blusenknöpfen, doch ihr Blick war auf ihre Tochter gerichtet. Angst blitzte aus Faiths goldfarbenen Augen, die vor Tränen glänzten. Unhörbar formten ihre Lippen die Worte: »Bitte nicht …«
    Ihre Mutter wollte, dass sie schwieg. Sie wollte, dass Abby ihr Geheimnis bewahrte. Und Abby hatte tatsächlich nie ein Sterbenswörtchen gesagt. Niemals. Sie hatte sich nicht einmal daran erinnert, dass sie im Zimmer gewesen war.
    Jetzt zitterte sie und entsann sich mit erstaunlicher Deutlichkeit an die Furcht ihrer Mutter.
    »Abby!« Zoeys Stimme war wie eine Ohrfeige.
    Die Erinnerung verblich, löste sich auf, und Abby fand sich in dem Restaurant wieder. Vor ihr stand ein Teller mit Salat. Über den Tisch hinweg sah Zoey sie besorgt an. Ihr Gesicht war angespannt, aschfahl. »Die Serviererin fragt, ob du frisch gemahlenen Pfeffer auf deinem Salat möchtest.«
    »Was?« Abby schaute flüchtig auf den Berg aus dunkelgrünen Spinatblättern, Mandarinenstückchen, Bohnensprossen und saftigen Shrimps. Hastig hob sie den Blick zu der Serviererin, die eine riesige Pfeffermühle über ihren Teller hielt. Abby lächelte gezwungen.
    »Pfeffer?«, fragte die Serviererin, wahrscheinlich zum dritten oder vierten Mal.
    »Nein, danke«, brachte Abby mühsam hervor, und nach einem letzten neugierigen Blick begab sich die rundliche Kellnerin zum Nachbartisch.
    »Was ist mit dir los?«, zischte Zoey.
    »Ich erinnere mich …« Abby beugte sich über den Tisch und flüsterte gerade laut genug, dass Zoey sie verstehen konnte.
    Langsam legte ihre Schwester das

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