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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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Gestrüpp hindurch und sog die letzten Reste des nächtlichen Nebels auf. Der schwere Geruch des Sumpfes stieg Montoya in die Nase: träge fließendes Wasser, modernde Vegetation und noch etwas – ein Gestank, den er als den von verwesendem Fleisch identifizierte. Sein Magen wollte sich umdrehen, aber er wurde seiner Übelkeit Herr. Es war ihm bisher bei seinen Ermittlungen noch immer gelungen, seine Gefühle auszuschalten, einen Tatort professionell zu untersuchen – und dabei sein Essen bei sich zu behalten.
    »Sieht aus wie Mord in Verbindung mit Selbstmord«, vermutete Don Spencer, der Deputy. Er war ein kleiner Mann mit blassblauen Augen und rötlichem, militärisch kurz geschorenem Haar. »Aber manches passt nicht zusammen. Wir arbeiten noch daran. Die Spurensicherung ist schon seit einer geschlagenen Stunde am Werk.«
    Montoya nickte und schaute sich um. Mehrere Polizisten hatten den Tatort bereits mit gelbem Flatterband abgesperrt und anschließend rund um die kleine Hütte mitten im verdammten Nirgendwo Posten bezogen. »Sie waren der Erste am Tatort?«, fragte Montoya, während er das Tatortprotokoll unterzeichnete.
    »Ja. Ein Einheimischer hat auf der Wache angerufen – ein Angler, der gesteht, die Hütte unbefugt betreten zu haben. Er war auf dem Weg zum Fluss, sah, dass die Tür offen stand, und ist hineingegangen.«
    »Ist er noch hier?«
    Der Polizist nickte. »Da drüben in dem Pickup.« Spencer wies mit einer Kopfbewegung in Richtung eines alten, zerbeulten Dodge, der einmal rot gewesen sein mochte, inzwischen aber, nachdem er jahrelang der heißen Sonne Louisianasausgesetzt gewesen war, die Farbe verloren hatte. Auf der Ladefläche lagen ein kleines Kanu und eine Angelausrüstung. Montoya warf einen Blick in die Fahrerkabine des Pickups, in der ein Schwarzer hockte. »Er heißt Ray Watson. Wohnt etwa sechs Meilen stromaufwärts. Keine Vorstrafen.«
    »Ist er der einzige Zeuge?«
    »Bis jetzt.«
    »Er soll sich zur Verfügung halten. Ich werde ihm ein paar Fragen stellen müssen.«
    »In Ordnung.«
    Montoya hätte jetzt für sein Leben gern eine Zigarette geraucht. Stattdessen stülpte er Überzüge über seine Schuhe und ging auf das Häuschen zu, sorgsam darauf bedacht, den Mann von der Spurensicherung, der Fotos von dem überwucherten Pfad zu Tür machte, nicht zu stören. Gestrüpp war umgeknickt, Laub zertreten worden, und es war nicht zu übersehen, dass die Spuren mehrerer Personen zu den Stufen führten.
    Montoya trat durch die offene Tür und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    »Was zum Teufel ist das denn?«, fragte er, den Blick auf die Leichen gerichtet. Sein Magen krampfte sich zusammen.
    Grelles Licht erleuchtete den kleinen Raum, dessen Boden mit Blut, Federn, Erbrochenem und Schmutz bedeckt war. Es roch nach Kordit, Blut, Exkrementen und Staub. Die Leute von der Spurensicherung filmten und vermaßen, suchten nach Fingerabdrücken und anderen Spuren.
    Mitten im Raum befand sich der eigentliche Schauplatz des Verbrechens, dem zwei Menschen zum Opfer gefallen waren. Eines der Opfer, ein weißer, gut durchtrainierter Mann, dem Aussehen nach Anfang der Vierzig, lag nackt da, denleeren Blick zur Decke gerichtet. Blut war aus dem Loch in seiner Brust ausgetreten, allerdings nicht so viel, wie Montoya erwartet hätte. Der Mann war rasch gestorben.
    »Heiliger Strohsack«, brummte Montoya.
    Das zweite Opfer, eine junge Frau in einem weißen Brautkleid aus Seide und Spitze und mit einem tiefen Rückenausschnitt, lag über der männlichen Leiche. Offenbar war sie mit einer einzigen Einschussverletzung am Kopf über ihn gestürzt. Ihr langer Pferdeschwanz hatte sich über ihrem nackten Rücken aufgefächert. Ein paar blonde Strähnen waren von dem Blut aus ihrer Schläfenwunde verklebt.
    Während ein Fotograf eine Aufnahme nach der anderen schoss und sein Blitzlicht über die ohnehin makabre Szene hinwegzuckte, war Bonita Washington, die Teamleiterin der Spurensicherung, damit beschäftigt, um die Leichen herum etwas auszumessen und zu notieren. Sie hockte, den Blick auf den Boden geheftet, neben den Opfern. Bonita trug eine Brille mit halben Gläsern und hatte ihr schwarzes Haar tief im Nacken zu einem festen Knoten geschlungen.
    »Haben Sie unterschrieben, Montoya?«, fragte sie, blickte mit säuerlicher Miene von der Zeichnung auf, an der sie gerade arbeitete, und fixierte ihn streng. Bonita war Afroamerikanerin und stolz darauf. Sie führte ihr Kriminologen-Team mit eiserner Hand und
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