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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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einzugehen, drang Montoya weiter in sie. »Trug sie einen Ring?«
    »O ja. Immer. Den Jungfernring.«
    »Was?«
    »So habe ich ihn genannt. Manche Mädels, die voll auf Gott abfahren, machen das. Sie kaufen sich einen Ring oder lassen ihn sich von jemandem schenken, der ihnen viel bedeutet, von den Eltern oder so, und dann geloben sie, auf heiße Sachen zu verzichten, verstehen Sie? Auf Sex. Das ist dann eine Art Bündnis zwischen dem Mädchen, das den Ring trägt, und Gott. Es schwört, bis zur Hochzeit Jungfrau zu bleiben, oder … in Marys Fall womöglich für immer, da sie ja Gott versprochen war und überhaupt.« Ophelia machte eine abfällige Handbewegung. »Was für ein Blödsinn! Ewige Jungfräulichkeit? Lass mich bloß in Ruhe.« Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie ihn von obszönen Gedanken befreien. »Verstehen Sie? Mary war wirklich und wahrhaftig scheiß… durchgeknallt.«
    »Hat sie mal Luke Gierman erwähnt?«, wollte Montoya wissen.
    »Ja, ich glaube schon«, antwortete Ophelia abschätzig. »Ein Mal, vielleicht auch zwei Mal, als sie einen Teil seiner Sendung gehört hatte und« – sie zeichnete mit den ZeigefingernGänsefüßchen in die Luft – »›schockiert‹ war von seinem Gerede. Heiliger Strohsack, war das denn nicht gerade der Sinn der Sache?«
    Montoya empfand so etwas wie einen leichten Stromschlag, einen Adrenalinstoß, wie immer, wenn er das erste Anzeichen eines Zusammenhangs erkannte. »Hat sie ihn persönlich gekannt?«
    »Nein. Das glaube ich nicht.«
    »Hat sie mal in seiner Sendung angerufen?«
    Ophelia öffnete schon den Mund zu einer Antwort, schloss ihn aber rasch wieder und dachte kurz nach. »Ich wollte schon aus voller Überzeugung Nein sagen, aber ich weiß es nicht. Sie hat nie was davon gesagt, dass sie angerufen hätte, und ich habe es auch nie mitbekommen. So war sie nicht. Sie hatte nicht den Mumm dazu, dieses Mäuschen. Aber, hey, man hat schon Pferde kotzen sehen. Klar, sie könnte in der Sendung angerufen haben.«
    »Aber von ihm gesprochen hat sie?«
    »Nicht sehr ausführlich. Kann sein, dass sie ein oder zwei Mal mir gegenüber etwas geäußert hat. Dass er zu Jesus finden müsse und so. Aber das hatte ihrer Meinung nach jeder nötig, auch ich, deshalb habe ich mir nicht viel dabei gedacht.«
    »Aber Sie wissen nicht, ob sie jemals mit ihm persönlich darüber gesprochen hat«, hakte Brinkman nach, und O schüttelte den Kopf.
    »Lassen Sie uns das Thema wechseln«, schlug Montoya vor.
    »Courtney ging doch sicher mal mit Freunden aus? Unternahm was, hatte Kontakte?«
    »Ja, klar, wenn man das so nennen kann. Aber normal war das, was sie unternahm, nicht. Sie ging nicht in Kneipen oder Konzerte oder zu Spielen und dergleichen.«
    »War sie denn nicht sowieso noch zu jung für Kneipenbesuche?«, fragte Brinkman, und Dekanin Ushers Miene wurde noch verkniffener.
    Ophelia bedachte Brinkman mit einem gereizten Blick, der ihn warnen sollte, sich nicht dümmer zu stellen, als er war. Jeder wusste doch von gefälschten Ausweisen. »Nach dem Essen ging sie für gewöhnlich in die Bibliothek, dann joggte sie zurück zum Wohnheim, zog sich um und ging für ein, zwei Stunden in die Kapelle, um zu beten oder was immer die dort treiben.«
    »In die Kapelle auf dem Campus?«
    »Ja, aber ich glaube, so weit ist sie an dem besagten Abend nicht gekommen«, sagte Ophelia und hörte auf, mit dem Fuß zu wippen. »Sie ist nicht zurückgekommen, um sich umzuziehen, wie sie es sonst immer tut, und in ihren Joggingshorts hätte sie sich bestimmt nicht in der Kapelle sehen lassen.«
    »Sie haben sie wohl immer im Auge behalten, was?«, fragte Brinkman.
    Wieder ein gelangweilter Blick in seine Richtung. »Unsinn. Nach der ersten Woche hier am College habe ich ihr keine Fragen mehr gestellt. Sie hatte die Angewohnheit, alles, und ich meine wirklich
alles
, in einen Bezug zu Gott zu setzen. Ganz gleich, ob ich gelernt oder telefoniert habe oder auf dem Weg unter die Dusche war, immer war sie da, immer mit einem heiteren Gesicht und dem Rat, Jesus zu suchen. Wissen Sie, ich bin katholisch erzogen worden, bin auf die St. Theresa in Santa Lucia gegangen. Das liegt übrigens in Kalifornien.«
    »Ich dachte, Sie stammen aus Lafayette«, bemerkte Montoya.
    »Mein Dad wurde nach Lafayette versetzt, als ich in die Mittelstufe kam. Das war ganz schön daneben.
    Wie auch immer, ich war auf einer katholischen Schule, hatte aber nie das Bedürfnis, die Menschen zu bekehren. Die meisten Kids, mit

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