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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Krankenhaus zu gelangen undder Vergangenheit ins Angesicht zu blicken, wie ihr letzter Seelenklempner es ihr empfohlen hatte, was kam dann? Würde ihr dann leicht ums Herz werden? Würden sämtliche Probleme in ihrem Leben plötzlich und wie durch ein Wunder verschwinden?
    Wohl kaum.
    Zu ihrer großen Verwunderung stellte sie fest, dass das Tor nicht nur unverschlossen war, sondern sich auch problemlos öffnen ließ.
    Warum?
    Sie zögerte. Es war zu einfach. Da stimmte was nicht. Warum war der Haupteingang verriegelt und mit einer Kette gesichert, warum drohten dort Schilder mit gerichtlichen Konsequenzen, während dieses Tor offen war? Das ergab keinen Sinn … es sei denn, die Nonnen benötigten noch Zutritt oder das Wartungspersonal oder die Gärtner sahen in dem alten Gebäude noch nach dem Rechten. So musste es wohl sein.
    Auf der anderen Seite des Tors, auf dem Krankenhausgrundstück, war zu erkennen, dass auch andere durch das Gras und die Büsche gestapft waren. Man erkannte es an den niedergetretenen Halmen, und Abby machte – und sei es auch nur, um ihre Nerven zu beruhigen – ein Foto von dem überwucherten Weg, den sie als Kind gegangen war und der heute unter Gras, Ranken und Unkraut fast verborgen lag. Als sie zwischen den Bäumen hindurchlief, schlug ihr Herz noch ein bisschen schneller. Ihre Schuhe schmatzten im Schlamm. Unterwegs dachte sie an die Zeit, als sie durch diesen lichten Wald aus Lorbeerbäumen, Tannen und Eichen gelaufen war. Zoey hatte sich oft in den Zweigen einer Weide versteckt, und manchmal hatte ein süßer Duft nach Magnolie und Jasmin in der Luft gehangen.
    Sie sah sich selbst wie in einem alten Film. Sie und ihre Schwester liefen, sepiafarben, durch dieses Waldstück, fanden eine hohle Eiche und einen Bienenstock, erblickten Eselhasen und Stinktiere. Und immer hatte sie sich eingeredet, Faith Chastain wäre völlig normal, alle Kinder in der katholischen Privatschule, die sie besuchten, sähen ihre eigene Mutter ebenfalls nur jeden Sonntag nach der Messe oder mittwochabends. Als Kind, das auf das dräuende Krankenhaus zuhüpfte, hatte sie versucht, sich einzureden, dass auch die Mütter ihrer Klassenkameradinnen häufig unter bohrenden Kopfschmerzen litten, die ihre Persönlichkeit veränderten. Bestimmt verbrachten auch diese Mütter viele Stunden des Tages bei geschlossenen Vorhängen im Bett und ihre Nächte mit endlosen Wanderungen durch die Flure, so wie Faith Chastain es tat. Abby erinnerte sich an die Zeiten, wenn ihre Mutter sporadisch zuhause gewohnt hatte.
    In diesen langen Nächten hatte Abby, wenn sie in dem Doppelbett lag, den Atem des Windes durch die mit Fliegengitter versehenen Fenster gespürt, hatte beobachtet, wie sich der Ventilator unter der Decke drehte. Sie horchte auf die Verkehrsgeräusche, schaute zu, wie das Licht der vorbeifahrenden Autos über die kiefergetäfelte Wand ihres Zimmers glitt, hörte den Schrei einer einsamen Eule, während ihre Schwester im Bett neben ihr glückselig schlief und nichts von dem nächtlichen Ritual ihrer Mutter mitbekam.
    Aber Abby kannte es.
    Sie hatte den schmalen Streifen Licht unter der Tür gesehen, hatte die Schatten gesehen, die sich langsam vor- und zurückbewegten, wenn Faith Chastain durch die Flure wanderte, sie hatte den Rauch der ständig glimmenden Zigarette ihrer Mutter gerochen.
    Während einer dieser Nächte, als Jacques, ein Holzhändler,nicht zuhause war und Abby wach lag und auf das Zirpen der Grillen und Zikaden lauschte, während sie die Schatten an der Ritze unter der Tür vorüberhuschen sah, da hatte sie etwas gespürt … etwas Fremdes lag in der Luft.
    Damals war sie etwa zehn Jahre alt gewesen. Sie hörte, wie Wasser in die Badewanne lief, wie das Wasser durch die Leitungen rauschte, und ihr fiel auf, dass die Schritte auf dem Flur ausgesetzt hatten.
    Die Tür zum Badezimmer fiel zu. Wurde abgeschlossen.
    Sie fragte sich, warum ihre Mutter um drei Uhr morgens ein Bad nehmen wollte.
    Abby lag im Bett, wartete, ohne zu wissen, worauf, und die ganze Zeit über hörte sie das Wasser rauschen.
    Schließlich konnte sie nicht eine Sekunde länger still liegen bleiben und warf die Bettdecke von sich. Als sie schließlich ihr Zimmer verlassen hatte und auf dem Flur stand, sickerte bereits Wasser unter der Badezimmertür hervor und floss in rosafarbenen Bächlein über die alten Holzdielen …
    Als Abby jetzt durch das Dickicht eilte, das den einstmals so gepflegten Rasen umgab, schnürte sich ihre

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