Shkarr (German Edition)
Völlig anders, als seine Vorstellungen und Träume es hätten ausmalen können. Auf einmal war er nicht mehr stumm. Seine Rufe blieben nicht ungehört. Ein Damm war gebrochen und Shkarr fühlte sich endlich wieder vollständig. Schnurrend fiel ihm ein, wie er sich mit Krischan verbunden hatte. Es war vollkommen normal gewesen. Der Mensch hatte sich zwar gesträubt, doch irgendwie ...
Shkarr stand auf. Ja, Krischan hatte sich tatsächlich gesträubt. Doch etwas in ihm hieß ihn auch willkommen. Hatte ihn eingeladen. Krischan war wie jemand, der ihn schon lange erwartet hatte. Auch nach der Verbindung hatte er sich nicht dagegen gewehrt. Er war nur aufgebracht darüber gewesen, dass Shkarr schon die ganze Zeit über seine Gedanken gelesen hatte und er davon nichts wusste. Die Verbindung selbst war ihm nie wirklich unangenehm gewesen. Eher schien ihn eine gewisse Zufriedenheit erfüllt zu haben ... ähnlich wie bei Shkarr selbst. Eine Seite schien in Shkarr zu erklingen. Eine Melodie ließ alles leichter erscheinen und Shkarr fühlte sich befreit. Verwirrt sank er auf seine Hinterläufe. War es das? Diese Fragen löste eine ganze Kaskade unterschiedlichster Empfindungen aus. Es war so einfach, dass es geradezu lachhaft war. Nur Shkarr hätte sich am liebsten das Fell in Streifen heruntergezogen.
Er war schon lange frei gewesen und hatte schon lange so etwas wie ein Heim gefunden, einen Ort, an dem er sich sicher und willkommen gefühlt hatte. Lange bevor er erfahren hatte, dass er eine Heimat weit weg von der Erde hatte und dort wahrscheinlich auch eine Familie. Doch das wurde ihm erst jetzt in diesem Augenblick bewusst. Krischan und er, sie beide waren eine Familie. Shkarr korrigierte sich. Nicht ‚waren’, sondern ‚sind’. Das alles und seine wahrscheinlich in den Augen der Menschen verrückte Biologie hatten ihn unruhig und halb wahnsinnig werden lassen. Jetzt war alles ruhig.
‚Also ist der Mensch doch der Schlüssel. Zumindest der eine Mensch für mich’, resümierte Shkarr. Aber jetzt war es dafür zu spät. Krischan war für ihn unerreichbar. Außer, wenn es ihm gelang, die Blockade zu durchbrechen. Wenn es ihm möglich sein sollte, die Verbindung endgültig zu trennen, sollte ihm eigentlich doch auch das gelingen. Ein logischer Gedanke. Dennoch musste er in beiden Fällen zumindest das eigene Ende des Strangs erfühlen. Aber da war nichts. Qrusch hatte als einziger wahrgenommen, dass Shkarr nicht mehr frei war. Wie er es aber erkannt hatte, war Shkarr nicht ganz klar. Auch die anderen Rirasch spürten in dieser Hinsicht nichts in ihm. Vielleicht hatte es an seinem Verhalten gelegen oder ...
Oder der Sprecher des Rates verfügte über ähnliche Erfahrungen. Shkarr zitterte leicht. Das konnte gut möglich sein. Qrusch hatte das Labor nie verlassen und wieso sollte es ausgeschlossen sein, dass unbeabsichtigt eine Verbindung zwischen einem ungebundenen Rirasch und einem Menschen entstanden war? Die gefangenen Riri waren wiederholt von menschlichen Telepathen bedrängt worden. Das mit Krischan und ihm konnte als selten eingestuft werden, da die meisten Telepathen mit Nervenzusammenbrüchen reagiert hatten. Aber wenn es möglich war, dann war eine Wiederholung wahrscheinlich, wenn nicht sogar sicher.
Shkarr ließ sich wieder fallen. Nachdenklich beobachtete er, wie emsige Insekten vor seinen Augen wie auf einer Schnur aufgezogen hin und her liefen. Keines wich von der unsichtbaren Spur ab und lief damit Gefahr, sich zu verlaufen. Ob sich Qrusch damals von dem Menschen getrennt hatte? Shkarr vermutete stark, dass es nicht klug war, ihm in dieser Hinsicht eine Frage zu stellen. Egal wie lange es her war, der silbergraue Kater war darüber noch lange nicht hinweg. Qrusch war ungebunden. Er gehörte zwar jetzt einem Clan an, aber wie Shkarr und viele der Zurückgekehrten besaß auch er keine Bindungspartnerin, die eine TaszRirasch war. Shkarr fühlte die Empfindlichkeit dieser Wunden. Doch im Gegensatz zu ihm war seine Verbindung zu einem Menschen freiwillig geschehen, wenn ihn auch sehr viel Instinkt geleitet hatte. Und noch etwas war anders: Er wollte sich nicht von Krischan trennen. Das wurde ihm bewusster denn je. Er sehnte sich nach der Nähe des Menschen. Jede Zelle seines Körpers und seine ganze Seele drängten zu ihm. Ob dies auf Gegenseitigkeit beruhte, darüber war er sich nicht ganz sicher. Das galt es herauszufinden. Krischan darin zu bedrängen, lag ihm fern. Doch um etwas darüber in Erfahrung
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