Shkarr (German Edition)
äußerst angenehm. Sie war anders als die mit der Zunge seiner Artgenossen.
‚Wir sollten los!’, mahnte Truschan.
Arusch schüttelte sich, plusterte sich auf und glättete sein Fell wieder. ‚Die Jugend hat aber auch nie Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens, wie zum Beispiel Höflichkeit. Aber du hast recht. Wir sollten seine Kräfte nicht überstrapazieren. Er scheint schnell müde zu werden.’
Truschan prüfte diese Aussage und fand in den Augen Krischans Bestätigung. Mit Ausdauer und Beobachtungsgabe hatte er das Mienen- und Gestenspiel Krischans einigermaßen entschlüsseln können. Aber das leichte Zittern und das stumpfe Schwarz der Augen bedurften keines größeren Rätselratens.
Mit weich federnden Schritten machten sie sich auf den Weg. Beide konzentrierten sich darauf, die Wege der Tiere, die ihrer gefährdeten Last gefährlich werden könnten, zu meiden. Im Grunde hatte ein gesunder, ausgewachsener Rirasch keine Feinde. Für Junge, Alte, Kranke oder Verletzte sah das schon anders aus. Diese bedurften nicht selten des Schutzes ihrer Familien und Familienverbände.
Nach ein paar Umwegen und eine Stunde später erreichten sie das Gebiet der alten Baumriesen des dunklen Tales. Hier war die Vegetation dichter und die Bäume standen weiter auseinander. Dazwischen stapelten sich wild aufeinandergeschichtet die Stämme der toten Bäume, welche von einer Unzahl von Sträuchern, Pilzen und Schlingpflanzen überwuchert wurden. Sie befanden sich in einem fast undurchdringlichen Labyrinth, welches kaum von größeren Tieren durchdrungen werden konnte.
Arusch und Truschan waren jedoch nicht zum ersten Mal hier und folgten einem unsichtbaren Pfad. Krischan war aus seinem Dämmerschlaf erwacht. Beeindruckt betrachtete er die monumentale Szenerie des Waldes, die sich zügellos vor ihm auftat und ihn doch gleichzeitig ausschloss. Nachgiebig folgte er den Bewegungen Truschans und passte sich dem wechselnden Auf und Ab an.
Unvermittelt hielt die kleine Gruppe. Truschan legte sich hin und gab Krischan die Gelegenheit, von ihm abzusteigen. Dieser fiel fast hinunter, wurde jedoch von weichen Moosen und kleinen Farnen aufgefangen. Truschan genoss die Erleichterung sichtlich und schnurrte unwillkürlich, als er sich dehnte. Dann begann er mit gleichmäßig langen Zügen sein Fell zu sortieren, während Arusch ihm dabei half.
Krischan beobachtete die beiden, die anscheinend in ihre Tätigkeit vertieft waren. Irgendwie fühlte er sich ausgeschlossen und ihm schoss der irrationale Gedanke durch den Kopf, auch ein Fell haben zu wollen. An Kleidung war nicht zu denken. Er wusste auch nicht, woher er neue bekommen konnte. Irgendwie glaubte er nicht, dass es auf diesem Planeten ein Geschäft für Sachen gab oder dass überhaupt ein solches benötigt wurde.
Als hätte Arusch sein Unbehagen bemerkt, leckte er durch die wirren, schwarzen Strähnen von Krischans Haar und befreite sie von Laub, kleinen Pflanzenteilen und Staub. Da er mitbekommen hatte, dass Krischan nur unfreiwillig die Putzattacken von Truschan hinnahm, verzichtete er auf mehr und betrachtete zufrieden sein Werk. Die Haare lagen jetzt glatt und sauber, fielen geschmeidig über die schmalen Schultern. Auch wenn der Fremde nur wenige Haare hatte, so konnten sich diese durchaus sehen lassen.
Krischan war in diesem Augenblick jedoch von so viel ungenierter Aufmerksamkeit peinlich berührt und senkte leicht den Blick.
So bemerkte er auch nicht, wie sich Arusch und Truschan einer weiteren Katze zuwandten, die sich ihnen auf leisen Pfoten genähert hatte. Erschrocken fuhr Krischan zurück, als blaue Augen mit vertikalen Schlitzen sich vor sein Gesicht schoben und ihn aufreizend lang musterten.
‚Da ist also das Kind aus der anderen Welt!’, stellte der Heiler fest. ‚Er ist wirklich so hilflos, wie es die Jungen durch den Wald gesungen haben.’ Langsam umrundete der Neuankömmling das nackte Wesen vor seinen Pfoten. ‚Die Wunden sind gut abgeheilt. Die Beine müssen wieder stärker werden. Er sollte laufen und klettern. Das bringt die nötige Kraft. Warum seid ihr hier? Er braucht meinen Rat nicht; er hat nichts, was eines Rates bedarf.’
Arusch sprang an die Seite von Krischan und schmiegte sich kurz an ihn. ‚Seine Gedanken sind nicht lesbar. Vielleicht kannst du die Blockade lösen. Ich denke nicht, dass das so normal ist. Aber du bist als Heiler in solchen Dingen erfahrener, Zsoral.’
Die blauen Augen schlossen sich und prüften das eben
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