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Shkarr (German Edition)

Shkarr (German Edition)

Titel: Shkarr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan
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in ihren Häusern und lediglich das dunkle Gesindel trieb sich in den Schatten herum, um ihren noch dunkleren Geschäften nachzugehen. Shkarr hatte von den Gedanken solcher Menschen gekostet und es hatte ihn gewundert, aber im Zusammenhang mit Krischan bereitete ihm das Wissen darum weiteres Unbehagen. Shkarr schob vehement die Gedanken an Risiko und mögliche Konsequenzen beiseite. Wenn Krischan nicht bald zurückkam, hatten sie beide erhebliche Schwierigkeiten. Der eine etwas früher als der andere. Doch das waren unwichtige Details.
    Shkarr schlug die Krallen in den Teppich. Ein Risiko blieb immer, bestätigte er sich selbst.
    Ruckartig setzte er sich in Bewegung und ging durch die Tür. Kaum hatte er sie hinter sich gelassen, drehte er sich um und sah, wie sie sich wieder schloss. So wie er es schon vermutet hatte, öffnete sie sich nicht mehr vor ihm, als er ein Stück zurückging, um von einem eventuell vorhandenen Bio-Scanner oder einer Lichtschranke erfasst zu werden. Raus kam jeder, hinein nur derjenige, der sich ausweisen konnte.
    ‚Also los!‘, ermutigte er sich selbst. Lautlos sprang er die Treppen hinab. Den Aufzug vermochte er nicht zu bedienen, da er dafür in der Art der Menschen hätte kommunizieren müssen. Niemand kam ihm entgegen, somit konnte er ungesehen in die noch aufgewühlte Nacht entschwinden.
    Kalter Wind spielte mit seinem Fell und er spürte den nassen, kalten Asphalt unter seinen Pfoten. Geräuschlos glitt er von Schatten zu Schatten, drückte sich in den Ecken, um dann die Straße entlang zu laufen, bis er in der nächsten Ecke Deckung suchen konnte. Aufregung hatte sich seiner bemächtigt und uralte, schlecht verschüttete Instinkte wurden in ihm geweckt. Er nahm Witterung auf.
    Der Regen hatte fast ganze Arbeit geleistet, aber eine schwache Spur konnte er hier und da noch immer ausmachen. Unbemerkt schlich er sich an vereinzelten Menschen vorbei, die seinen Weg kreuzten. Shkarr wollte niemanden auf sich aufmerksam machen. Wenn er von den Menschen absah, hatte Shkarr der Eindruck, dass die Straße sein eigentliches zu Hause war. Doch die wenigen Menschen machten ihm auch Sorgen. Ihr Geruch und ihre Kleidung entsprach dem Geruch und dem Aussehen der vielen dunklen, schlecht beleuchteten Orten der Stadt, die nichts gemein hatten mit dem, wie Krischan wirkte und wie dieser roch. Sie ähnelten mehr dem Säufer, den er beinahe getötet hatte. Aus Erfahrung und schlechter Erinnerung machte er vor allen Dingen um solche Menschen einen großen Bogen, mied auf das Peinlichste ihren Weg. Alkohol, das Gift der Menschen, machte sie unberechenbar. Shkarr machte sich mehr und mehr Sorgen. Wenn Krischan nun auch getrunken hatte, weil er ihn erschreckt hatte?
    Immer tiefer führte ihn die schwache Spur in die Stadt und einige Male befürchtete er, sie verloren zu haben. Plötzlich erschauerte er und wusste, sein Ziel war nicht mehr weit. Shkarr lauschte den Geräuschen, die zu ihm drangen. Es brauchte einige Momente, bis er begriff, was er hörte. Mit einem Fauchen sprang hoch und es war, als würde Strom durch seine Muskeln fließen. Shkarr glaubte noch einen weiteren Schrei zu hören und die Stimme kam ihm nur allzu bekannt vor.
    Geduckt näherte er sich der Quelle und er wurde in seinem Verdacht bestätigt. Krischan lag auf dem Boden, während zwei finstere Gestalten seine Kleider durchsuchten. Schnell wechselten Mantel und Schuhe ihren Besitzer. Ein Messer blitzte auf und Shkarr sah sich genötigt, einzugreifen. Gezielt schnippte er eine Dose scheppernd vor die Füße der Penner. Die Männer drehten sich erschrocken um und starrten in die undurchdringliche Finsternis.
    Natürlich! Die Menschen vermochten kaum etwas im Dunkeln zu erkennen, erinnerte Shkarr sich und konnte dabei seine Verachtung kaum im Zaum halten. Langsam, Schritt für Schritt näherte er sich den Wartenden, die ängstlich ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerten.
    Als sie ihn endlich erkannten, entspannten sie sich sichtlich und richteten sich selbstsicher auf.
    „Nur eines dieser neumodischen Haustiere. Ein Kanarra, oder so, glaube ich!“, lautete die gemurmelte Entwarnung des einen.
    Shkarr war beleidigt. Jeden Muskel anspannend, lehnte er sich zurück und schnellte wie von einer Feder beschleunigt nach vorn.
    Entsetzen verzerrte die Gesichter der Männer einen Bruchteil einer Sekunde später. Im nächsten Moment fanden sie sich unter den bedrohlich langen Krallen der riesigen Katze wieder, deren dazugehörige

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