Shkarr (German Edition)
Gedanken über das Halten von exotischen Haustieren geworden. ‚Ich kann, soweit ich mich erinnere, auf ungefähr 14 Jahre Gefangenschaft zurückblicken. Vielleicht mehr, vielleicht weniger. Ich bin mir da nicht so sicher. Damit bin ich rein theoretisch drei Jahre jünger als das ausgesprochene Export/Import-Verbot. Es besteht natürlich auch eine andere Möglichkeit: Ich kann schon sehr viel länger auf der Erde sein, ohne dass ich mich daran erinnern würde! Sicher bin ich mir jedoch in keinem Fall. Aber eines steht fest: Ich bin ein reinrassiger Kanarra! Und damit stellt sich die Frage: Wie kam ich auf die Erde? Und warum weiß niemand, dass ich kein Mischling bin?‘
Krischan verschränkte seine Arme. Was hatte seine Schwester gesagt? Der Verkauf von reinrassigen Kanarras sei verboten.
„Die anderen, ich meine, die gezüchteten Kanarras ... sind sie anders als du?“
‚Du meinst, ob sie so sind wie ich – kein dummes Tier? Sie sind nicht wie ich. Sie sind wirklich den Katzen ähnlicher. Obwohl unsere Instinkte fast genauso ausgeprägt sind.‘
Krischan überlegte, schnappte sich ein weiteres Stück Melone und wanderte in das Wohnzimmer zurück.
‚Kannst du dich an deine Heimat erinnern?‘, fragte er weiter.
‚Ja‘, kam die prompte Antwort. ‚Wenn ich meine Erinnerungen auch bisher für Träume gehalten habe.‘
‚Dann musst du älter als 14 Jahre sein!‘, schloss Krischan.
Shkarr balancierte auf zwei Beinen gehend die Reste des süßen Abendbrotes und platzierte es auf dem Tisch.
‚Das ist wahrscheinlich, vielleicht sogar älter als 16. Es kann sein, dass ich kurz nach dem Verbot gefangen wurde. Ganz sicher weiß ich das nicht. Meine Erinnerungen sind ziemlich lückenhaft und von einem Verbot wusste ich bis jetzt auch nichts. Es gab und gibt Menschen, die sich ein lukratives Geschäft auf keinen Fall entgehen lassen wollen. Immerhin zahlte ein Labor damals fast 50.000 Kredits für einen reinrassigen Kanarra. Vielleicht gehöre ich zu den Letzten, die auf die Erde gekommen sind. Aber vielleicht werden auch heute noch reinrassige Kanarras von meinem Heimatplaneten entführt.‘ Die silberhaarige Katze unterbrach sich, um noch einmal alles zu überschlagen und korrigierte sich dann kurz entschlossen: ‚Aber ich glaube nicht, dass heute noch Kanarras entführt werden. Die Grenzen sind dicht und die SkarraSHrá ist nicht dafür bekannt, Gnade walten zu lassen, wenn irgendwelche Verbote verletzt werden. Wahrscheinlich mussten damals alle noch lebenden Kanarras zurückgebracht werden. Es erscheint mir zumindest logisch. Ich habe entsprechende Papiere gefunden, die das bestätigen könnten. Für die Zeit nach dem Verbot gibt es eine Menge Ausfuhrpapiere für Kanarras. Davor gab es keine, aber es lassen sich sogenannte Inventarlisten der Labors finden. Die Differenz zwischen den entführten und wieder zurückgebrachten ist übrigens erschreckend hoch ...‘ Shkarr unterdrückte Trauer und Wut. Krischan streifte ein kurzer Blick, dann starrte Shkarr wieder auf die Melone.
‚Ich denke, sie töteten viele der reinrassigen Kanarras oder hielten sie in den Laboratorien versteckt. Vielleicht starben sie auch einfach, bevor die SkarraSHrá eingegriffen haben.‘
In Krischan stieg ein entsetzlicher Gedanke hoch, und Shkarr wippte zustimmend mit dem Schwanz, als er die damit ausgelösten Gefühle bemerkte. Dann zog er das erschreckende Resümee seiner Informationen, Erkenntnisse und Spekulationen: ‚Es ist wahrscheinlich nur ein Zufall, dass ich überlebt habe. Ich könnte genauso gut tot sein.‘ Shkarr bediente mit spitzen Krallen die Tastatur, die Krischan an den Hauscomputer angeschlossen hatte. ‚Das ist übrigens der Planet, von dem ich komme.‘
„Du willst zurück!“, stellte Krischan fest, als er den grünen Planeten betrachtete. Daten leuchteten neben dem Bild auf, welches sich auf einem schlichten zweidimensionalen Bildschirm aufgebaut hatte. Sie gaben Auskunft über die Fauna und Flora, Temperatur, Klimazonen, geologische Untersuchungsergebnisse, geografische Besonderheiten und eine Menge anderer Details. „An was kannst du dich erinnern, wenn du zurückdenkst?“
‚Es ist nicht viel. An Wärme, die wilde Jagd mit Gleichaltrigen, einige mahnende Worte. Dann an nichts mehr. Als nächstes kommen nur noch Menschen, Käfige und Kraftfelder. Ach ja, das Halsband, das mir umgelegt und zur Probe, ob es auch funktionierte, mal eben kurz angestellt wurde.‘
Krischan starrte auf das
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