Shkarr (German Edition)
überlege.’
Shkarr benahm sich recht beherrscht, wenn man bedachte, was es für ihn bedeutete, sich Halsband und Leine anlegen zu lassen. Krischan hatte mit mehr Schwierigkeiten gerechnet und war erleichtert, als er es hinter sich hatte.
„Es ist soweit“, flüsterte er, als ob er befürchtete, dass ein lauterer Ton Shkarr aus seiner Willfährigkeit reißen könnte. Noch einmal schaute er sich um. Das Gepäck würde noch hier bleiben. Krischan hatte dafür gesorgt, dass es abgeholt und auf gesonderten Wegen sein Ziel erreichen würde. Nur die Tasche an der Wohnungstür würde er mitnehmen, in die er unter anderem Proviant für Shkarr eingepackt hatte. Ehe sentimentale Gefühle in Krischan die Oberhand gewinnen konnten, stürmte er hinaus. Er hatte nicht vor, sich von solchen Kleinigkeiten aufhalten zu lassen. Trotzdem dachte er mit schlechtem Gewissen an seine Schwester. Sie hatten sich zwar in den letzten Jahren nicht so oft gesehen und meist strapazierte sie seine Nerven, aber dennoch vermisste er sie schon jetzt, auch wenn er wusste, dass sie auf dem Flughafen auf ihn wartete, um ihn zum Raumflughafen zu bringen und sich von ihm zu verabschieden. Während er den Aufzug betrat, bestellte er das Taxi zum Flughafen. Shkarr ließ sich nicht lange bitten und stieg in das Gefährt, während er es genauestens sensorisch unter die Lupe nahm.
‚Wir werden verfolgt‘, stellte er nach einer Weile fest und hinderte Krischan mit einem Stoß in die Seite daran, sich umzudrehen. Krischan hielt sich kurz die schmerzende Stelle. Doch abgelenkt durch diese Nachricht vergaß er, gegen die grobe Behandlung zu protestieren. Stattdessen zischte er, seit wann der Kanarra das Verhalten von Agenten angenommen hätte. Ein kurzer Gedanke machte das Fernsehen dafür verantwortlich.
Shkarr grollte nur leicht: ‚Ich bin Jäger und Gejagter zugleich. Ich werde meinen Verfolger garantiert nicht darauf aufmerksam machen, dass ich ihn gesehen habe. Lass dir einfach nichts anmerken.‘
Krischan schaute zu Shkarr hinüber, der versuchte, es sich auf der Sitzbank einigermaßen bequem zu machen.
Sie fuhren fast eine Stunde durch die Stadt, ehe sie endlich ein Gebiet erreichten, das so etwas wie die Ahnung eines Horizonts zuließ. Mit einfachsten Mitteln gebaute Häuser und Hütten reihten sich hier dicht an dicht, soweit das Auge reichte, über eine fast eben wirkende Fläche. Der Wind wirbelte Müll auf und blies ihn die kahle Straße entlang. Einige Bäume versuchten sich krampfhaft in dem kargen Boden zu verankern und saugten gierig das nur spärlich einsickernde Nass, welches hier recht oft den Himmel herab rauschte und sehr schnell von der Kanalisation aufgenommen wurde. Nur wenige Einwohner ließen sich um diese Zeit sehen. Die Sonne stand tief und würde schon bald die Nacht heraufbeschwören. Nach und nach entzündeten sich die Straßenlichter und tauchten alles in ein gespenstisch farbschluckendes, helles Licht, welches die Haut in einem unnatürlichen Weiß schimmern ließ.
Wie an einer Schnur aufgezogen, reihte sich Fahrzeug an Fahrzeug, die sich mit schwindelerregender Geschwindigkeit in Richtung Flughafen bewegten, der sich in der Ferne durch eine Kuppel aus Licht verriet.
Shkarr wurde ein wenig unruhig und Krischan konnte die Nervosität des Katers schmecken, der sich Gedanken über die Enge des Transportkäfigs machte. Krischan strich ihm kurz über die Pfoten und versicherte ihm, dass sie sich im Flugzeug unterhalten würden. Irgendwie würde er Shkarr schon von seiner Umgebung ablenken können. Niemand hielt sie auf, auch wenn Shkarr Krischan darüber informierte, dass sie immer noch beobachtet wurden. Krischan konnte nur eine Gänsehaut in seinem Nacken ausmachen, aber sehen vermochte er niemanden.
„Führen Sie noch mehr Gepäck bei sich?“, wurde er von einer jungen Frau in Uniform hinter dem Tresen der Gepäckannahme gefragt. Mit einem Lächeln deutete sie auf seine Tasche und Shkarr, der sie mit seinen Augen buchstäblich aufspießen wollte. ‚Ich bin doch kein Gepäckstück‘, knurrte der halblaut, um Krischan nicht ganz aus dem Konzept zu bringen. Dieser versuchte einen gequälten Gesichtsausdruck zu unterdrücken, was ihm aber nicht so recht zu gelingen schien, da er von der Frau am Kontrollschalter seltsam gemustert wurde.
„Den Kanarra geben Sie bitte dort drüben ab.“ Mit einem Finger zeigte sie auf einen anderen Schalter, über dem groß „Check-Point for Animals“ stand. Sie bedachte Krischan
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