Shkarr (German Edition)
Angestrengtes Lachen kam von dem Kanarra.
‚Dir geht es nicht gut!‘, stellte Krischan nur schlicht fest. Seine Augen klebten mit leerem Blick auf dem Glas vor seiner Nase.
‚Ich werde es überleben. Aber mit Licht haben die hier unten wirklich gespart und dabei kann ich gut im Dunkeln sehen.‘
‚Und wie geht es dir sonst?‘
‚Mhm.‘ Shkarr schien sich umzuschauen und eine kleine Bilanz seines Allgemeinzustandes zusammenzustellen. ‚Ich denke, du hättest doch Spielzeug mit einpacken sollen. Nun ist es zu spät dafür. Stattdessen werde ich ein wenig schlafen. Lass dir da oben nur nicht die Nerven strapazieren. Ich glaube, die werden uns in Ruhe lassen, solange wir uns nicht auffällig benehmen. Wer weiß, auf was die warten.‘
Ein kleiner Ruck ging durch die Maschine und Krischan spürte, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatte. Nach scheinbar ziellosem Herumkurven standen sie endlich auf der Startbahn. Langsam fuhr das Flugzeug los und hob ein paar Sekunden später wie schwerelos vom Boden ab. Nicht ein Geräusch drang von den Antrieben und so wirkte der ganze Vorgang einfach mühelos und ließ die Kraft, die für den Start benötigt wurde, nicht einmal erahnen. Ein leises Summen war einziger Hinweis dafür, dass sich das Kraftfeld um ihn abschaltete und ihn damit wieder freiließ. Ein wenig müde streckte Krischan sich und schloss dann die Augen. Er hatte vor, es dem Kanarra gleichzutun und die Zeit einfach zu verschlafen. Den Nachbarn neben sich und den Mann hinter ihm ignorierend, tippte er auf dem Display das ‚Bitte nicht stören!‘-Zeichen an. Noch einmal rutschte er etwas hin und her, dann schloss er die Augen.
„Bitte wachen Sie auf, Mr. Ros! Wir sind gelandet. Willkommen in Washington!“
Krischan schlug die Augen auf. Orientierend schaute er sich um. Er hatte tatsächlich den ganzen Flug verschlafen. Etwas verkatert reckte er sich und versuchte seinen Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Die anderen Passagiere standen schon in den Gängen und machten sich an den Gepäckhaltern zu schaffen. Mit Schwung befreite sich Krischan aus seinem Sitz und suchte seine Tasche. Unvermittelt hielt sie ihm sein Sitznachbar, der sie offenbar für ihn rausgesucht hatte, unter die Nase.
„Sie haben anscheinend einen gesunden Schlaf. Ich könnte in diesen verdammten Sesseln, so verknotet, wie man darin sitzen muss, nie so fest schlafen wie Sie.“
Krischan wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Seine Tasche wäre ihm beinahe aus den Händen geglitten, aber er konnte noch schnell nachgreifen. Er zwang seine Stimmbänder zu einem „Danke“. Doch der Adressat hatte sich schon zwischen die nach draußen eilenden ‚Passagiere‘ gezwängt und entschwand ziemlich schnell aus Krischans Sichtfeld. Rasch schulterte Krischan sein Gepäckstück und tat es ihm nach. Er wollte keine Minute länger als unbedingt nötig in dieser Blechdose sein.
Komfortabel wurden die Passagiere in die Ankunftshalle geleitet, wo sie gespannt auf ihr Gepäck warteten. Krischan sah sich nach der Ausgabe für lebendiges Frachtgut um und wurde schnell fündig. Eine Unmenge miauender, kreischender, bellender und piepsender Passagiere wurde entladen und wie auf einer Ausstellung den suchenden Menschen präsentiert.
‚Könntest du mir einen Hinweis geben, wo du bist?‘, rief Krischan verzweifelt angesichts der großen Anzahl von Tieren.
‚Wenn ich mich nicht irre, in der Abteilung Kanarras. Zumindest bin ich von diesen umgeben. Du bist irgendwo links von mir und ganz in der Nähe.‘
Krischan überlegte kurz, wanderte dann die Reihe ab und stieß tatsächlich auf eine größere Menge dieser Katzen. Da ein Blick in die Kisten nicht immer wirklich Auskunft über deren Inhalt gab, sah er sich die Chips an, die an jeder von ihnen baumelte. Endlich fand er seinen Namen und öffnete erleichtert die Tür.
‚Wurde aber auch Zeit!‘, stöhnte Shkarr auf.
‚Schau dich um! Hier irgendjemanden zu finden, gleicht einer Unmöglichkeit’, rechtfertigte Krischan sich.
Shkarr schüttelte und streckte sich ausgiebig. Genüsslich wölbte er seinen Rücken und bog ihn dann wieder durch, wobei sein Schwanz steil nach oben gereckt wurde. Dann setzte er sich und ordnete sein Fell. Krischan ließ ihn gewähren, solange es ging. Als er jedoch bemerkte, dass sie zunehmend im Weg standen, drängte er zur Eile. Mürrisch stellte sich der Kater an Krischans Seite. Als dieser die Bereitschaft bemerkte, setzte er sich in Bewegung und Shkarr folgte
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